Die Impfung muß freiwillig bleiben

Viele offene Fragen, dafür wenig Klarheit

veröffentlicht am 04.03.2021

Die Impfung als einzige Maßnahme? Foto: ©pixabay/ Wir_Pics

Memmingen (rad). Impfen? Ja oder nein? Warum überhaupt? Angesichts der nach wie vor hohen positiv getesteten Menschen und der weiter massiv eingeschränkten Grundrechte scheint eine Immunisierung durch einen Impfstoff unausweichlich. Wir haben uns mit der Memminger Ärztin Dr. Beatrix Zentgraf unterhalten.

Frau Dr. Zentgraf, schenkt man der Politik Glauben, ist eine Impfung die einzige Möglichkeit, die Corona-Pandemie einzudämmen. In kürzester Zeit wurden entsprechende Präparate entwickelt und zugelassen. Wird nun alles wieder gut?

Eines möchte ich vorneweg nehmen, bevor ich Ihre Fragen beantworte: Ich bin grundsätzlich eine Impfbefürworterin. Ich selbst und meine Familienangehörigen sind mit den Standardimpfungen geimpft. Auch meine Patientinnen werden gebeten, ihre Impfausweise mitzubringen, damit wir gegebenenfalls die Auffrischimpfungen vornehmen können.

Es wäre schön, wenn nun alles wieder gut würde, aber ich bezweifle es. Es gibt kein keimfreies Leben. Corona-Viren können sich verändern (mutieren). Infolgedessen ist eine Impfung nach einigen Monaten unter Umständen schon gar nicht mehr wirksam.

Laut WHO besteht weltweit eine Infektionssterblichkeit von 0,23 Prozent. Betroffen sind überwiegend Personen über 70 Jahre mit Grunderkrankungen. Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll eine Impfung für alle ist.

Wie gut ist denn nun der vermutete Schutz durch eine Impfung?

Dazu müssen wir die Daten aus der Biontech-Studie (1) ansehen:

Aus dieser ergibt sich eine relative Wirksamkeit von 95 Prozent (154 =95 Prozent von 162). Offensichtlich wurden aber insgesamt nur 170 von 43500 StudienteilnehmerInnen überhaupt positiv getestet, bzw. hatten Symptome (Ein Fall mit schweren Covid-Symptomen in der Impfgruppe und neun Fälle in der Plazebogruppe). Das bedeutet doch, dass nur 154 (162 -8) von 21750 Geimpften von der Impfung profitiert haben. Das sind 0,71 Prozent. Daneben gibt es zahlreiche Probanden mit schweren Nebenwirkungen.

Es gibt viele Unklarheiten:

Wie lange hält der Impfschutz an? Das wissen wir nicht!

Schützt die Impfung gegen Mutationen? Dazu gibt es keine Studien. Man vermutet es!

Kann eine geimpfte Person andere noch anstecken? Das wissen wir nicht! (2)

Konkrete Gefahren

Die Covid-Impfstoffe haben bisher nur eine vorläufige Zulassung für ein Jahr, innerhalb dessen die Hersteller verpflichtet sind, weitere Studien durchzuführen, um zu belegen, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis positiv ist und bleibt. Nach so kurzer Entwicklungszeit (weniger als ein Jahr) ist bisher noch kein Impfstoff auf den Markt gekommen. Die normale Impfstoffentwicklung dauert etwa fünf bis zehn Jahre. Es handelt sich zudem um einen komplett neuen Impfmechanismus, der beim Menschen so noch nie angewendet wurde.

Ich möchte an die Schweinegrippe-Impfung 2009 erinnern. Damals wurde ebenfalls sehr stark zur Impfung gedrängt. Die Folge waren gehäufte neurologische Schäden (Narkolepsie). Die Impfung musste schließlich gestoppt werden.

Wir können derzeit definitiv keine Aussagen über mittel- bis langfristige Risiken wie z.B. Autoimmunkrankheiten machen.

