
Memmingen (as). Die Zukunft des Kaminwerks ist weiterhin ungewiss. Der Stadtrat wollte in seiner jüngsten Sitzung keine Entscheidung treffen, es seien noch zu viele Fragen offen. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger hat versprochen, nach der Sommerpause im Herbst eine Lösung zur Finanzierung vorzulegen - errechnet wurde ein benötigter Mehrzuschuss von 168.000 Euro. Vorstand Thomas Kästle verkündete indes seinen Rückzug, weil er den hohen ehrenamtlichen Einsatz nicht mehr leisten könne.
„Wir tun das alles nur, weil wir die Väter dieses Projektes sind“, erklärt der Mitgründer Rainer Schneider. Den Kinderschuhen ist das Kaminwerk längst entwachsen. Knapp zehn Jahre alt, hat es sich zu einem mittelständischen Betrieb mit entsprechendem Verwaltungsaufwand entwickelt. Und mit etwa 120 Veranstaltungen und 40.000 Besucher zur „meist frequentierten Kultureinrichtung der Stadt“, so Matthias Ressler, 1. Vorsitzender des Vereins Kulturzentrum Memmingen.
„Wir machen hier bis zur Selbstausbeutung Kultur“
Dennoch müsse der größte Teil der Arbeit nach wie vor ehrenamtlich geleistet werden. Und dazu sind die Gründer nicht mehr bereit: „Wir machen hier bis zur Selbstausbeutung Kultur“, kritisierte Ressler, „müssen aber allmählich an unsere Rente denken.“ Und für Neueinstellungen ohne den „Idealismusfaktor“ fehlt das Budget:
„Mit Thomas verlieren wir einen der versiertesten Kulturmanager der Stadt“, bedauert Ressler. „Ich werde zu den bisherigen Konditionen auf dem Arbeitsmarkt keinen Ersatz für Thomas finden.“
Süddeutsche Kulturzentren erhielten durchschnittlich 680.000 Euro Programmzuschuss im Jahr, das Kaminwerk lediglich 70.000 Euro, rechnet Ressler vor. Was die personelle Ausstattung betrifft, landete das Kaminwerk mit 1,5 Festangestellten im Vergleich zu anderen Betrieben dieser Größenordnung mit durchschnittlich 11,5 angestellt Beschäftigten deutschlandweit auf dem vorletzten Platz.
Benötigter Mehrzuschuss auf 168.000 Euro beziffert
Vor knapp einem Jahr wandte sich der Vorstand an den Stadtrat. Ein Arbeitskreis Kaminwerk wurde schließlich gegründet. Begleitet vom Mittelstandsinstitut in Kempten entstand ein Gutachten, das den benötigten Mehrzuschuss auf 168.000 Euro bezifferte. Insgesamt würde der Programmzuschuss also 238.000 Euro betragen. Die Kommune würde dann knapp 50 Prozent der Kosten abdecken - wenig im Vergleich, denn bundesweit lägen die Zuschüsse für soziokulturelle Zentren bei 80 Prozent, erläutert Ressler.
„Es geht nicht um uns und unsere Versorgung, sondern darum, Planungssicherheit zu schaffen und die Zukunft des Kaminwerks zu sichern", betonen alle drei Vorstände. "Wir haben gezeigt, dass der Bedarf da ist!“. Schneider spricht außerdem von einem Generationswechsel, der "sinnvoll vollzogen" werden müsse.
"Es liegt nicht an unserer Gesprächsbereitschaft"
Die Karten liegen offen auf dem Tisch. Dennoch war der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung nicht imstande, eine Entscheidung über das Schicksal des Kaminwerkes zu treffen. Man brauche mehr Zeit, hieß es, es seien noch zu viele Fragen offen. "Es liegt nicht an unserer Gesprächsbereitschaft, aber es kam einfach nichts, auch kein Fragen“, so Kästle.
„Einige der Stadträte nehmen die Art der Kultur, die wir hier betreiben, nicht ernst“, meint Schneider, „aber wir haben die gleichen Vorschriften und Auflagen wie bürgerlichere Kulturbetriebe.“ Und das Gastgewerbe in Memmingen profitiere durchaus vom Kaminwerk, so buche man im Jahr ca. 400 Hotelzimmer für die Künstler.
Ressler ist nach wie vor optimistisch: „Wir müssen der Stadt noch etwas Zeit geben. Der Stadtrat wird das Kaminwerk nicht sterben lassen.“ Bis 31. Dezember 2014 will er das Werk auf jeden Fall weiter führen. „Das Programm wird etwas reduziert, Beliebtes bleibt aber erhalten“, kündigte Ressler an.