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„Völlig unbedenklich“

Memminger Boden 30 Jahre nach Tschernobyl untersucht

veröffentlicht am 02.03.2018
Bodenproben Tschernobyl

Die Ingenieurs-Studenten Sonja Aigen und Hakan Kara mit Professor Thomas Raiber, Leiter des Instituts für Strahlenmesstechnik an der Hochschule Ulm. Foto: privat

Memmingen (as).  Im Rahmen einer Studie des Strahleninstituts der Hochschule Ulm untersuchten zwei Studenten das Stadtgebiet Memmingen auf Radioaktivität.  Die flächendeckend entnommenen Bodenproben erwiesen sich,  31 Jahre nach dem Atomunfall im April 1987, als völlig unbedenklich. Das radioaktive Cäsium 137, dem  die größte Schadwirkung nach dem Supergau von Tschernobyl nachgesagt wurde, hat eine Halbwertzeit von 30 Jahren.

Bodenproben Tschernobyl

An diesen Stellen entnahmen die Studenten Sonja Aigen und Halan Kara Erdproben.

Es gibt Nachrichten, für die sich niemand so recht interessiert, weil es gute Nachrichten sind. Eine solche ist das Ergebnis der Untersuchung von 50 Erdproben, welche die Ulmer Studenten Sonja Aigen und Hakan Kara in allen Gemeinden des  Memminger Stadtgebiets von Ferthofen bis Heimertingen entnommen haben. 

Der höchste beim Cäsium 137 nachgewiesene Wert lag bei 80.27 Becquerel pro Kilogramm und wurde im Hippgraben gemessen. Da der für die Ernährung relevante Grenzwert bei Säuglingsnahrung EU-weit bei 370 Becquerel und für andere Lebensmittel bei 600 Becquerel  liegt, ist das Ergebnis jedoch irrelevant.

Auch andere gefährliche Stoffe wie Uran 235, Radium 236, Bismut 211 und Plumbum (Blei) 212 und 214 waren nur geringfügig nachzuweisen. Allerdings sind die Messwerte durchaus unterschiedlich, was wohl auf die jeweiligen Menge an Niederschlag nach dem Atomunfall zurückzuführen ist.

Die Wildschweine wurden bei der Untersuchung nicht mit einbezogen, was eventuell interessant gewesen wäre, da die Tiere Trüffel  fressen, welche die Radioaktivität lange speichern. „Grundsätzlich spricht aber nichts mehr dagegen, selbstgesammelte Pilze zu essen“, erklären die Studenten.

Bodenproben Tschernobyl

Die Messwerte im Einzelnen. Grafiken: Aigen und Kara, Hochschule Ulm (bitte zum Vergrößern anklicken).

Kein Interesse an den Daten

Bislang habe noch niemand Interesse an den Daten angemeldet, auch die Behörden nicht, bekundete Professor Thomas Raiber, Leiter des Instituts für Strahlenmesstechnik, der seit knapp zwei Jahren Süddeutschland kartographiert.  „Wir haben auch die Stadt Memmingen angeschrieben“, erzählt Sonja Aigen, "aber keine  Antwort erhalten."

Dabei haben die beiden jungen Forscher  echte Fleißarbeit geleistet - wobei  50 Mal ein Kilo Erde aus 15 bis 25 Zentimetern Tiefe im Bereich von Wiesen und Wäldern im gesamten Stadtgebiet  herauszuschaufeln, nur der Auftakt war:  Die Untersuchung jeder einzelnen Probe im Labor dauerte etwa eine Stunde.

Das Ergebnis ist ein detaillierter Studienbericht,  den Sonja Aigen und Hakan Kara im Rahmen ihres Ingenieurstudiengangs am Institut für Produktionstechnik und Organisation erstellten.