Für ein besseres Stadtbild

Erste Sitzung des Gestaltungsbeirats – Betrachtungen auch vor Ort

veröffentlicht am 06.07.2020

Von links: Prof. Florian Burgstaller, Oberbürgermeister Manfred Schilder, Uwe Weißfloch, Fabian Damm, Marina Hämmerle, Werner Binotto, und Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger. Das vierte Mitglied des Gestaltungsbeirat Katja Aufermann war erkrankt und konnte den Termin nicht wahrnehmen. Foto: Manuela Frieß/Pressestelle der Stadt Memmingen

Memmingen (dl/as). Im Dezember 2019 beschloss das Plenum des Memminger Stadtrats, einen Gestaltungsbeirat einzurichten. Nun ist der Beirat das erste Mal in Memmingen zusammengekommen um sich mit sechs kleinen und großen Bauvorhaben hier in der Stadt zu beschäftigen.

Dabei sind die vier externen Sachverständigen die diesem Gremium für die nächsten drei Jahre angehören - Architekt Werner Binotto, Prof. und Dipl.-Ingenieur Florian Burgstaller, Architektin Marina Hämmerle und Landschaftsarchitektin Katja Aufermann - jeweils vor Ort gewesen, um sich die Quartiere und Gegebenheiten rund um die geplanten Bauvorhaben genauer anzusehen. Begleitet wurden sie dabei von Oberbürgermeister Manfred Schilder, dem Leiters des Baureferats Fabian Damm sowie dem Leiters des Stadtplanungsamts Uwe Weißfloch.

An diesen nichtöffentlichen Teil der Beiratsarbeit schloss sich der öffentliche Teil am Nachmittag an. Zusätzlich zu den Plänen und Entwürfen gab es für jedes Projekt rund 30 Minuten Zeit für eine genauere Vorstellung durch Planer oder Bauherren. So konnte auf Eigenheiten der Umgebung, Vorüberlegungen zur Nutzung oder den Verwendungszweck noch näher eingegangen werden.

Hotelplanung am Tiroler Ring

Bei den im Beirat besprochenen Projekten handelte es sich zum Großteil um Bauvoranfragen, für die das Gremium Anregungen zur Gestaltung der Gebäude, aber auch des Außenbereichs bereithielt. Bei der Planung eines Gebäudes am Tiroler Ring, in dem ein Holiday Inn Express Hotel untergebracht werden soll, wünschten sich die Experten zum Beispiel die Lobbyräume zum Ring hin. „Wenn dieser belebte Teil des Hotels sich nach hinten wendet, dann wirkt das Gebäude zu wenig belebt“, so Marina Hämmerle. Die derzeit angestrebte Höhe von sechs Geschossen sahen die Beiräte ebenfalls kritisch und regten an, als Schallschutz und um die Wuchtigkeit zu mindern, eine L-Form für das Hotel zu wählen. Auch die Außenanlagen wie Parkplätze und Eingangsbereich solle sich noch besser in die schöne Lage am Kressenbach integrieren.

Erweiterung der Firma Rohde & Schwarz

Ein weiteres Projekt, das besprochen wurde, ist die Erweiterung der Firma Rohde & Schwarz, die einerseits eine ansprechende Lobby sowie weiteren Platz für die Produktion am Standort Memmingen generieren will. Die Planer nahmen die vorgetragenen Anregungen aus dem Gestaltungsbeirat mit, um sie in die weitere Konzeption des Gebäudes einfließen zu lassen. Florian Burgstaller regte hierfür eine „gelassenere Ausführung des Gebäudes“ an.

Neben gewerblichen Bauten wurden auch private Bauvorhaben besprochen. Der Tenor des Beirats war hier, sich bei der Planung auf die Eigenheiten des Quartiers einzulassen. „Es ist wichtig die Architektur der Umgebung weiterzuführen“, merkte der Beiratsvorsitzende Werner Binotto mehrere Male an.

Nach dieser mündlichen Aussprache gehen die Vorschläge und Anregungen zu den Bauvorhaben schriftlich an die Planer. Zuständig für die endgültige Bewilligung von Bauvorhaben ist, wie auch vor Einführung des Gestaltungsbeirats, der Bauausschuss der Stadt Memmingen.

Der nächste Termin der Zusammenkunft des Gestaltungsbeirats ist am 6. Oktober 2020.

Ziel und Zweck des Gestaltungsbeirats

Zur Info hier ein Auszug aus dem Plenumsbeschluss: "Der Gestaltungsbeirat unterstützt als unabhängiges Sachverständigengremium Stadtrat sowie Bauherren und deren Planer. Er hat die Aufgabe, die ihm vorgelegten Vorhaben im Hinblick auf städtebauliche, architektonische und gestalterische Qualitäten zu überprüfen und zu beurteilen. Ziel ist zur Verbesserung des Stadtbildes beizutragen, die architektonische und städtebauliche Qualität auf einem hohen Standard zu sichern sowie Fehlentwicklungen zu verhindern. Der Beirat ist ein Forum, in dem Baukultur öffentlich diskutiert werden soll. Er soll Bewusstseinsbildung für anspruchsvollen Städtebau und Architektur bei Politik, Öffentlichkeit, Verwaltung, Architekten- und Bauherrschaft stärken und die Voraussetzung für ein lebenswertes bauliches Umfeld in Memmingen unterstützen."

Die externen Experten sind:

  • Diplom Architekt Werner Binotto, selbstständiger Architekt in St. Gallen, 2019 Vorsitzender des Gestaltungsbeirats Kempten
  • Professor Diplom-Ingenieur Florian Burgstaller, seit 2001 Professur an der Hochschule Karlsruhe, FB Architektur und Bauwesen, Preisrichtertätigkeit bei diversen Architektur- und Städtebauwettbewerben
  • Magistra Architektin Marina Hämmerle, 2017-2019 Mitglied des Fachbeirats Architektur und Design des Bundeskanzleramts in Wien, Gestaltungsbeiratsmitglied in Salzburg (A) und Landsberg am Lech
  • Diplom Ingenieurin und Landschaftsarchitektin (FH) Katja Aufermann. seit 2017 Lehrauftrag an der FH-Weihenstephan, bis 2019 Gestaltungsbeiratsmitglied in Kempten
  • Die beratenden Beiratsmitglieder aus dem Stadtrat und der Verwaltung sind: Prof. Dr. Josef Schwarz, Dr. Hans-Martin Steiger, Prof. Dr. Dieter Buchberger, Hans Pfalzer, Uwe Rohrbeck, Michale Hartge, Fabian Damm und Uwe Weißfloch