Auf Entdeckungstour am Allgäu Airport

Vom Bomber zur Boeing: Der Flughafen hat einen weiten Weg zurückgelegt

veröffentlicht am 30.09.2019

Katrin Ettmüller (rechts) vom Flughafen-Marketing führte eine große Gruppe über das Airport -Gelände und machte dabei Station bei der Flughafen-Feuerwehr. Neben ihr , steht Feuerwehrmann Wolfgang Grabmaier. Links vorne im Bild ein Kenner des Flughafens: Peter Wassermann, Major der Reserve. Fotos und Galerie: A. Sonnleitner

Memmingerberg (as). Einmal nicht nur Ankommen und Abfliegen, sondern sehen, was hinter den Kulissen des Flughafens so passiert, damit der Flugbetrieb reibungslos und sicher funktioniert: Das ist nicht nur für passionierte Flieger interessant. Darum hatte der Bund der Selbständigen (BDS) Region Memmingen-Unterallgäu Mitglieder und Interessierte zu einer ausführlichen Besichtigung des Allgäu Airports eingeladen. Eindrucksvoll ergänzt wurde diese spezielle Airport-Tour, die eine Brücke schlug zwischen der heutigen zivilen und der ehemals militärischen Nutzung des Flughafens, durch eine Besichtigung des Jabo 34 Jet-Museums und des Fliegergeschichtliche Museums der Traditionsgemeinschaft Jagdbombergeschwader 34 "Allgäu".

Katrin Ettmüller leitet die Airport Tour.

Es war eine recht große Gruppe, die sich Anfang des Monats um Katrin Ettmüller vom Marketing des Memminger Flughafens versammelte: 36 Interessierte fanden sich ein, um das riesige Gelände in Augenschein zu nehmen und mehr über die Hintergründe des Flugbetriebs auf dem dritten bayerischen Flughafen zu erfahren.

Katrin Ettmüller begann ihre Führung mit einem Streifzug durch die Geschichte des Allgäu Airport von seinem Bau als Militärflughafen im Jahr 1935 über den Umbau zum Passagierflughafen 2006 bis zur Feier des einmillionsten Passagiers im letzten Jahr.

Sie erläuterte die Gesellschaftsstrukturen und die regionalen ökonomischen Auswirkungen des Flughafens, der heute mit neun Fluggesellschaften 50 Ziele in Europa, Afrika und Asien anbietet. Der theoretische Teil schloss mit einem Einblick in den beträchtlichen Umfang der aktuellen Ausbaumaßnahmen (wir berichteten), durch die der Flughafen nun auf internationale Standards gebracht wurde.

"Wir erwarten über anderthalb Millionen Passagiere in diesem Jahr", erklärte Ettmüller. Im weiteren Verlauf der Ausbaumaßnahmen soll deshalb auch der Terminal im östlichen Bereich erweitert und der Gepäckannahme-Bereich ausgebaut werden: "Zwei kleine Gepäckbänder reichen nicht mehr."

Der Rundgang beginnt

Unser Rundgang beginnt bei Gate 1, wo gerade ein Flug nach Palma angezeigt wird. Sieben Abfluggates hat der Flughafen insgesamt, der Schengenbereich befindet sich im Erdgeschoss. Für Flugreisende in Länder außerhalb des Schengenraums ist der Abflugbereich mit Passkontrolle im ersten Stock vorgesehen. Von der dortigen Terrasse aus sehen wir auf Vorfeld 1 auch kleine Privatflugzeuge rangieren, die auf dem Gelände recht zahlreich vertreten sind.

Immer bereit: die Airport-Feuerwehr

Erklärt den Einsatz-Kodex: Feuerwehrmann Wolfgang Grabmaier.

Nächste Station ist die Airport-Feuerwehr, "ein Muss auf jedem Flughafen", erklärt Ettmüller. Hier nimmt uns Profi-Feuerwehrmann Wolfgang Grabmaier in Empfang und erklärt uns die Grundregeln des Einsatzes, falls ein Flughafen auf dem Gelände Feuer fängt: "Wir müssen innerhalb von drei Minuten nicht nur am Einsatzort sein, sondern bereits die Hälfte des Löschmittels abgegeben haben", erläutert Grabmaier, „das ist internationale Vorschrift“. Übrigens: Eine Füllung umfasst zwölfeinhalbtausend Liter Wasser und 800 Liter Schaum.

Für den Ernstfall muss der Einsatz genau durchgetaktet sein, dafür üben die Feuerwehrleute regelmäßig. Auch die Stärke der Präsenz vor Ort ist vorgeschrieben: "Sieben Mann müssen ständig da sein, sonst darf keine Maschine starten oder landen."

Erfrischung gefällig? 5.000 Liter pro Minute gibt der Löschwagen aus dem oberen Löscharm ab, 1.500 Liter kommen aus dem unteren. Die Reichweite des Löschwassers beträgt 100 Meter.

Zur motorisierten Ausstattung der Flughafenfeuerwehr gehören zwei reine Löschfahrzeuge, die nun durch jüngere Baujahre ersetzt worden sind. Auch von ihrer einwandfreien Funktion dürfen wir uns vor Ort bei einer Demonstration überzeugen.

Vorbei an Tor 1, wo Gastronomie und Verwaltung des Flughafens untergebracht sind, kommen wir auch an den Büroräumen von Ryanair vorbei. Diese werden benötigt, weil zwei Flugzeuge der Fluggesellschaft dauerhaft am Airport stationiert sind.

