"Die Größe des Geschenks lässt sich kaum in Worte fassen"

Balkon der Palliativstation des Klinikums offiziell eingeweiht

veröffentlicht am 05.04.2019

Ein schönes Stück Lebensqualität für schwerkranke Patienten: Der neue Balkon der Palliativstation. Auch Patient Heinrich Schuster freut sich über die Möglichkeit, im Freien zu sitzen. Fotos: A. Sonnleitner

Memmingen (as). In freudig-festlicher Stimmung wurde nun der Balkon der Palliativstation offiziell eingeweiht. Das Klinikum Memmingen und der Förderverein des Klinikums haben alle Firmen und Privatleute, die für den Bau gespendet hatten, zu einer Feier eingeladen.

Der scheidende Vorsitzende des Klinikfördervereins Thomas Munding.

„Noch einmal die Sonne auf der Haut spüren“ - unter diesem Motto hatte der Klinikförderverein zusammen mit der Palliativstation des Memminger Klinikums im Herbst 2017 einen großen Spendenaufruf für einen Außenbalkon der Palliativstation gestartet. Die Resonanz war überwältigend: Privatpersonen, Firmen, Vereine und Stiftungen spendeten insgesamt rund 180.000 Euro für das Projekt, dass Heike Kahnert gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann Thomas initiiert hatte (wir berichteten).

„Ohne Sie würde es den Balkon nicht geben“, dankte der Vorsitzende des Klinikfördervereins, Thomas Munding, Heike Kahnert für ihr großes und unermüdliches Engagement.

Heike Kahnert hat das Projekt gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann Thomas initiiert.

Professor Dr. Rainer Burkhard neuer Vorsitzender

Gleichzeitig verkündete Munding seinen Rücktritt als Vorsitzender. Nach 14 Jahren übergibt er das Ehrenamt an den ehemaligen Leiter der Kinderklinik Professor Dr. Rainer Burkhard, dem Oberbürgermeister Manfred Schilder nicht nur zum neuen Amt, sondern auch zum 70. Geburtstag gratulieren konnte.

Schilder betonte, dass ein gesunder Mensch kaum ermessen könne, was es für einen todkranken bedeutet, noch einmal die Sonne auf der Haut spüren zu dürfen. „Das sind Freuden, die für uns selbstverständlich sind“, so Schilder, verbunden mit einem Dank an alle Spender, an die ausführenden Firmen und an die Pflegeleitung.

"Großartigen Initiative"

Der ärztliche Direktor Professor Dr. Albrecht Pfeiffer stimmte in die Freude über die neue Errungenschaft ein: “Dass der Balkon realisiert wurde, ist der großartigen Initiative eines Patienten und seiner Frau zu verdanken“, betonte er. Sogar ehemalige Patienten mit knappem Geldbeutel hätten für den Balkon gespendet.

In einem kurzen Abriss über die Entwicklung der Station erklärte Pfeiffer, dass hier bislang 1.500 Patienten behandelt worden seien. Davon sei lediglich ein Drittel würdevoll im Sterben begleitet worden, während rund 1.000 Patienten mit besserer Lebensqualität entlassen werden konnten. „Die Palliativstation gehört zu den besten und erfreulichen Entwicklungen meiner Berufszeit“, sagte Pfeiffer mit großen Dank an die Ärzte und Pfleger/innen.

In Feierlaune: Die stellvertretende Stationsleiterin Ines Rudolf stößt mit Patient Heinrich Schuster auf den Neubau an.

„Keine Luft im Projekt“

Architekt Helmut Schedel erklärte anhand der Bauentwicklung, wie die hohe Summe von 180.000 Euro zustande kam. Bereits Thomas Munding hatte betont, dass es finanziell „keine Luft im Projekt“ gegeben habe, das immerhin mit etwa 100.000 Euro mehr zu Buche schlug, als ursprünglich vorgesehen war. „Den Balkon in zehn Meter Höhe an eine vorgehängte Fassade anzubringen, war keine alltägliche Aktion“, erklärte Schedel. Verteuert habe den Bau vor allem die schwierige Statik und der Brandschutz. (Näheres hierzu auch unter https://www.lokale-mm.de/news/er-steht-ist-stabil-und-sieht-gut-aus/)

Die Leiterin der Palliativstation Angela Ludwig sprach von einem "Geschenk, dessen Größe sich nicht in Worte fassen lässt“. Der Balkon sei seit Entstehung der Station ein unerfüllbar scheinender Wunsch gewesen, erklärte sie. Erwartungsgemäß wird der Anbau, auf dem drei Krankenbetten Platz haben, von Patienten und Besuchern sehr gut angenommen. „Am Wochenende war der Balkon voller Menschen, Gespräche und Lachen“, schwärmte Ludwig.

Fundamentalere Wünsche

Die Wünsche lebensbegrenzt erkrankter Menschen seien fundamentaler als die Gesunder, erklärte die Stationsleiterin. „Die meisten davon können wir gut erfüllen, aber die Sonne auf der Haut zu spüren, den Schnee und den Wind zu riechen, das ging dann doch nur sehr bedingt. Dank des Balkons können wir die Patienten nun noch ein Stück besser betreuen“, freut sich Angela Ludwig.

Bewegt von den Glückwünschen und Dankesworten, ergriff auch Heike Kahnert schließlich noch das Wort. „Ich bin mir sicher, dass mein Mann jetzt hier bei uns ist“, sagte sie.

So sieht er aus, der Balkon der Palliativstation. Nur die Sonne fehlt - leider hat es am Tag der offiziellen Einweihung geregnet.