Es besteht das Risiko für die Bildung infektionsverstärkende Antikörper (ADE). Diese Antikörper führen beim erneuten Kontakt mit einem Wild-Virus zu einer Überreaktion, das heißt zu einer schwerwiegenderen Infektion mit unter Umständen tödlichem Ausgang. Sie sind einer der Gründe, warum Bemühungen, Corona-Virus-Impfstoffe zur Zulassung zu bringen, bisher gescheitert sind. (3)(4)(5)

Auch das Risiko von Frauen eventuell. nicht mehr schwanger werden zu können, kann mit einer Studie mit nur etwa 40.000 Probanden (Anteil von Frauen im gebärfähigen Alter?) und nach dieser kurzen Studiendauer nicht einfach negiert werden. Hierzu gibt es lediglich Expertenmeinungen, die allerdings zu konträren Ergebnissen kommen. Deshalb müssen unbedingt Studien durchgeführt werden, die dieses Risiko ausschließen, bevor Frauen im gebärfähigen Alter geimpft werden! Auch das Risiko für eine Schwangerschaft im Falle einer Impfung ist unklar. (6)

Der Anteil alter Menschen war in den Studien unterrepräsentiert. Insbesondere alte Menschen mit Vorerkrankungen (arterielle Hypertonie, Diabetes, chronischer Lungenerkrankung, Asthma bronchiale, chronischer Lebererkrankung sowie chronischer Nierenerkrankung), die wir ja besonders schützen wollen, sind ausgeschlossen worden. Es bleibt also abzuwarten, wie gut die Älteren die Impfung kurz- und mittelfristig vertragen. Beunruhigend finde ich die zahlreichen Meldungen von im Zusammenhang mit der Impfung in Altenheimen Verstorbenen sowie nachfolgend schwere Erkrankungen wie Schlaganfälle, Erblindungen, Gesichtslähmungen und andere. Die schnelle Erklärung, die Menschen seien ja schließlich schon so alt gewesen und hätten Vorerkrankungen gehabt, erstaunt. Warum sind sie dann geimpft worden, wenn sie ohnehin nur eine kurze Lebenserwartung hatten? Auch Corona-Ausbrüche nach Impfungen werden immer wieder berichtet. Das erstaunt umso mehr, da ja die Bewohner und das Pflegepersonal ein bis drei Mal die Woche sowie die Besucher vor Betreten der Einrichtung getestet werden.

Es bleibt zu hoffen, dass eine saubere wissenschaftliche Aufarbeitung der Erkrankungen und Todesfälle im Zusammenhang mit den Impfungen erfolgt. Leider funktioniert die hierfür vorgesehen „SaveVac“- App nicht zuverlässig. Sie lässt zudem lediglich die Meldung von bestimmten Nebenwirkungen innerhalb von 48 Stunden zu, was äußerst verwunderlich ist. Auch die über den Aufklärungsbogen verlinkte Meldeseite war über Tage nicht erreichbar.

Ist denn eine seriöse Risikobewertung unter diesen Umständen überhaupt möglich?

Aus meiner Sicht nicht vollumfänglich. Wir impfen in erster Linie alte Menschen mit schweren Vorerkrankungen, die infolge der Impfung oder eben ihrer Grundleiden versterben können. Und wir impfen junge, gesunde Menschen, die ein sehr geringes Risiko haben, überhaupt schwer an Covid zu erkranken oder gar daran zu sterben. Würden sie eine Impfkomplikation erleiden, wäre das fatal.

Medienberichten zufolge ist die Impfbereitschaft der Menschen in den letzten Wochen angeblich bedeutend angestiegen. Auf welche Umstände führen Sie dies zurück? Halten Sie diese Annahme überhaupt für realistisch?

