"Nicht mit früheren Europawahlen vergleichbar"

SPD lädt die Europaabgeordnete Maria Noichl zum Brunch

veröffentlicht am 05.02.2019

Die Europaabgeordnete Maria Noichl, der schwäbische Kandidat für die Europawahl, Francesco Abate, Moderatorin Regina Vogel, Pascale Tosca-Conrad, Schüler Kai Minko und der Schulleiter des Vöhlin-Gymnasiums Burkhard Arnold im Gespräch mit dem Publikum beim Europa-Brunch der Memminger SPD im Kaminwerk. Foto: Würth

Memmingen (dl). Die SPD Memmingen-Unterallgäu hat einen Europabrunch mit der Europaabgeordneten Maria Noichl veranstaltet. Vor rund 100 Besuchern stand dabei natürlich das Thema Europa im Mittelpunkt. Dazu gab es im Kaminwerk noch eine Podiumsdiskussion mit verschiedensten Teilnehmern.

„Europa, jetzt erst recht!“ – unter diesem Motto stand die Rede von Maria Noichl. Die anstehende neunte Europawahl sei in vielen Dingen die „erste Europawahl“. Die erste Wahl seit viele nationalistische Parteien in Europa aufgetreten sind, seit ein Land die EU verlassen möchte und seit das erste Mitgliedsland (Ungarn) die „Rote Karte“ bekommen hat. Die Situation sei nicht mit den früheren Europawahlen vergleichbar, so Noichl.

"Rechtsstaatlichkeit regelrecht angeknabbert"

In manchen europäischen Ländern werde die Rechtsstaatlichkeit regelrecht angeknabbert. Manche Länder wollten „europäisch heiraten“ und damit versuchen, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu entwickeln. Nun spüre man aber, wie sie sich immer mehr von unseren Werten abkehren. Gerade Ungarn entwickle sich zu einem Land, das für Europa nicht gut sei. Europa sei nicht nur ein Vertrag, damit man Fördermittel bekommt, sondern eine Gemeinschaft und ein gegenseitiges Versprechen.

"Europa hat auch negative Auswirkungen"

Noichl betonte in ihrem Plädoyer auch die Wichtigkeit von Solidarität. Solidarität sei ein gegenseitiges Versprechen, sich füreinander einzusetzen, damit der Stärkere dem Schwächeren hilft. Noichl stellte die Frage, warum Europa bei den Menschen so unterschiedlich ankommt, nicht nur im Geldbeutel. Man müsse dabei leider zugeben, dass es in Europa auch zu negativen Auswirkungen kommt, und sich viele der „ganz, ganz Großen“ an der Kasse bedienen und die einfachen Menschen keine Verbesserung in ihrem Geldbeutel oder im Arbeitsleben spüren.

"Brexit von rechter Seite bewusst gefördert"

Eine große Gefahr für die Gemeinschaft sieht Noichl in den Rechtspopulisten. Manche von denen seinen"dumm, bösartig und berechnend". Auch der Brexit sei von rechter Seite bewusst gefördert worden. Wo der Gedanke „ich zuerst“ herrsche, gebe es keine Gemeinschaft.

In der anschließenden Diskussion, moderiert von der Schauspielerin Regina Vogel, standen neben Maria Noichl noch Francesco Abate, die gebürtige Französin Pascale Tosca-Conrad, der Schüler Kai Minko und der Schulleiter des Vöhlin-Gymnasiums, Burkhard Arnold, als Gesprächspartner zur Verfügung.

Kai Minko, Schüler des Vöhlin Gymnasiums, freut sich, dass es Frieden gibt und man in Europa frei reisen kann. Auch wirtschaftlichen Aufschwung könne man in Europa nur gemeinsam erreichen, meint der Gymnasiast.

Europa in der Schule leben

Schulleiter Burkhard Arnold berichtete über die Projekte am Vöhlin-Gymnasium zum Thema Europa. „Wir sind Europa und das wollen wir in unserer Schule leben“, beginnt der Schulleiter. Hierzu gibt es einen schulischen Wettbewerb, dessen Ergebnisse man jedes Jahr im Juli in der Rathaushalle sehen kann. Man müsse Europa ins Bewusstsein der Jugendlichen bringen und herausstellen, dass es noch nie eine so lange Friedensphase gegeben hat. Deswegen gebe es Projekte der Friedenserziehung und Vorträge von Politologen. "Wenn man die jungen Menschen nicht erreicht, kommen Dinge wie der Brexit heraus", so Arnold.

Pascale Tosca-Conrad erlebt Europa jeden Tag bei der Arbeit in der Pflege, „da viele Kolleginnen aus anderen europäischen Ländern sind“. Die Mutter von vier Kindern bedauert allerdings, dass sie als Französin beispielsweise am Volksbegehren Artensterben immer noch nicht teilnehmen dürfe.

Francesco Abate will vor allem den Rechtsruck, der Europa derzeit in Europa herrsche, bekämpfen. Dies könne nur gemeinsam geschehen und deshalb sei die Europawahl so wichtig.