
Memmingen (as). In Folge eines chirurgischen Eingriffs oder einer Bestrahlung des Prostatakrebses kann ein Patient, zumindest vorübergehend, unter Inkontinenz und Erektionsstörungen leiden, die sein Selbstwertgefühl und die Partnerschaft beeinträchtigen. Der Ratgeber “Prostatakrebs und die Neuentdeckung der Lust“ informiert erstmals fachübergreifend über Therapiemöglichkeiten.
In dem ausschließlich am Patientenwohl orientierten Leitfaden für die Rehabilitation erhält der Betroffene neben medizinischer Beratung auch physiotherapeutische und psychologische Hilfen. Nicht zuletzt verfolgt das Team um Herausgeber Dr. med. Georges F. Akoa Mbida die Absicht, die Sexualität - bzw. ihre Störung in Folge eines Eingriffes - aus der Tabuzone herausholen.
„Dieses Buch brauchen wir dringend“, erklärt Professor Dr. med. Peter Schneede, Chefarzt der Urologischen Klinik Memmingen, anlässlich der Vorstellung des 'etwas anderen' Prostatatkrebs-Ratgebers im Klinikum Memmingen. Es sei nicht nur informativ, sondern auch "höchst einfühlsam" verfasst, zumal emotionale Faktoren in der Medizin oft ausgeklammert würden, so Prof. Schneede. „Es gibt Antwort auf Fragen, die Sie für die eigene Therapieentscheidung gar nicht gestellt hätten.“
„Wir wollten komplexe medizinische Zusammenhänge allgemein verständlich erklären, um dem Patienten ein erfülltes Sexualleben nach einer Prostata-Erkrankung zu ermöglichen“, definiert Facharzt Dr. med. Georges F. Akoa Mbida das Ziel seines Autorenteams.
Schnell wird klar, dass es um viel mehr geht, als organische Dysfunktionen: Die Inkontinenz sei zunächst die vordringliche Problematik, erklärt Roland Gaus, Leiter des Physiotherapie am Parksanatorium. Aus Scham und Angst vor Bloßstellung isolieren sich die Betroffenen. Im Gymnastikteil des Ratgebers gibt Gaus Übungsanleitungen, um die betroffenen Muskeln, sowohl bei Inkontinenz als auch im Falle einer Impotenz, zu kräftigen. Mit dem Geschlechtsleben gerät auch das Gefühlsleben aus den Fugen. "Verzweiflung bis hin zur Depression kann die Folge sein", erklärt Axel Rheineck, ehemaliger Patient und Mitautor des Ratgebers, in dem auch Betroffene zu Wort kommen.
Co-Autorin Sibylle Zengerle-Hübner, psychologische Psychotherapeutin, erklärt, wie Partner neue Weg suchen können, um sich zu begegnen und Sexualität neu zu definieren. Auch Mitautor Dr. Thomas Roth, Facharzt für Psychiatrie und Psychoonkologie, beschäftigt sich mit den seelischen Auswirkungen von Krebserkrankung und Therapie und gibt Tipps zur Bewältigung der Krise, deren Dauer und Intensität von der Größe des entfernten Karzinoms abhängt: Wird der Krebs zu spät entdeckt, ist eine Schädigung der Nerven bei der Operation unvermeidbar.
Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsart des Mannes über 40, Ärzte und Kliniken konstatieren 67.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Dennoch nimmt nicht einmal jeder Zweite das ab dem 45. Lebensjahr kostenlose Angebot einer jährlichen Vorsorge der Kassen in Anspruch. Verunsicherung entstand nicht zuletzt durch die widersprüchliche Diskussion des Themas in den Medien.
Über den Herausgeber: Der in Kamerun gebürtige Dr. med. Georges F. Akoa Mbida war von 2001 bis 2007 an der Urologie des Klinikums Memmingen tätig und arbeitet heute als leitender Urologe am Parksanatorium Aulendorf, einer Fachklinik für onkologische Rehabilitation der (mit dem Klinkum Memmingen kooperierenden) Waldburg-Zeil-Kliniken.
Der Ratgeber ist im Allgäuer Zeitungsverlag Kempten unter ISBN: 978-3-88006-313-6 erschienen und kostet 12,80 Euro. Erhältlich ist er in AZ-Service-Centern und im Internet unter www.azschop.de oder unter der Bestellhotline 0831/ 206 – 190.