„Alles inklusiv?!“ – Es gibt noch viel aufzuholen

Inklusionsempfang in den Unterallgäuer Werkstätten

veröffentlicht am 26.03.2018

Die Allgäuer SPD-Abgeordnete Ilona Deckwerth und Margit Wild, Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion für schulische Inklusion, (v.li.) beim Inklusionsempfang in den Unterallgäuer Werkstätten. Foto: privat

Memmingen (dl/as). „Gebündelter Sachverstand“, wie die Allgäuer SPD-Abgeordnete Ilona Deckwerth es in ihrer Begrüßung bezeichnete, füllte anlässlich des Inklusionsempfangs die Reihen in den Unterallgäuer Werkstätten. Deckwerth hatte gemeinsam mit ihrer Regensburger SPD-Kollegin Margit Wild im Namen der Bayern SPD-Landtagsfraktion eingeladen, um mehr Verständnis für das alltägliche Miteinander mit Behinderten in unserer Gesellschaft zu werben.

„Nach unserem Rechtsverständnis sind wir eine in allen Lebensbereichen inklusive Gesellschaft – jede und jeder hat theoretisch das Grundrecht auf Inklusion. In der Praxis sind wir da leider noch nicht angekommen“, eröffnete die Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion für Menschen mit Behinderung und Inklusion, Ilona Deckwerth den Vormittag. Mit ihrem Grußwort brachte die Memminger SPD-Bezirksrätin Petra Beer es auf den Punkt: „Viel über Inklusion wissen, ist wichtig. Das ist aber nur ein Teil – Inklusion muss in den Herzen ankommen.“

In ihrem Impulsvortrag teilte Margit Wild, Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion für schulische Inklusion, ihre Erfahrungen aus ihrer Zeit als Heilpädagogische Förderlehrerin mit und zog Bilanz:  "Würde man das Voranbringen der Inklusion als den Bau einer Brücke sehen, kämen wir aktuell noch nicht trocken über den Fluss. Vieles wurde vorangebracht", fasste Wild zusammen, aber an unzähligen Stellschrauben müsse noch gedreht werden.

"Hauptsache immer vorwärts, niemals zurück"

Hierzu nannte sie einige Punkte: ein Qualifizierungsbild für Schulbegleitungen, Verortung der Zuständigkeit am Kultusministerium, eine zweite pädagogische Fachkraft in Schulklassen, Wissen über Inklusion als Basiskomponente jeder universitären Lehrerausbildung und ein überarbeitetes System der Leistungsbewertung, das sich an dem individuellen Fortschritt jedes Kindes orientiert. "Auch wenn es nur in kleinen Schritten vorwärts geht", resümierte Wild, "Hauptsache immer vorwärts, niemals zurück".

Vertreter/innen aus Politik, Inklusion-Selbsthilfeorganisationen und Initiativen, selbst von Behinderung Betroffene, Beauftragte für Menschen mit Behinderung aus den Regionen des Allgäus und Betriebsleitungen diskutierten anschließend lebhaft. Dabei wurden politische Lösungen angeregt. Diese betreffen die Rahmenbedingungen, welche Inklusion benötigt, um zu gelingen; die Idee multiprofessioneller Teams; die schwierigen Übergänge zwischen Schule, Ausbildung und Eintritt in die Berufswelt sowie die bislang mangelnde, flächendeckende Barrierefreiheit.

"Ja bitte! Ohne Einschränkungen“

Deckwerth, von Beruf Lehrerin für Sonderpädagogik, dankte den Unterallgäuer Werkstätten für ihre Gastfreundschaft und fasste zusammen: „Inklusion darf nicht länger ein technischer Begriff sein – Inklusion muss auch in der Realität wahre Teilhabe sein, muss bedeuten, dass wir gemeinsam Andersartigkeit leben. Das haben wir geschafft, wenn die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung nicht mehr dreimal so hoch ist, wie die von Menschen ohne Behinderung, oder, wenn es kein Problem mehr für eine Person mit Behinderung ist, an sämtlichen Freizeitaktivitäten in ihrem Umfeld teilzunehmen. All inclusive – ja bitte! Ohne Einschränkungen.“

Auf künstlerische und kreative Weise lebte die Musikgruppe Musikalino Inklusion vor. Menschen mit und ohne Behinderung musizierten gemeinsam auf Akkordeons und gewannen an diesem Vormittag neue Fans dazu.