Wird auch der Memminger Karstadt von den Filialschließungen betroffen sein? Oberbürgermeister Manfred Schilder befürchtet es und wandte sich nun mit einem Brief an die Geschäftsführung des Konzerns in Essen. Foto: Sonnleitner
Memmingen (dl/as). Mit Sorge verfolgt Oberbürgermeister Manfred Schilder Veröffentlichungen zu Filialschließungen des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof GmbH. Seit 45 Jahren prägt der Karstadt die Einkaufslandschaft in Memmingen. In einem Schreiben wendet sich der Oberbürgermeister nun an die Geschäftsführung des Konzerns in Essen und appelliert für den Erhalt des Memminger Warenhauses.
Die Stadt Memmingen stellt der Presse das Schreiben zur Verfügung, das wir im Folgenden wiedergeben:
Sehr geehrter Herr Dr. Fanderl,
die Auswirkungen der Corona-Pandemie trafen den deutschen Einzelhandel mit voller Wucht und werden noch weit in die Zukunft wirken. Auch ihr Konzern ist davon stark betroffen und musste infolge das Schutzschirmverfahren einleiten, um damit das Unternehmen zu sanieren. Als mögliche Sanierungsmaßnahmen stehen nun unter anderem umfangreiche Filialenschließungen im Raum. Mit Sorge betrachte ich diese Entwicklung und fürchte um den Fortbestand des Memminger Warenhauses. Hier gehört Karstadt seit rund 45 Jahren zum Stadtbild und zieht aus einem weiten Umkreis Kunden an. Ein Grund hierfür ist das attraktive und umfangreiche Angebot, welches unter einem Dach präsentiert wird. Besonders deutlich wird die Bedeutung des Warenhauses, wenn man die Verkaufsfläche betrachtet. So beträgt der Anteil Karstadt knapp ein Viertel der gesamten innenstädtischen Verkaufsfläche. Bei einer Schließung droht ein nicht wettzumachender Attraktivitätsverlust der Einkaufsstadt Memmingen, was einen deutlichen Frequenzrückgang zur Folge haben könnte. Auch würden viele Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren.
Memmingen selbst hat in den vergangenen Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Stärkung des Einzelhandels und zur Attraktivierung der Innenstadt ergriffen. Historische Plätze wurden neu gestaltet, neue Quartiere geschaffen und die gesamte Fußgängerzone grundlegend saniert. Dies führte in Folge zu weiteren Investitionen im privaten Sektor in Millionenhöhe. Heute präsentiert sich Memmingen für Besucher und Kunden als moderne Einkaufsstadt mit Flair. Die Zahlen, die ihn vermutlich bekannt sind, unterstreichen diese Entwicklung: Ein positiver Pendlersaldo von über 12.000 Personen, ein Bevölkerungswachstum in den letzten sieben Jahren von 5,5 Prozent, ein großer einzelhandelsspezifischer Verflechtungsbereich von über 200.000 Personen sowie eine überdurchschnittliche Kaufkraftkennziffer von 102,4 Punkten. Daneben beste infrastrukturelle Voraussetzungen durch die Autobahnen A7 und A96, den Allgäu Airport Memmingen sowie eine ab diesem Jahr elektrifizierte Bahnlinie direkt nach München und Zürich.
Auch in Zukunft wird sich die positive Entwicklung Memmingen fortsetzen. Im Bereich der Altstadt wird aktuell mit der Sanierung der historischen Stadtmauer ein neu erlebarer touristischer Anziehungspunkt geschaffen. Daneben werden durch eine umfassende Analyse im Rahmen einer vorbereitenden Untersuchung weitere Entwicklungsansätze herausgearbeitet. Parallel dazu wird das Rosenviertel, eine rund 7.000 Quadratmeter große Fläche, direkt am Bahnhof gelegen, komplett neu überplant und bebaut. Auch das derzeit überarbeitete Einzelhandelskonzept legt besonderen Wert auf die Stärkung der Innenstadt und schafft einen verlässlichen Rahmen.
Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie, den Standort Memmingen langfristig weiter zu betreiben. Die Vergangenheit zeigt, nach Aussage der jeweiligen Hausgeschäftsführer, dass der Betrieb des Warenhauses in Memmingen bislang kein Verlustgeschäft war. So bin ich der Überzeugung, dass Galeria Karstadt Kaufhof Memmingen – eventuell mit neuem Konzept – gestärkt und langfristig erfolgreich aus der Krise hervorgehen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Schilder
Oberbürgermeister
