
Memmingen (as). Am Samstag, 05. Oktober, 18 Uhr feiert die mobile Jugendtheaterproduktion "ritzen" auf der CaféhausBühne des Landestheaters Premiere. Das Stück beschäftigt sich mit einem Thema, das für Jugendliche von besonderem Interesse ist und so angelegt wird, dass es in jeder Schule aufgeführt werden kann.
Fritzi hat die gleichen Probleme, wie viele Jugendliche auch. Sie hat Ärger daheim, kommt mit den Eltern nicht zurecht und hat Schwierigkeiten in der Schule.
Aber dazu kommt noch, dass sich ihr Freund mit HIV infiziert hat. Sie ist überfordert. Isoliert, ohne Rückhalt und auf sich allein gestellt, verliert sie sich in anonymen Onlinefreundschaften, die es nur selten gut mit ihr meinen.
Mit all dem kommt sie nicht zurecht und sie kann die aufkommenden Gefühle nicht verarbeiten. Sie schiebt die Emotionen beiseite, kann bald gar nichts mehr fühlen. Diesen Zustand versucht sie mit Sex aufzubrechen. Besser geht es ihr danach nicht – im Gegenteil. Der einzige Weg für sie, um sich überhaupt zu spüren, ist, sich selber Schmerzen zuzufügen. Sie ritzt sich, um ihrem inneren Schmerz einen Weg nach draußen zu bahnen. Und dann sieht sie nur noch eine Alternative: die Flucht aus alledem.
Ritzen als auto-aggressives Verhalten kommt besonders häufig bei Mädchen zwischen 12 und 15 Jahren vor. Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts besagt, dass Selbstverletzendes Verhalten (SVV) immer häufiger vorkommt; insgesamt nehmen psychische Störungen bei Jugendlichen allgemein zu. Hinzu kommt, dass Ritzen sich wie eine Art Mode verbreitet. Auch Jugendliche ohne psychische Störung probieren es aus, weil es die Freunde auch tun. Oder sie tun es, um auf sich aufmerksam zu machen. Pädagogen stehen heute alltäglich sich selbstverletzenden Schülern gegenüber und müssen sich auf diese Problematik einstellen. Erleichterung verspüren viele der Betroffenen, nachdem sie sich mit Scheren oder Rasiermessern geschnitten haben, und so beschreibt es auch die Protagonistin in diesem Monolog. Das Stück wird speziell für Schulen inszeniert und ist dazu geeignet, unter minimalen Bedingungen direkt in den Schulen aufgeführt zu werden.
Der Linzer Walter Kohl ist Autor von über 30 Werken und hat wiederholt an den Autorenwettbewerben des Landestheaters Schwaben teilgenommen. Für das Stück „ritzen“ erhielt er das Paul Maar Stipendium und den Ohrwurm-Hörspielpreis.
Inszenierung, Bühne und Kostüme: Stefanie Bauerochse
Fritzi: Carolin Jakoby
Kartenreservierung unter Tel.: 08331/9459-16.