"Aktuelle Regelung nicht verhältnismäßig"

Keine Maskenpflicht an Unterallgäuer Grundschulen

veröffentlicht am 21.10.2020

Landrat Alex Eder hat nun entschieden, dass Unterallgäuer Grundschüler im Unterricht keine Masken tragen müssen. Symbolfoto: Pedro Wroclaw/ pixabay

Unterallgäu (dl). Eine Ausnahme von der Maskenpflicht gibt es an Unterallgäuer Grundschulen: Schüler dürfen die Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht an ihrem Platz abnehmen, solange sie im festen Klassenverbund unterrichtet werden. Das hat Landrat Alex Eder am Dienstagabend entschieden und das Schulamt entsprechend informiert.

Eine Anfrage von Alex Eder nach einer Ausnahme von der Maskenpflicht hatten die Regierung von Schwaben und das bayerische Gesundheitsministerium am Dienstag abgelehnt. Dann wurde jedoch bekannt, dass die Stadt München die Maskenpflicht bei Grundschülern im Unterricht aufgehoben hat. Deshalb hat sich der Landrat noch am Abend dazu entschieden, bis zur rechtlichen Klärung des Themas auch im Unterallgäu eine Ausnahme an den Grundschulen zu machen.

"Kinder nicht Treiber der Pandemie"

Alex Eder hält die aktuelle Regelung zur Maskenpflicht für Schüler für nicht verhältnismäßig. „Zudem bestätigt auch das Robert Koch-Institut inzwischen, dass Kinder und jüngere Jugendliche nicht Treiber der Pandemie sind.“

"Steigende Ablehnungshaltung"

Darüber hinaus gibt der Landrat zu bedenken, dass gerade die Einschränkung bei Kindern dazu führe, dass Eltern die Maßnahmen und damit die aktuelle Corona-Politik generell vermehrt ablehnen würden. „Wir erleben eine steigende Ablehnungshaltung, die uns insgesamt kein Stück weiterbringt.“ Eine Ausnahme für feste Klassenverbünde, in denen stets der gleiche Sitznachbar links und rechts sitze, stelle dagegen ein sehr gutes Mittelmaß dar. „Dies wird sicherlich auch von den Eltern deutlich besser akzeptiert, da es mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbarer ist.“

Ausnahme vorerst nur für Grundschüler

Die bayerische Corona-Ampel sieht eine Maskenpflicht für alle Schüler vor, sobald der Grenzwert von 50 Neuinfektionen überschritten wurde und diese auf Rot steht wie im Unterallgäu. Alex Eder wollte mit seiner Anfrage bei der Regierung von Schwaben und dem bayerischen Gesundheitsministerium eine Ausnahmeregelung für alle Schüler erreichen. Nun gilt die Ausnahme vorerst für Grundschüler.

Deutscher Kitaverband kritisiert Kita-Schließungen

Berlin (dl). Auch die Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands, Waltraud Weegmann, kritisiert die Kitaschließungen im Rahmen des Lockdowns im Berchtesgadener Land: „Ich bin empört. Kitas dürfen nicht dem Aktionismus geopfert werden.“

„Wie Familienministerien Franziska Giffey und Gesundheitsminister Jens Spahn am Freitag bestätigten, geht von Kindern bis zehn Jahre kein Infektionsrisiko aus", erklärt Weegmann. "Deshalb dürfen Kitas, Horte und Tagespflegestellen auch bei einem regionalen Lockdown nicht geschlossen werden. Wir fragen uns, wann diese Erkenntnis endlich Einzug in die tatsächlichen Entscheidungen der Verantwortlichen hält."

Weegmann beruft sich auf die Allgemeinverfügung, in der es heißt, beruflichen Tätigkeiten dürfe weiterhin nachgegangen werden. "Wenn Eltern arbeiten gehen sollen, muss auch die Kita-Betreuung stattfinden. Die Familien können nicht beides schultern, was auch bei der Politik seit dem Frühjahr angekommen sein müsste.“

"Kinder brauchen Kinder!"

„Kinder gehören bisher zu den Verlierern der Pandemie", führt die Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands weiter aus. Sie seien durch Schließungen von Kitas und Schulen in ihrem Alltag und ihren Entwicklungsmöglichkeiten so stark eingeschränkt wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe obwohl man mittlerweile wisse, dass sie weder Treiber noch Verbreiter der Infektion seien. "Kinder brauchen ihre Freiräume und dauerhaften Zugang zu Bildung. Kinder brauchen Kinder! Das Wohl des Kindes muss bei politischen Entscheidungen im Vordergrund stehen“, appelliert Weegmann, die mit ihrem Träger selbst über 40 Kitas in drei Bundesländern betreibt.

Negative psychologische Folgen

Weiter fordert sie: „Wir brauchen ein klares politisches Bekenntnis dazu, Kitas künftig von coronabedingten Schließungen auszunehmen. Denn dies entspräche den aktuellen medizinischen Erkenntnissen. Gleichzeitig würden wir unsere Kinder damit vor den vielfältigen negativen psychologischen Folgen schützen, die die Corona-Maßnahmen auf sie haben – zum Beispiel weil sie weniger Nähe und Herzlichkeit in ihrem Alltag erfahren. Wir dürfen auch nicht weiter zulassen, dass Kinder das subtile Gefühl entwickeln, einer ungreifbaren Bedrohung ausgesetzt zu sein, und sich dies in ihrem Lebensgefühl manifestiert.“

Abschließend fordert Weegmann, den Fokus der gesamtgesellschaftlichen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID19 darauf auszurichten, dass Erwachsene das Virus nicht weiterverbreiten. Entsprechend sollten sich auch im Kitabereich die präventiven Maßnahmen auf die Erwachsenen – Erzieher und Eltern – konzentrieren, um den Kindern größtmögliche Freiräume zu lassen.

Stufenplan zeigt konkrete Schritte auf

"Da uns die Pandemie noch lange begleiten wird, haben wir einen Stufenplan entwickelt, der den Einrichtungen je nach lokalem Infektionsgeschehen konkrete Schritte empfiehlt“, erklärt Weegmann. Ausführliche Informationen zum Stufenplan gibt es hier: https://www.deutscher-kitaverband.de/positionspapiercorona-blindflug-bei-kitas-beenden/