Flieger haben „Vorfahrt“

Auf der Weiterfahrt mit dem Bus passieren wir drei große Kerosin-Tanks und die dazugehörenden großen Tanklaster, eine Unterstellhalle für Privatflieger und einige ältere Gebäude, die als Lager verwendet werden. Auf dem Weg zu Vorfeld 3 müssen wir die (zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebaute) Start- und Landebahn überqueren, was sich als schwierig erweist, weil die Flieger natürlich „Vorfahrt“ haben und der Flugverkehr an jenem Nachmittag doch recht lebhaft ist. Also dauert es eine Weile, bis unser Fahrer über Funk die Freigabe vom Tower erhält.

Auf der Rückfahrt zum Flughafengebäude kommen wir an der Gepäckhalle vorbei und nehmen erstaunt zur Kenntnis, dass hier jeder Koffer immer noch von Hand auf die Rollbänder gehievt werden muss.

Info: Die Airport Touren sind online noch nicht buchbar. Wer eine Führung machen möchte, kann unterfuehrungen@allgaeu-airport.de einen Termin zu vereinbaren. Die Besichtigung kostet für Erwachsene 8, für Kinder 6 Euro.

JaboG 34 Jet Museum

Nach der Besichtigung des Flughafengeländes geht es nun mit dem eigenen PKW weiter zum fliegergeschichtlichen Museum des Jagdbombengeschwaders 34 "Allgäu". Geführt von Peter Wassermann, Major der Reserve, erfährt die Gruppe Interessante technische und historische Details der alten Militärflugzeuge, die in einem Bunker auf dem äußeren Flughafengelände ausgestellt sind.

Hier einige Eindrücke:

Fiat G 91 R3 wurde 2007 von vom JaboG-322 in Lechfeld nach Memmingen überführt und in 1.800 Arbeitsstunden restauriert.

Der Lockheed F-104 „Starfighter“ sorgte Ende der 50er Jahre für Höhen- und Geschwindigkeitsrekorde. Eine Absturzserie in den 60er Jahren trug ihm den Namen „Witwenmacher“ ein.

"Notausgang" steht auf dem Schild des Bunkers gegenüber. Hier besichtigen wir eine Panavia Tornado IDS Maschine, ein Anfang der 70er Jahre von Deutschland, Großbritannien Italien gemeinsam entwickeltes Flugzeug mit Schwenkflügeln Seine leistungsstarke Technik ermöglicht die automatisch gesteuerte Annäherung an das Ziel im Tiefstflug und die Bekämpfung von Boden- und Seezielen ohne Sichtkontakt, erfahren wir. Die Luftwaffe nutzt den Tornado als Jagdbomber, Aufklärer und zur Bekämpfung der gegnerischen Flugabwehr. - "Vom Betätigen des Abzugsgriffs bis zum Öffnen des Rettungsschirms dauert es nur 2,5 Sekunden", erklärt uns ein Mitarbeiter des Jabo-Teams die Funktion des Schleudersitzes begeistert.

Dieser Panavia Tornado IDS flog seit 1987 im Jagdbombergeschwander und verließ als letzter Tornado den Fliegerhorst. Die Sonderbemalung erhielt er anlässlich der Auflösung des Geschwaders im Jahr 2002.

Fliegergeschichtliches Museum

Vom vielen Schauen hungrig geworden, stärken wir uns im Traditionsheim im ehemaligen Luftfahrzeugschutzraum südlich des Allgäu Airports. Anschließend geht es in den Keller, wo das Fliegergeschichtliche Museum der Traditionsgemeinschaft Jagdbombergeschwader 34 "Allgäu" untergebracht ist. Hier erwartet uns eine Vielzahl von Exponaten aus der Geschichte des Fliegerhorstes Memmingen von 1936 bis zum Ende der militärischen Nutzung im Jahr 2003. Darüber hinaus wird hier die Entwicklung der Luftfahrzeugtechnik in Ost und West während des Kalten Krieges anschaulich dargestellt.

Heldengedenken: Der erst 23-jährige Max Ritter starb im Ersten Weltkrieg.

Die Exponate umfassen Schrift- und Bilddokumente und Fundstücke aus der Zeit des Dritten Reichs und aus der Bundeswehrzeit, vor allem natürlich aus der aktiven Zeit des Jagdbombergeschwaders 34 Allgäu.

Mit der Besichtigung dieser Sammlung, die uns von Peter Wassermann sehr eindrücklich erläutert wird, endet ein informativer und spannender Nachmittag.

Das Fliegergeschichtliche Museum ist montags während der Öffnungszeiten des Büros der Traditionsgemeinschaft von 16 Uhr bis 18 Uhr oder nach vorheriger Anmeldung und Absprache zu besichtigen. Telefon 01520 1494 993 E-Mail: info@ focus-starfighter.de

Info: Der BDS Bayern vertritt seit 1874 die Interessen des selbständigen Mittelstandes. Der Bund der Selbständigen mit seinen rund 15.000 Mitgliedsunternehmen ist das Erfolgsnetzwerk für Gewerbetreibende und Freiberufler in Bayern und hat ein starkes Gewicht bei den politischen Entscheidungsträgern über alle Ebenen hinweg. Ansprechpartner ist der kommissarische 1. Vorsitzende für Memmingen Jürgen Diamant, E-Mail j.diamant@diamant-partner.de

Die Galerie zeigt weitere Eindrücke des Tages: