"Alter der Erstgebärenden steigt kontinuierlich"

Donum Vitae e. V. zieht beim Jahrespressegespräch Bilanz

veröffentlicht am 21.07.2019

Das Beraterinnen-Team von Donum Vitae e.V. in Memmingen: Leiterin Ulrike Binder, ihre Stellvertreterin Stephanie Weißfloch und Sozialarbeiterin Helena Winter. Die langjährige Leiterin Barbara Zettler ist seit April im Ruhestand. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Beim jährlichen Pressegespräch präsentierten die drei Beraterinnen der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen Donum Vitae e.V. in Memmingen nicht nur aktuelle Zahlen und Fakten, sondern gaben auch interessante Einblicke in ihre vielseitige Tätigkeit.

Mit 524 Erstkontakten im Jahr 2018 ist die Anzahl der Frauen, die Donum Vitae konsultiert haben, ungefähr gleichgeblieben. Zugenommen hingegen hat die Anzahl der Beratungen, denn viele Frauen suchen die Beratungsstelle wiederholt auf. „Viele Klientinnen, die mittlerweile mehrere Kinder haben, kommen über Jahre hinweg“, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle Ulrike Binder.

"Berührende Schicksale“

Das Spektrum der Beratungen ist sehr weit gefasst und reicht von allgemeinen Schwangerschaftsfragen über Konfliktberatung bei ungewollter Schwangerschaft, Elterngeld und -zeit bzw. Beratungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis hin zu Trauer bei Totgeburten und Kindstod. „Unsere Arbeit ist oft belastend, gerade wenn es um die Beratung nach Fehl- und Totgeburten geht, das sind berührende Schicksale“, erklärt Sozialpädagogin Stefanie Weißfloch.

Zugenommen hat die Betreuung von Müttern nach der Geburt aufgrund von psychischen Problemen wie zum Beispiel Panikattacken - bedingt durch die äußeren Lebensumstände. Wenn Mütter von ihren Partnern verlassen werden und in soziale Notlagen geraten, bietet Donum Vitae Soforthilfe an in Form von Essensgutscheinen und Sachleistungen.

Hilfestellung für Migrantinnen

Mit 23 Prozent ist der Beratungsanteil der hilfesuchenden Migrantinnen sehr hoch. Diese kommen allerdings nicht nur wegen Fragen rund um Geburt und Schwangerschaft, sondern suchen auch Hilfe für andere Behördenangelegenheiten. „Für diese Frauen sind wir zu Vertrauenspersonen geworden, an die sie sich mit all ihren Fragen wenden“, erklärt Sozialarbeiterin Helena Winter. „Dann nutzen wir unsere Kontakte zu anderen sozialen Einrichtungen.“

"Hohe Verantwortung"

Beratungen zu Schwangerschaftsabbrüchen gab es 2018 in 120 Fällen. „Hier gilt es abzuwägen zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen und dem Lebensrecht des Kindes. Das ist eine hohe Verantwortung. Egal wie wir persönlich zu dem jeweiligen Fall stehen, wir nehmen einen neutralen Standpunkt ein und stellen eine Beratungsbescheinigung aus, die einen Abbruch zumindest möglich macht“, erklärt Ulrike Binder. Mit fünf Beratungen war der Anteil der Minderjährigen zwischen elf und 17 gering. Die meisten Klientinnen, die Beratung zu Schwangerschaftsabbrüchen suchen, sind zwischen 18 und 25 Jahre alt.

Alter der Erstgebärenden steigt

„Insgesamt beobachten wir, dass das Alter der Erstgebärenden kontinuierlich steigt. Viele Frauen bekommen erst mit Anfang 30 ihr erstes Kind“, erläutert Stefanie Weißfloch. So ist eine Frau zwar zwischen 25 und 30 Jahren am fruchtbarsten, der Altersdurchschnitt der Erstgebärenden liegt jedoch bei 29,8 Jahren.

„Viele Frauen haben eine Sehnsucht nach einem Leben vor dem Kind“, antworten die Beraterinnen, nach den Gründen befragt. Dabei gehe es nicht nur um den Wunsch nach individueller Lebensgestaltung und Karriere, oft verhindere auch eine unpassende oder fehlende Partnerschaft den Kinderwunsch.

Fünf Paare suchten Donum Vitae im vergangenen Jahr aufgrund unerfüllten Kinderwunsches auf. „Das hört sich nach wenig an, doch für einen ländlichen Raum wie Memmingen und des Unterallgäu ist das in Relation zu großen Städten viel“, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle.

Zum Abschluss gingen die drei Beraterinnen noch auf den verstärkten Hebammenmangel ein: „Selbst wer sich schon von der Frühschwangerschaft an bemüht, hat nicht immer Erfolg.“ Dasselbe gilt für die Nachsorge. Mangel gibt es auch bei Kinderärzten und Gynäkologen, die zum Teil Aufnahmestopp haben, weil sie keine Kapazitäten mehr frei haben.

Dieses Problem ist auch bei Donum Vitae angekommen: „Auch bei uns beläuft sich die Wartezeit auf einen Termin mittlerweile auf vier bis sechs Wochen“, so Binder.

Termine im August

Am Dienstag, 6. August, von 14 bis 15.30 Uhr findet bei der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen Donum Vitae e.V. in der Hinteren Gerbergasse 13 eine offene Sprechstunde zum Thema Elterngeld, zu den Vätermonaten und zur Elternzeit statt.

Den ausgedruckten Elterngeldantrag, bereits ergänzt mit allen bekannten Daten, bitte mitbringen. Antragsformulare gibt es zum Download über www.zbfs.bayern.de/familie/elterngeld/antraege Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, mit Wartezeit muss gerechnet werden.

Weitere Termine am 13., 20. und 27. August, jeweils von 14 bis 15.30 Uhr.