CRB wehrt sich gegen „Ausverkauf“ des Klinikums

Klinikumsfusion: Courage kritisiert "Verweigerungshaltung" des Landkreises

veröffentlicht am 09.01.2019

Erst müssen die Zahlen auf den Tisch: CRB-Stadtratsfraktion Wolfgang Courage lehnt eine "Blind-Fusion" mit den Unterallgäuer Kreiskliniken als unverantwortlich ab. Fotos: A. Sonnleitner 

Memmingen (as). Kritische Töne in Bezug auf einige aktuelle Projekte schlugen die Stadträte des Christlichen Rathausblocks (CRB) bei ihrem Neujahrsempfang im Hotel Rohrbecks am Schrannenplatz an. Schwerpunkte der Diskussion waren die Kliniken-Fusion und das Konzept des neuen Ganzjahresbades.

Auf Partnersuche: Das Memminger Klinikum. Foto: dl Archiv

In Bezug auf die von Seiten des Landrats auf Eis gelegte Fusion des Memminger Klinikums mit den Unterallgäuer Kreiskliniken (wir berichteten) zeigte sich der Vorsitzende der CRB-Stadtratsfraktion Wolfgang Courage ungehalten über die „Verweigerungshaltung des Landkreises“: „Wir sind vehement gegen eine 0/8/15-Blind-Fusion, bei der wir die Katze im Sack kaufen“, so Courage.

Vor einer Fusion müsse man in die Bücher schauen, alles andere sei unverantwortlich. Doch während das Klinikum Memmingen die Bilanzen offen gelegt habe, spiele der Landkreis nicht mit offenen Karten. „Der Landrat arbeitet gegen Memmingen“, meinte Stadtrat Thomas Mirtsch. Um endlich Zahlen zu erhalten, habe die Stadt sogar einem vom Landratsamt selbst beauftragten Gutachter zugestimmt. Zwei Wochen später habe Landrat Hans-Joachim Weirather dann einen Rückzug gemacht. 

Der CRB sei nicht bereit, dem von anderen Stadtratsfraktionen geplanten „Ausverkauf“ des Klinikums zuzustimmen: “Wir kämpfen für unser Klinikum und für die Memminger Bevölkerung. Und ich glaube nicht, dass diese ein Beteiligungsverhältnis von 50:50 haben will, das den gegebenen Stärkeverhältnissen nicht entspricht“, betonte Courage, was von den Zuhörern beifällig aufgenommen wurde.

Aktueller Planung für neuen Ganzjahresbad

CRB-Stadtrat Helmuth Barth. 

Über den aktuellen Planungsstand des neuen Ganzjahresbades (GJB) - eine der in der jüngsten Plenumssitzung einstimmig angenommenen Hauptforderungen des CRB - informierte Stadtrat Helmut Barth die Mitglieder und Gäste ausführlich. Da der Entwurf des Architektenwettbewerbs-Siegers Bernhard Asböck mittlerweile zehn Jahre alt sei, soll die Planung nicht zuletzt anhand der von Schwimmsportvereinen kritisierten Punkte überarbeitet werden.

Am aktuellen Entwurf (siehe unten abgebildete Pläne und Daten) kritisierte Barth unter anderem das Fehlen eines Lehrschwimmbeckens für Schwimmkurse und Fitnessangebote, das der Stadt erhebliche Einnahmen bringen könne. Als suboptimal bewertete der Physiotherapeut und Ex-Wasserballspieler auch, dass der Springerbereich in das 50 Meter lange Innenbecken verlegt wurde, was das Becken nur eingeschränkt nutzbar mache.

Leider habe der CRB seine Forderung nach einer aktuellen Bedarfsanalyse im Stadtrat nicht durchsetzen können. Um die derzeitige Planung zu optimieren und trotz fehlender Befragungen „in die richtige Richtung zu lenken“, hofft der Physiotherapeut und Ex-Wasserballspieler auf Unterstützung der Öffentlichkeit.„Wichtig ist, dass Memmingen in naher Zukunft ein schönes neues Bad hat, auf das es stolz sein kann“, so Barth. 

