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Multikulti im Mittelalter: Landestheater Schwaben zeigt "Nathan der Weise"

veröffentlicht am 26.09.2013

Sultan Saladin (Dino Nolting) mit dem reichen Juden Nathan (André Stuchlik) in der Inszenierung von Peter Kesten am Landestheater Schwaben. Foto: LTS/ M. Forster  Der reiche Jude Nathan (André Stuchlik) mit dem Sultan Saladin (Dino Nolting) in der Inszenierung von Peter Kesten am Landestheater Schwaben. Foto: LTS/ M. Forster

 

Memmingen (dl/as). Das Landestheater Schwaben eröffnet mit der Premiere von „Nathan der Weise“, inszeniert von Peter Kesten, am 27. September die neue Theater-saison. Gotthold Ephraim Lessings Werk, das durch die Ringparabel berühmt wurde, ist dabei sinngebend für die Spielzeit. Ihr Motto „Des Menschen Hirn“ ist dem „Nathan“, einem Meisterwerk mit politischer Botschaft, entnommen.

Das Thema der Toleranz zwischen Christentum, Judentum und Islam war schon zu Lessings Zeit extrem modern und hat auch heute noch nichts von seiner Relevanz verloren. „Nathan der Weise“, geschrieben 1779, ist ein provozierender Text für religiöse Eiferer, die sich im alleinigen Besitz unumstößlicher Wahrheit wähnen. Solch hybrider Eitelkeit setzt Lessing sein Gebot der Toleranz entgegen. Unnötig zu sagen, wie aktuell das ist: Türkischstämmige Muslime wecken den Argwohn sogenannter „Herkunftsdeutscher“, arabische Jugendliche und Neonazis machen in Berlin Jagd auf Juden. Ohne Toleranz wird die Welt zum Tollhaus. Die Story dieses dramatischen Gedichts ist so glasklar wie die schöne, leichtfüßig-poetische Sprache.

Jerusalem im 12. Jahrhundert. Der junge Tempelherr (Christian Müller) rettet Recha (Josephine Bönsch), Tochter des Juden Nathan, das Leben. Er verliebt sich in sie, will aber mit dem Vater nichts zu schaffen haben. Und erfährt, dass Recha, ohne es zu wissen, keine Jüdin ist. An Kindes statt nahm Nathan (André Stuchlik) sie einst an, als seine Frau und seine sieben Söhne von Christen ermordet wurden. Als der Tempelherr dies dem christlichen Patriarchen von Jerusalem (Fridtjof Stolzenwald) berichtet, bringt er Nathans in Gefahr.

 Jude und Muslim indes sind sich näher gekommen. Auf die Frage des Sultans (Dino Nolting), welche der drei großen Religionen die echte sei, antwortet Nathan mit der Ringparabel. Deren Quintessenz: „Es eifere jeder seiner unbestochnen, von Vorurteilen freien Liebe nach.“ – Ein Kuriosum führt zur Lösung des Konflikts: Rechas Vater, stellt sich heraus, ist der Bruder des Sultans. Recha, die Christin, ist zugleich mohammedanischer Herkunft. Und erzogen von einem Juden. Multikulti im Mittelalter.

Die Premiere findet am Freitag, 27. September, um 20 Uhr im Großen Haus statt. Weitere Vorstellungen: 29. September sowie 5., 15., 17. und 30. Oktober. Kartenreservierung unter Tel. 08331/9459-16.