
Memmingen (as). „Wie wirkt sich die EU auf Ihr Unternehmen aus?“ Diese Frage beantworteten Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender der Goldhofer AG und Ulrich Guiard, Vorstand VR Bank Memmingen eG, in Form von Referaten in der Aula des Vöhlin-Gymnasiums. Bei der vom Europabüro Memmingen organisierten Veranstaltung präsentierten sie ihre Unternehmen den 470 SchülerInnen von Gymnasium, Realschulen, Fachober- und Berufsschulen - auch als attraktive zukünftige Arbeitgeber.
Fuchs erläutert die Geschichte der 1705 als Schmiedebetrieb gegründeten Memminger Firma Goldhofer - heute mit 650 Mitarbeitern Spezialist für den allgemeinen Straßen-, Schwerlast- und Spezialtransport. Die Fahrzeuge wie Flugzeugschlepper und Sattelanhänger oder modulare Schwerlastsysteme für Bohrinseln mit einem Nutzlastbereich bis 10.000 Tonnen werden in die ganze Welt geliefert. Als „hidden champion“ bezeichnete Fuchs die mittelständische Firma, die Ausbildungslätze für akademische und Lehrberufe bietet. „Ihr habt den Vorteil, dass Memmingen ein wahnsinnig toller Wirtschaftsstandort ist“, erklärte er den Schülern.
Sehr anschaulich erläuterten beide Referenten wirtschaftliche Zusammenhänge anhand von Karikaturen und Folien. Konzentriert und interessiert folgten die Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren den Vorträgen, die in ein Plädoyer für die Wirtschafts- und Währungsunion Europa und den Euro mündeten. „Europa spricht mit einer Stimme, das ist ganz entscheidend, wenn man zu Wort kommen will in der Welt“, meinte Ulrich Guiard. Krasser formulierte es Fuchs: Ein Austritt aus dem Euro würde vermutlich zu einer Weltwirtschaftskrise führen und wäre ein „Mega-Katastrophe für die Unternehmer“. Subventionen zu zahlen sei immer noch billiger, als eine schlechte Exportrate. Allerdings übten beide auch Kritik: Ein Konstruktionsfehler der Eurozone sei, dass es keine Austrittsmöglichkeit gäbe", so Fuchs. Ein Land wie Griechenland solle das Recht haben, sich „gesundzuschrumpfen“.
Im Gegensatz zu einer Genossenschaftsbank, die mit den egalisierenden Auflagen einer Bankenunion zu kämpfen hat, profitieren exportorientierte Unternehmen wie Goldhofer (80 Prozent) vom günstigen Wechselkurs des Euro. Außer Wettbewerbsvorteilen bringe der Euro Planungssicherheit durch einen einheitlichen Kapitalmarkt. Allerdings räumt Fuchs ein, dass eine erneute Krise und Umsatzeinbrüche durch einen instabilen Euro möglich sei.
Auf die Genossenschaftsbanken wirkt sich der Euro bzw. die Krise teilweise kontraproduktiv aus. Guiard erwähnte die regulatorische Novelle für Einlagensicherung und Anlegerentschädigung, die ab 1. Januar 2014 in Kraft tritt, und die europäische Bankenaufsicht ab Herbst 2014. „Wir überschreiten die Standards bereits jetzt bei weitem“, sagte er. Genossenschaftsbanken seien „nahezu unkaputtbar - und doch müssen wir jetzt in den europäischen Topf rein“. Politik sei keine gerade Linie zum Ziel, es müssten Kompromiss gefunden werden, „damit wir zu einer Stimme in der Welt kommen“. Der Maßstab, auch für eine Bank mit regionalem Tätigkeitsschwerpunkt, sei nicht Deutschland, sondern Europa. Als viertgrößte Wirtschaftsmacht trage Deutschland auch Verantwortung in der Welt.