"Mein Leben als ICH" - Was darf Kabarett?

Kontroverse um Kritik Uli Masuths an Corona-Maßnahmen

veröffentlicht am 13.10.2020

Der Kabarettist Uli Masuth polarisierte mit seiner Zugabe im Stadttheater. Pressefoto: gantenhammer GmbH & Co. KG

Memmingen (as). Um die Zugabe, die der Kabarettist Uli Masuth im Anschluss an sein Programm "Mein Leben als ICH" am Freitag, 9. Oktober, im Landestheater Schwaben geboten hat, hat sich eine kontroverse Diskussion entwickelt. Dabei vertreten das Landestheater Schwaben, das seine Bühne für die Vorführung zur Verfügung gestellt hatte, und der Veranstalter, das Parterretheater im Künerhaus (PiK), unterschiedliche Meinungen. Die Debatte entzündete sich an einer Pressemitteilung des Landestheater Schwabens, in der die Intendantin Dr. Kathrin Mädler sich von der Kritik Masuths an den politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie distanzierte.

In der Stellungnahme des Landestheaters Schwaben heißt es wörtlich:

„Das Landestheater Schwaben distanziert sich von der als künstlerische Zugabe deklarierten persönlichen Stellungnahme zur Corona-Pandemiesituation Uli Masuths im Rahmen seines Kabarettabends ,Mein Leben als ICH’. Dieser fand im Rahmen des Programms des PiK (Parterretheater im Künerhaus) auf der Bühne des Großen Hauses statt und hat keinen Bezug zur inhaltlichen Ausrichtung des Landestheaters.

Das Landestheater Schwaben freut sich, dem PiK, das es sehr schätzt, in der schwierigen Corona-Zeit mit einem Veranstaltungssaal auszuhelfen und damit das kulturelle Leben in einer schwierigen Zeit gemeinsam aufrecht zu erhalten, macht jedoch deutlich, dass derartige Aussagen keine Zustimmung finden. Das Landestheater hat sein gesamtes Programm darauf ausgelegt, seine Mitarbeiter und Zuschauer vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen und dennoch kritische Theaterkunst zu machen. Uli Masuths Stellungnahme zur Corona-Pandemiesituation und dem politischen Umgang damit, bewegte sich nach Ansicht des Landestheaters Schwaben nicht mehr im Rahmen der Kabarett-Darbietung und damit auch nicht im Rahmen der künstlerischen Freiheit, die das Landestheater immer auf das Schärfste verteidigt.

Wir arbeiten sehr daran, mit ästhetischen Mitteln der Polarisierung unserer Gesellschaft entgegenzuwirken. Wir sind immer offen, die Bühne als Ort der Diskussion zu begreifen – aber nicht in dieser Form, die nicht den Austausch sucht, sondern die Spaltung. Uli Masuth hat unsere Bühne für eine politische Agitation missbraucht, um Verschwörungsgedanken zu verbreiten, die oft genug antisemitische und rassistische Untertöne anklingen lassen.“

"Keine Verschwörungstheorien geäußert"

Die Veranstalter vom PiK zeigten sich auf Nachfrage der Lokalen überrascht über die Stellungnahme des Landestheaters. "Uli Masuth hat das Publikum lediglich dazu aufgerufen, die aktuellen politischen Maßnahmen zu hinterfragen", so Karin Keller. "Er hat keine Verschwörungstheorien geäußert und auch nicht dazu aufgerufen, keine Masken zu tragen."

Hier die offizielle Stellungnahme der Alternativen Kleinkunst Memmingen e.V. zu Uli Masuths Ausführungen:

"Bei Meinungsäußerungen jeglicher Art muss es rote Linien geben. Jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Gewalt und Faschismus liegt hinter dieser Linie. Diese Linie hat Ulli Massuth nicht überschritten. In seinen Ausführungen zur Corona-Pandemiesituation in Form einer Rede Angela Merkels lassen sich unserer Meinung nach keine Verschwörungstheorien erkennen.

Die Frage, die sich uns stellt, ist: Macht sich jemand, der sich kritisch zu Maßnahmen zum Eingrenzen der Pandemie äußert, gemein mit Menschen mit rechtsradikalem oder antisemitischen Hintergrund? Verstärken wir nicht die Polarisierung in unserer Gesellschaft, wenn wir Menschen, die anders denken als wir, nicht mehr zu Wort kommen lassen wollen? Ist es nicht gerade das Wesen des Kabaretts, Dinge zu hinterfragen?

Wenn wir Ulli Masuth nicht mehr engagieren, dann alleine aus dem Grund, dass seine Darbietung als Kabarettist uns nicht überzeugen konnte."