Bahn-Elektrifizierung: Ab Juli fließt der Strom

Deutsche Bahn läutet Bau-Finale im Allgäu ein

veröffentlicht am 17.02.2020

Noch in diesem Jahr wird eine neue Bahn-Ära eingeläutet: Ab 13. Dezember fahren sechs strombetriebene Züge pro Tag von München über Memmingen und Lindau nach Zürich. Foto: Radeck

Memmingen (as/dl). Erfreuliche Nachrichten vom Bahnausbau zwischen München und Lindau: Die Deutsche Bahn läutete nach zwei Jahren Bauzeit jetzt im Allgäu das Bau-Finale ein. Ab Juli steht die Stromversorgung, ab Dezember gibt es dann kürzere Fahrzeiten nach Zürich. Über die letzten Etappen informierten Bahnsprecher Franz Lindemair und DB-Projektleiter Matthias Neumaier bei einem Pressegespräch in Memmingen.

Ende 2020, genauer gesagt mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember, beginnt mit der strombetriebenen Neigezugtechnik eine neue Ära im Schienenverkehr: „Noch einmal geht es entlang der Strecke konzentriert zur Sache“, informiert Matthias Neumaier die Medienvertreter im Hotel Weißes Ross. „Und noch einmal sind dafür auch noch wenige Streckensperrungen mit Ersatzverkehr notwendig. Bereits im Sommer schalten wir den Strom ein und beginnen unsere Test- und Messprogramme. Ende des Jahres dürfen sich unsere Reisenden schließlich auf die Inbetriebnahme und damit auf den Beginn eines schnellen und sauberen Zugverkehres freuen“, so der DB-Projektleiter. Voraussichtlich ab Juli steht die Stromversorgung auf der Strecke, erste Testfahrten kündigte Neumaier für August oder September an. Ab Mitte Dezember sollen dann sechs Züge pro Tag zwischen München und Zürich eingesetzt werden.

Im März 2018 fand der symbolische Spatenstich mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (rechts) und Ronald Pofalla, Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, am Memminger Bahnhof statt. Foto: Radeck

Dreieinhalb Stunden von München nach Zürich

Die Elektrifizierung der Strecke verkürzt die Reisezeit zwischen München und Zürich um fast eine Stunde auf fast weniger als drei Stunden und 30 Minuten. Schweizer Neigetechnikzüge ermöglichen eine höhere Geschwindigkeit in den Kurven und erreichen künftig auf weiten Abschnitten Tempo 160. Dazu trägt auch bei, dass die Fernverkehrszüge in Lindau nicht mehr wie bisher auf der Insel halten: Dort wird derzeit der neue Bahnhof im Stadtteil Reutin gebaut. Auch im Regionalverkehr soll es zunehmend schnellere Verbindungen geben.

500 Millionen Euro Kosten

500 Millionen Euro hat die Modernisierung und Elektrifizierung der Strecke zwischen Geltendorf und Lindau gekostet. Der Großteil des Geldes floss in den Bau neuer Stellwerke und in eine moderne Signaltechnik. Außerdem mussten Gleise erneuert, Brücken und Weichen abgerissen oder saniert werden. 100 Millionen Euro investierte die DB Netz AG insgesamt in den Lärmschutz. Die Kosten für die Stromversorgungstechnik liegen bei 23 Millionen Euro.

38 Tonnen schweben über Leitungen und Stellwerk: Mitte Dezember 2019 wurde die neue Fußgängerbrucje am Memminger Bahnhof eingehoben. Foto: Manuela Frieß / Pressestelle Stadt Memmingen

50 Millionen Euro für den Schallschutz

Zum Schutz der Anwohner errichtet die Bahn auch im letzten Streckenabschnitt zwischen Hergatz und Lindau Schallschutzwände auf knapp zehn Kilometern Länge in neun Orten. Diese Arbeiten werden bis Ende November andauern. 400 Masten und 25 Kilometer Oberleitung sind auf dem Westallgäuer Streckenabschnitt noch zu installieren. Hauptsächlich die Strecke zwischen Hergatz und Lindau wird von Sperrungen betroffen sein. Hier werden dann ersatzweise Busse eingesetzt. "Insgesamt wird es aber nicht mehr so viele Streckensperrungen wie in den Jahren zuvor geben", versicherte Matthias Neumaier.

"Highlight des Baugeschehens"

Als Highlight des diesjährigen Baugeschehens bezeichnete Bahn-Sprecher Franz Lindemair die neue Brücke über die Obere Argen in Wangen (siehe Foto am Textende). Seit Ende Januar wird die bestehende Brücke abgebaut, 2019 wurde die neue Brücke direkt neben dem alten Bauwerk errichtet. Der 116 Meter lange und neun Meter breite Neubau wird am 3. März in Millimeterarbeit an seinen endgültigen Ort geschoben werden - genau an die Stelle, an der die alte Brücke stand. Im Anschluss werden neue Gleise auf der Brücke verlegt, die Oberleitung installiert und die Schallschutzmaßnahmen fertig gestellt.

Elastischer Schienenauflager für Bahnbrücke Buxheim

Im Mai wird auch die Bahnbrücke in Buxheim ertüchtigt. Ein elastischer Schienenauflager, also einer Art Gummiplatte unter den Schienen, sorgt dafür, dass weniger Schwingungen entstehen, wenn ein Zug darüberfährt.

Bahnhofssanierungen

Zu den Baumaßnahmen gehört auch die Erneuerung einiger Bahnhöfe. Der barrierefreie Ausbau der Bahnhöfe Türkheim, Städten, Sontheimer und Leutkirch ist bereits abgeschlossen. Barrierefrei zugänglich ist nun auch der Bahnhof in Wangen.

In Memmingen werden die Bahnübergangssicherungsanlagen in der Buxacher Straße, Hühnerbergstraße, Bodenseestraße, Stadtweiherstraße und Dickenreiser Weg erneuert.

Die Brücke über die Obere Argen in Wangen:

Am 3. März 2020 wird die 116 Meter lange und neun Meter breite Neubau der Brücke über die Obere Argen in Millimeterarbeit an ihren endgültigen Ort geschoben. Foto: André Schmieder / Bahn AG