
Oberbürgermeister Jan Rothenbacher und Gudrun Steinbauer halten die Original-Stiftungsurkunde die von Bürgermeister Tobias von Wachter, Gerichtsassessor und Magistratsrat Johann Jacob von Zoller sowie Johann Jacob von Wachter besiegelt wurde. Foto: Manuela Frieß, Pressestelle der Stadt Memmingen
Memmingen (dl). Die Patrizierfamilie von Zoller kam vor etwa 500 Jahren nach Memmingen. Auf den reichsstädtischen Bürgermeister Ulrich Benedikt von Zoller geht eine 1806 gegründete „Schul-, Armen- und Stipendien-Stiftung“ zurück. Die historischen Unterlagen der Stiftung werden nun im Stadtarchiv Memmingen gelagert, das auch die konservatorische Sicherung der Unterlagen übernimmt und diese für Forschungen zur Verfügung stellt.
Die Familie von Zoller war im 16. Jahrhundert von Österreich nach Memmingen gezogen. Stammsitz der Familie war das Zollerhaus (Marktplatz 7), das Vermögen wurde durch den Handel mit Textilien und Salz erwirtschaftet. Der heutige Zollergarten hinter dem Rathaus wurde 1800 als Privatgarten angelegt und erinnert ebenfalls noch an die Patrizierfamilie. Die „Ulrich Benedikt von Zollersche Schul-, Armen- und Stipendien-Stiftung“ wurde am 30. Juni 1806 aufgrund mündlicher und schriftlicher Äußerungen des gleichnamigen reichsstädtischen Bürgermeisters Ulrich Benedikt von Zoller von seinen Erben errichtet. Das Vermögen der Stiftung sollte fortan für Schulbildung, Unterricht von Jugendlichen und die Unterstützung von Armen verwendet werden.
Der neue Archivbestand kann für wissenschaftliche und heimatkundliche Forschungen, für Zwecke von Bildung und Unterricht sowie für publizistische und private Zwecke genutzt werden. Christoph Engelhard, Leiter des Stadtarchivs, ist erfreut über die bestens erhaltenen und sortierten Dokumente. „Wir müssen das nicht erst sichten und ordnen, denn mit dabei ist ein Repertorium, in dem alle Unterlagen bereits erfasst sind.“
Tiefe Einblicke in Einzelschicksale
Die Übernahme wurde mit der Unterzeichnung eines entsprechenden Depositalvertrages besiegelt. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher bedankte sich bei der Stiftungsverwalterin Gudrun Steinbauer: „Die Dokumente sind Zeugen für die reiche Stiftungslandschaft in dieser Stadt und typisch für die Memminger Geisteshaltung, dass vom persönlichen Reichtum auch den Bedürftigen abgegeben werden soll.“ Engelhard betonte: „Die Papiere ergänzen unser Archiv sehr gut. Man bekommt einen tiefen Einblick in die einzelnen Schicksale und die Lebensumstände der Menschen, die seit über 220 Jahren von der Stiftung unterstützt wurden.“ Die Kapitalienbücher, Rechnungen und Schriftwechsel aus dem 19. und 20. Jahrhundert nehmen über 30 Kartons ein und ergänzen bereits vorhandene städtische Akten zur Finanzierung des Schulwesens oder zur Unterstützung bedürftiger Menschen.