„Er steht, ist stabil und sieht gut aus“

Palliativ-Patienten können nun "die Sonne auf der Haut spüren"

veröffentlicht am 11.12.2018

Bei der Präsentation des neuen Balkons der Palliativstation am Klinikum Memmingen unter dem Glasdach (von links): der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Albrecht Pfeiffer, Pflegedirektor Hans-Jürgen Stopora, der Schatzmeister des Fördervereins Volker Möntmann, Projektinitiatorin Heike Kahnert, Klinikfördervereinsvorsitzender Thomas Munding, Klinikverwaltungsleiter Wolfram Firnhaber, der stellvertretende Fördervereinsvorsitzende Dr. Walter Hofmann und Architekt Helmut Schedel. - Das Vorschaubild zeigt Heike Kahnert mit dem scheidenden Verwaltungsleiter Wolfram Firnhaber. Fotos: Sonnleitner 

Memmingen (as). „Wir haben eine überwältigende Resonanz und Teilnahme erlebt“, berichtete der Vorsitzende des Klinikfördervereins Thomas Munding den Medienvertretern. Das Klinikum hatte zur Besichtigung des nun fertig gestellten Balkons der Palliativstation eingeladen.

„Noch einmal die Sonne auf der Haut spüren“ - unter diesem Motto hatte der Klinikförderverein zusammen mit der Palliativstation des Memminger Klinikums im Herbst 2017 einen großen Spendenaufruf für einen Außenbalkon der Palliativstation gestartet. „Er steht, ist stabil und sieht gut aus“, sagte Thomas Munding zufrieden. Privatpersonen, Firmen und Vereine unterstützten das Projekt, das damals mit 80.000 bis 120.000 Euro veranschlagt wurde.

Der ärztliche Direktor Professor Dr. Albrecht Pfeiffer sprach von einer „großen Tat“ der mittlerweile verwitweten Initiatorin des Projekts Heike Kahnert, die mit einer Spendenbox von Tür zu Tür gegangen war, um Geld für das Projekt zu sammeln. Er dankte auch dem Förderverein für die „großartige Realisierung“: „Es ist höchst eindrucksvoll, zu sehen, was für großartige Folgen die Idee eines Schwerkranken und seiner Frau für die Allgemeinheit hat“, so Pfeiffer.

Weitere Spenden willkommen

Der Balkon misst insgesamt 50 Quadratmeter, ist etwa elf Meter lang und in L-Form gebaut.

Allerdings erwies sich der Anbau, der es unheilbar kranken Patienten ermöglichen soll, frische Luft einzuatmen und ins Grüne blicken zu können, mit gut 180.000 Euro als wesentlich teurer als gedacht. „Wir haben einen Kraftakt gestemmt“, sagte Munding mit herzlichem Dank an alle Beteiligten. „Doch es fehlen immer noch 5- bis 10.000 Euro um die letzte Lücke zu schließen“, hofft er auf weitere Spenden.

Insbesondere Statik- und Brandschutzmaßnahmen haben den Bau verteuert. „Messungen ergaben, dass die Wände des Klinikgebäudes nicht genau parallel stehen“, erklärte der Architekt Helmut Schedel. Dieser Umstand wirkte sich erschwerend auf die Montage des mehrere Tonnen schweren Anbaus aus. „Wir haben tonnenweise Stahl verbaut, 300 Kilogramm schwere Stahlträger montiert“, erklärte Schedel. „Zudem musste die Fassade geöffnet werden.“

"Trotz hoher Kosten gelohnt"

Auf der Unterseite des Balkons mussten spezielle Platten eingezogen werden, um den strengen Brandvorschriften in öffentlichen Gebäuden gerecht zu werden. „Es war  eine große Herausforderung, doch trotz der hohen Kosten hat sich das tolle Projekt gelohnt“, so das allgemeine Fazit.

Der neu angebaute Balkon in Südwest-Lage misst insgesamt 50 Quadratmeter, ist etwa elf Meter lang und in L-Form gebaut. Aus statischen Gründen konnte nicht mehr als 1,50 Meter in die Breite gebaut werden, doch reicht der Platz aus, um bettlägerigen Patienten und Patienten im Rollstuhl einen Aufenthalt im Freien zu ermöglichen. Um ihnen einen ungehinderten Ausblick zu ermöglichen, wurde die Brüstung aus Glas gefertigt. Ein gläsernes Vordach erlaubt es den Patienten, die frische Luft auch bei Regen  zu genießen.

„Ich bin unendlich dankbar“

Für die Initiatorin des Projekts, Heike Kahnert, war es sehr bewegend, das beeindruckende Ergebnis dessen zu sehen, was ihr mittlerweile verstorbener Mann und sie vor anderthalb Jahren in die Wege geleitet haben. Entstanden war die Idee am 51. Geburtstag ihres krebskranken Mannes Thomas, den beide auf der Palliativstation verbrachten. Sein Wunsch damals war es, „noch einmal die Sonne auf der Haut zu spüren“.

„Er wäre so gerne bei der Eröffnung dabei gewesen“, bedauerte Heike Kahnert. Doch in die Trauer mischt sich auch Freude: „Ich bin unendlich dankbar.“

Die offizielle Eröffnung des Anbaus ist im Frühjahr 2019 geplant.