"Viel erlebt, gelernt und bewegt"

Auszeichnung für "Best Practice" im Sozialbereich in Memmingen

veröffentlicht am 15.10.2017

In der ersten Reihe von links: Verena Gotzes, Lioba Rempe, Ann-Kathrin Albrecht und Petra Sigg von Regens Wagner. Zweite Reihe von links: Die Auszubildende Marina Eberle von Rohde & Schwarz, Bezirksrat Wolfgang Bähner, der Auszubildende Tobias Brugger, Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Geschäftsführer Jürgen Steigmüller, Peter Rudolph (Personalentwicklung) und  Andreas Tschugg (Ausbildung) von Rohde & Schwarz sowie Regina Sproll, Christian Konrad, Claudia Zettler, Gertrud Bliemert-Prestele, Simone Ritter, Jens Beer und Markus Schneider von Regens Wagner und anderen Projektbeteiligten. Bild: Andreas Lode/Bezirk Schwaben

Augsburg (dl). „Vieles von dem, was unsere Gesellschaft prägt und menschlich macht, findet ganz selbstverständlich und im Stillen statt“, betonte Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert nun bei der Verleihung des Ehrenamtspreises „Miteinander“ des Bezirks Schwaben. Mit der Auszeichnung wolle der Bezirk Initiativen und Menschen würdigen und herausheben, „die ohne viel Aufhebens, aber mit viel Herz und Engagement einfach so für andere da sind - sie sind es, die unseren Alltag so lebenswert machen.“

Die diesjährige Anerkennung ging an ein Praxisprojekt, das junge Menschen und Menschen mit Behinderung auf besondere Art zusammenbringt. Der Anstoß dafür kam - und dies ist auch eine Besonderheit - aus der freien Wirtschaft. Das Unternehmen „Rohde & Schwarz Messgerätebau GmbH Memmingen“ suchte einen Kooperationspartner im sozialen Bereich für ein Projekt für die Auszubildenden in der Firma.

Gesucht und gefunden: Bei den Offenen Hilfen bei Regens Wagner in Memmingen. Mit Unterstützung weiterer Akteure, unter anderem dem Behindertenbeirat der Stadt Memmingen und der kommunalen Behindertenbeauftragten Nicola Theim, wurden viele Ideen für ein Begegnungsprojekt von Auszubildenden und Menschen mit Behinderung entwickelt. Idee und Ziel war es, im Sinne der Inklusion Menschen mit Behinderung und junge Menschen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen, zusammenzubringen und durch gemeinsame Aktivitäten Berührungsängste auf beiden Seiten abzubauen.

22 Auszubildende aus dem 2. Lehrjahr von „Rohde & Schwarz Messgerätebau GmbH Memmingen“ waren von November 2015 an mit viel Engagement dabei. Alles begann mit einem Vortrag zum Thema „Menschen mit Behinderung“. Was dann folgte, war selbst für die Initiatoren erstaunlich: So besuchten die Azubis unter anderem bei Regens Wagner Lautrach die Wohngruppen, die Förderstätte und die Werkstatt, um mehr über den Alltag ihrer neuen Bekannten zu erfahren, im Gegenzug lernten die Regens Wagner-Teilnehmer die Produktion von Rohde & Schwarz kennen.

Gemeinsame Projekte

Gemeinsam wurden zahlreiche Projekte, unter anderem die Teilnahme an einem Straßenfest sowie ein Grillfest geplant. Sichtbare Ergebnisse der gemeinsamen Aktionen sind ein Insektenhotel und ein gemeinsam gebauter Grillplatz auf dem Gelände der Offenen Hilfen von Regens Wagner in Memmingen.

Vor allem aber lernten die jungen Leute, sich für Menschen mit Behinderung stark zu machen. In einem Abschlussbericht verdeutlichten sie, wie lehrreich die gemeinsamen Erlebnisse für sie gewesen seien, welche positiven Erfahrungen sie dadurch gemacht hätten: „Wir freuen uns über die tollen Ergebnisse unseres Projektjahres und sind sehr stolz, damit so viel erlebt, gelernt und bewegt zu haben!“

"Die Begegnung von anfangs so unterschiedlichen Gruppen, vor allem aber auch das intensive Kennenlernen bei gemeinsamen Projekten: Das war nach Urteil der Jury ein hervorragendes Best-Practice-Beispiel für Inklusion, das durch das hohe Engagement der Mitarbeiter bei Regens Wagner, durch den Behindertenbeirat, aber auch durch die Offenheit der Verantwortlichen bei Rohde & Schwarz entstehen konnte“, würdigte Bezirksrat Wolfgang Bähner das Engagement. „Ein Vorbild hoffentlich auch für viele weitere Unternehmen im schwäbischen Raum.“

Info: Alle zwei Jahre zeichnet der Bezirk Initiativen und Projekte im sozialen Bereich aus, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich um Menschen mit Behinderung, pflege- und hilfebedürftige ältere Personen oder auch Kranke kümmern. Erstmals vergab der Bezirk Schwaben 2017 neben den „Miteinander“- Ehrenamtspreisen auch einen „Best-Practice-Preis“. Damit sollen Projekte und Angebot öffentlich gewürdigt werden, die aus der hauptamtlichen Arbeit heraus entwickelt wurden und mit denen neue Wege gegangen werden.