Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt

Feierstunde zum 10-jährigen Bestehen der Palliativstation am Klinikum

veröffentlicht am 18.11.2019

Wichtig für die Patienten auf der Palliativstation am Memminger Klinikum - der kürzlich fertig gestellte Balkon. Die Station feierte nun ihr zehnjähriges Bestehen. Archivfoto: DL/AS

Memmingen (ew). Den letzten Weg etwas leichter zu machen und das Leben in Würde zu beenden. Darum geht es in erster Linie für die Patienten auf der Palliativstation im Memminger Klinikum. Das zu leisten sei eine große Herausforderung für das Pflegepersonal, hebt Oberbürgermeister Manfred Schilder in einer Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen hervor.

Die Palliativstation, mit einer Ausstattung die über das normale Maß hinausgeht, ist eine nicht mehr wegzudenkende Erfolgsgeschichte und schon immer ein „Herzenswunsch“ von Chefarzt Prof. Dr. Albrecht Pfeiffer gewesen, hob der Rathauschef hervor. Pfeiffer selbst gab einen kurzen Rückblick über die vergangenen zehn Jahre und berichtet über ein gewisses Unverständnis in seiner Anfangszeit. „Was wollen sie denn mit den Todkranken?“ ist er gefragt worden. Heute weiß man, dass die Linderung der Leiden das Wichtigste bei Palliativpatienten ist. Dazu gehört seiner Meinung nach auch die Einbindung der Angehörigen der Patienten in die Behandlung.

1.600 Patienten habe man in den vergangenen zehn Jahren in der Palliativstation behandelt, davon konnten 43 Prozent nach Hause entlassen werden. Die Bedeutung der Palliativmedizin wird in unserer Gesellschaft weiter zunehmen, prognostiziert der ärztliche Direktor und fügt hinzu, dass mehrere Ärzte seines Hauses schon in diese Richtung weitergebildet wurden.

Geborgenheit und Hilfe

Stationsleiterin Angela Ludwig bezeichnet ihre Abteilung als „Zufluchtsort der Geborgenheit und Hilfe. Dank großzügiger Spenden wurde nun auch ein Balkon erstellt, „ein Geschenk, dessen Größe man nicht in Worte fassen kann“. Der Mensch stehe im Mittelpunkt und in ihrer Station bestimme der Patient was er möchte und was nicht. Dies erfordere oft einen wechselnden Tagesablauf mit viel Toleranz des Pflegepersonals, erklärt Ludwig weiter

Den Tagen mehr Leben geben

Aggression und Wut der Patienten sieht die Leiterin als Teil des Prozesses und dürfe von den Pflegekräften niemals persönlich genommen werden. Oberstes Motto sei, nicht dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. Auch wenn Menschen sterben, sei es trotzdem das Ziel der Palliativmedizin, die Patienten wieder zu entlassen.

Neue Konzepte entwickeln

Hauptrednerin der Veranstaltung war Prof. Dr. Claudia Bausewein, Lehrstuhlinhaberin für Palliativmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

In ihrem Vortrag zum Thema „Aktueller Stellenwert und Herausforderungen für die Zukunft der Palliativmedizin“ führt sie u.a. aus, dass Leitlinien weiterentwickelt wurden, denn Palliativmedizin sei nicht nur „Krebs, Schmerzen und Sterben“.

Bausewein verwies auch auf eine Studie über die Lebensqualität von Erkrankten. Umso früher Patienten Palliativmedizin erfahren, desto weniger Aggressionen und Depressionen treten auf und umso länger leben sie. Bausewein prognostizierte für die Zukunft einen höheren Bedarf aufgrund der Alterspyramide. Derzeit seien 200.000 Menschen in Bayern und etwa 1,5 Millionen in Deutschland betroffen, diese Zahlen würden weiter steigen.

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von ÄrztInnen, PflegerInnen und dem Musiktherapeuten der Palliativstation.