Kosten laut Architekt: 30 bis 35 Millionen Euro 

Während die Kosten des damaligen Preisträgerentwurfs bei 23,5 Millionen Euro netto lagen, gehe man bei der nun geplanten „abgespeckten Version“ von 27,5 Millionen Euro aus, wobei mit drei bis fünf Millionen Euro an öffentlichen Zuschüssen zu rechnen sei, erklärte Barth den sehr interessierten Zuhörern. (Nach aktueller Angabe des Architekten gegenüber der Lokalen belaufen sich die Kosten auf 30 bis 35 Millionen, Anm. der Red.).

„Die alltägliche Last mit den Lastern“

CRB-Mitglied Thomas Winter. 

Über eine weitere „Never Ending Story der Stadt“ sprach CRB-Mitglied Thomas Winter: „die alltägliche Last mit den Lastern“. Der CRB fordere seit zehn Jahren „gebetsmühlenartig“ einen Autohof, um dem durch wild parkende Laster entstandenen Chaos im Gewerbegebiet Nord entgegenzuwirken. Die Situation in den angrenzenden Wohngebieten verschärfe sich zusehends, so Winter.

Bedingt durch ihr „menschenunwürdiges“ und hygienisch prekäres „Schattendasein“ hinterließen die LKW-Fahrer zudem Müll und Fäkalien. „Das Aufstellen nicht-mobiler WCs reicht nicht“, monierte Winter. 

Um Abhilfe zu schaffen, sei die Stadt Memmingen gefordert, einen Privatinvestor für den „absolut notwendigen“ Autohof zu suchen.

Memminger Schulen „steinzeitlich“ ausgestattet

Ein weiterer Kritikpunkte des CRB ist die „steinzeitliche“ technische Ausstattung der Memminger Schulen. Er hoffe, dass die Anschlüsse für Glasfaserkabel an den Schulen im städtischen Haushalt 2019 vorgesehen seien, so Thomas Mirtsch. Der aktuelle Haushaltsentwurf sei jedoch nicht, wie sonst üblich, zum Jahresende, sondern voraussichtlich erst im Februar 2019 einsehbar. Außerdem kritisierte Mirtsch die veraltete Technik an den beruflichen Schulen: Hier werde noch an 50 Jahre alten Drehbänken gelernt.  

Radwegebeleuchtung fehlt nach wie vor

Diskussionsbedarf gab es auch bezüglich der intelligenten, nutzerabhängigen Radwegebeleuchtung, die der CRB schon lange fordert. Es geht um die Radwege entlang bewaldeter bzw. schlecht einsehbarer Straßen. Als Beispiele nannte Courage die Radweg zwischen Ferthofen und Volkratshofen, zwischen Im Dickenreis und Dickenreishausen und den Radwegabschnitt durch den Wald bei Grünenfurt. Auch hier wolle man „dranbleiben“.

Unverständnis für Bürgerbegehren Bahnhofsareal

Auf die Frage der Lokalen, ob der CRB das angestrebte Bürgerbegehren der Initiative Zukunft Bf/4 zum Bahnhofsareal unterstütze, kritisierte Stadträtin Sabine Rogg: „Wir haben über Jahre im Stadtrat um diese Sache gerungen. Es gab seit vielen Jahren öffentliche Veranstaltungen, an denen die Initiatoren des Bürgerbegehrens nicht teilgenommen haben. Jetzt, wo alles endlich zusammengeschnürt ist, kommen sie daher - ich kann’s nicht verstehen.“ 

Sabine Rogg moderierte den Abend und die abschließende lebhafte Fragerunde - stellvertretend für den CRB-Vorsitzenden Christoph Steinlehner, der sich beim Schneeräumen verletzt hat. 

Unsere Galerie zeigt die aktuellen Pläne und Daten zum Ganzjahresbad (zum Vergrößern bitte anklicken). Der CRB regt an, den Verwaltungstrakt auf die andere Bachseite zu verlegen, was auch der Größe der Liegewiesen zugute käme. 

Grafiken: asböck architekten gmbh