„Das Ding muss wieder weg!“

Klaus Holetschek will für Abschaffung der Kassenbonpflicht kämpfen

veröffentlicht am 03.02.2020

Leise rieseln die Bons - bei der Protestaktion der Kreishandwerkerschaft (von links): Günther Landerer (Obermeister der Bäcker-Innung Memmingen/Mindelheim), Gottfried Voigt (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim und der Innung), Georg Göttinger (stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim), Klaus Holetschek, MdL (Bürgerbeauftragter der bayerischen Staatsregierung), Georg Greiff (Obermeister der Fleischer-Innung Allgäu) und Enrico Karrer (Obermeister der Friseur-Innung Memmingen/Unterallgäu). Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Zu einer Protestaktion gegen die seit 1. Januar 2020 geltende Kassenbonpflicht hat die Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim den Landtagsabgeordneten, Bürgerbeauftragten und künftigen Staatssekretär Klaus Holetschek in ihre Räume in der Kramerzunft am Weinmarkt eingeladen. Dort sah sich der CSU-Politiker mit einem großen Papierberg konfrontiert: Zwölf Memminger Bäckereien hatten ihre Kassenbons zwei Wochen lang gesammelt.

Gottfried Voigt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, und der stellvertretende Kreishandwerksmeister Georg Göttinger begrüßten den Ehrengast auch im Namen der Bäckerinnung und wiesen darauf hin, dass die Friseure und Fleischer ebenso unter der überbordenden Bürokratie litten. „Seit Anfang des Jahres wird auf Teufel komm raus gedruckt. Ob sinnvoll oder nicht. Ob gewünscht oder nicht“, klagte Voigt, "von der Brezel bis zum Bier im Gasthaus. Vom Aufschnitt bis zum Kurzhaarschnitt“, resümierte er anschaulich.

Kassenbon nur auf Kundenwunsch

Moderne Kassen seien jedoch manipulationssicher und machten eine kleinliche Bonierung überflüssig. Ein Bon sollte nur auf Kundenwunsch ausgegeben werden – „bedarfsgerecht und umweltbewusst“, fordert Voigt, schließlich handele es sich bei den Zettelchen aus Thermopapier um "Problemmüll, den niemand haben will und braucht". Es sei darum widersinnig, dass sich der Steuerhinterziehung verdächtig und damit strafbar mache, wer keinen Müll produziere, monierte Voigt.

Die Forderung, Kleinbeträge bis zehn Euro von der Kassenbonpflicht zu befreien, brennt besonders den Bäckern unter den Nägeln, denn: „Bei einem Umsatz von 500 Euro fallen bei der Tankstelle etwa zehn, beim Friseur etwa 20 und beim Bäcker 200 der kleinen Papierzettel an“, rechnete Günther Landerer, Obermeister der Bäckerinnung Memmingen-Mindelheim, Klaus Holetschek und den Medienvertretern in seiner Ansprache vor. Und diese sammeln sich, wie hier demonstriert wurde, schnell zu riesigen Sondermüllbergen an. Kleinvieh macht eben auch Mist.

Der Gipfel des Müllbergs

"Für den ausgestellten Zettelberg haben zwölf Memminger Bäckereien zwei Wochen lang gesammelt - in Deutschland gibt es 10.926 Bäckereien mit insgesamt 46.000 Verkaufsstellen, den Gipfel des jährlichen Müllberges erreicht man also erst, wenn man sich das 25-fache dieser Menge (siehe Foto, Anm. der Red.) vorstellt und diese Menge dann mit 4.000 multipliziert", veranschaulichte Landerer das Ausmaß des Problems. Die Bons der Metzgereien, Friseure, Kioske und Gastronomie kämen dann noch oben drauf.

Von der vom Gesetzgeber befürchteten gigantischen Steuerhinterziehung, die durch die Bonausgabe verhindert werden soll, könne keine Rede sein, "denn der Kaufvorgang wird ja im Beisein des Kunden in der Kasse elektronisch erfasst und kann auch nicht verändert werden, egal, ob der Kunde den Bon ausgedruckt haben will oder nicht", erklärt Landerer.

Frankreich hat die Bonpflicht bereits wieder abgeschafft, sieht der Obermeister hier ein gutes Beispiel. Nun hoffen die Innungen, dass auch in München und Berlin erkannt wird, dass die Bürokratie hier zu Lande mal wieder übers Ziel hinausschießt.

"Wir reglementieren uns zu Tode“

Bei Klaus Holetschek rennen die Vertreter der Handwerkerschaft offene Türen ein: „Das Handwerk ist das Rückgrat unserer Wirtschaft“, so Holetschek. Es könne nicht angehen, die Betriebe unter Generalverdacht zustellen.

"Wir reglementieren uns zu Tode“, stimmt er der Kritik an der zunehmenden Bürokratisierung zu. "Statt dem Ruf nach immer neuen Kontrollen und Vorschriften braucht es eine neue Vertrauenskultur", so der CSU-Abgeordnete. In Bayern sei man sich darüber weitgehend einig, nun müsse man die Botschaft noch nach Berlin tragen. „Das Ding muss wieder weg, dafür setzte ich mich ein!“, versprach Holetschek abschließend.