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Standing Ovations: Pippo Pollina begeisterte sein Publikum in der Stadthalle

veröffentlicht am 14.07.2014

Pippo Pollina Stars der Memminger Meile 2014: Der italienische Liedermacher Pippo Pollina trat mit dem "Palermo Acoustic Quartet" in der Stadthalle auf. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Vor nicht ausverkauften, aber gut gefüllten Rängen gastierte Pippo Pollina mit dem "Palermo Acoustic Quartet" im Rahmen der Memminger Meile in der Stadthalle. Das Publikum, darunter auch einige eingefleischte Fans des Liedermachers, verfiel dem Charme des in Zürich beheimateten Sizilianers bereits nach wenigen Minuten und belohnte einen überaus gelungenen Konzertabend mit Standing Ovations.

 „L’Appartenenza“, so heißt das neue Album, das die Band vorstellte - Zugehörigkeit. Der Titel deutet auf eine Selbstreflexion des Künstlers hin. So spielt die Zeit eine wichtige Rolle in den vorwiegend philosophisch-poetischen Texten sowie die Fragen des „Woher“ und „Wohin“. Pollina verortet sich, besinnt sich seiner Wurzeln. Kurz gesagt: Das Album mutet wie eine Standortbestimmung des 51-jährigen Musikers an, der dem Publikum gesteht: "Ich habe eine Affinität zur Vergangenheit."

Schließlich sind da noch die Songs die seit 20 Jahren da sind "und die sich jedes Mal, wenn ich sie rausschmeiße, durchs Fenster wieder hereinschleichen“, schmunzelt Pollina. Ein solches Lied ist "Centopassi“ - 100 Schritte. Sie messen die Entfernung zwischen dem Haus eines "Cosa Nostra"-Bosses und dem des damaligen Chefredakteurs Pollinas, den dieser ermorden ließ. Ein Wendepunkt in Pollinas Leben. Damals, mit 23 Jahren, kehrte er seiner schmerzlich geliebten Heimat Sizilien den Rücken.

Kraftvolle und bildreiche Poesie

Er habe als junger Jurastudent die Welt verändern wollen, erzählt der Liedermacher den Zuhörern. Als Journalist kämpfte er in Sizilien gegen die Cosa Nostra. In „Laddove Crescevano I Melograni“ (Wo die Granatäpfel wuchsen) schaut er zurück auf seine Jugendzeit. Dank Texteinblendung mit deutscher Übersetzung bekommt auch der des Italienischen unkundige Zuhörer einen Eindruck der bildreichen Sprache Pollinas, die ebenso kraftvoll wie poetisch und tiefsinnig, doch völlig frei von "Weichspüler" ist.

Seine politischen Songs zeigen die kämpferische Seite des Poeten Pollina - die Leidenschaft, die neben Sehnsucht und Nostalgie in ihm existiert. Mit seiner etwas rauen Stimme, die auch richtig gut rocken kann, intoniert er kraftvolle Statements. "Heute gibt es keine großen Persönlichkeiten mehr mit eigenen Ideen über das Leben und die Gesellschaft wie in den 70er Jahren", erklärt Pollina bedauernd. In "Anni settanta" - die 70er Jahre -  besingt er die Epoche der Ideale und Idole mit all ihren Erscheinungsformen - vom Mini Rock bis Mao Tse Tung.

Ein "Beinahe-Liebeslied" für die Wahlheimat

Neben solch eher schweren Kost spielt die Band auch fetzige "Gute-Laune"-Songs. Auch seiner Wahlheimat, die er wie eine spröde Geliebte beschreibt,  widmet Pollina mit "Helvetia" ein "canzone quasi d’amore". Doch zwischen den Zeilen und in seiner Stimme kommt immer wieder diese "un'inspiegabile malinconia" - die unerklärliche Melancholie zum Ausdruck und eine leise Ahnung von Verlust , die seine, eher zarte, Gestalt umgeben. "Siamo venti da lontano, abbiamo tanto a capire" – wir sind von weither gekommen und haben so viel zu verstehen...

Mit Roberto Petroli (Saxofone, Klarinette), Max Kämmerling (Gitarren), Luca Lo Bianco (Bass), Fabrizio Giambanco (Schlagzeug, Percussion) und Tino Horat (Keyboards) ist Pollina von hochkarätigen Musikern umgeben, die man nicht lange bitten muss, die Grenzen ihrer Instrumente auch solistisch auszuloten. Die Zuhörer entließen die Band erst nach drei Zugaben.