Die Menschen sehnen sich nach fast einem Jahr social distancing, Masken, Verboten und Geboten nach Normalität. Sie möchten sich wieder bedenkenlos treffen, arbeiten, einkaufen, reisen, Sport treiben. Fluggesellschaften und Event Manager fordern bereits einen Impfnachweis als Voraussetzung für die Beförderung oder die Teilnahme an öffentlichen Groß-Events. Der soziale Druck steigt. Manche wollen sich einfach nur impfen lassen, um ihre Freiheiten wieder zu bekommen.

Besorgniserregend finde ich in diesem Zusammenhang den sozialen Druck, der von der Regierung und Arbeitgebern ausgeübt wird. Menschen, die sich (noch) nicht impfen lassen wollen, werden als Gefährder gebrandmarkt.

Dabei gibt es keine belastbaren Daten über das Vorhandensein einer sterilen Immunität, also die Unterbindung der Verbreitung des Virus durch geimpfte Personen.

Werden Sie selbst sich impfen lassen?

Zum jetzigen Zeitpunkt sicher nicht.

Mit welchen Mitteln oder Medikamenten könnte man alternativ dem Virus wirksam entgegentreten?

Da fällt mir vieles ein. Angst vor dem Virus ist auf jeden Fall ein schlechter Ratgeber! Die Menschen sollten ihr Immunsystem stärken, indem sie sich ohne Maske(!) viel an der frischen Luft bewegen. Insbesondere Kinder brauchen Bewegung, Sport. Beim Fußballspielen oder Schlitten fahren hat sich vermutlich noch keiner angesteckt! Gemeinschaft haben, miteinander lachen, feiern, auch einander trösten - das sind menschliche Grundbedürfnisse. Sie müssen befriedigt werden. Wenn sie über so lange Zeit vernachlässigt werden, leidet die Psyche massiv. Natürlich können auch eine gesunde Ernährung, genügend Vitamin C, D, auch Zink, zur Stärkung des Immunsystems beitragen. Wer Infektanzeichen hat, hält selbstverständlich Abstand zu den anderen.

Mittlerweile herrscht zunehmende Verunsicherung darüber, welcher Impfstoff bei älteren Menschen tatsächlich wirkt. Zudem gibt es Berichte über schwerwirkende Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen in Altenheimen. Was raten Sie den Betroffenen?

Wer Angst vor einer Infektion hat, kann sich impfen lassen. Die Impfung muss freiwillig bleiben und darf auf keinen Fall zur Ausgrenzung von Ungeimpften führen, wie sie jetzt schon stattfindet. Ich weiß beispielsweise von einer 90-jährigen Dame, die in einem Memminger Altenheim nicht aufgenommen wurde, weil sie nicht geimpft ist.

Um zu klären, wie wir die Risikogruppen schützen können, müssen unbedingt Epidemiologen, Geriater und Ökonomen eingebunden werden.

Wir dürfen den Blick aber nicht nur auf die Risikogruppen richten, sondern müssen zusammen mit Kinderärzten, Psychiatern, Wirtschaftsexperten und anderen das Risiko für diejenigen einschätzen, die ein minimales Risiko haben, schwer an Covid zu erkranken und massiv unter den Maßnahmen leiden.

Als Gynäkologin stelle ich fest, dass viele aus Angst vor einer Infektion nicht zur Vorsorgeuntersuchung kommen. Notwendige Operationen sind lange Zeit verschoben worden. Viele nehmen deutlich an Gewicht zu, weil sie die gewohnten Sportarten nicht ausüben können oder einfach frustriert sind. Wie wir wissen, ist Übergewicht ein eigenständiger Risikofaktor für diverse Erkrankungen und eine verkürzte Lebensdauer. Menschen erleiden psychische, körperliche und materielle Schäden. Letztendlich müssen wir erkennen und akzeptieren, dass wir nicht jeden vor jeder Infektion schützen können. Wir haben in Deutschland ein sehr gutes Gesundheitswesen. Aber unser aller Leben ist endlich.

Quellen:

(1) https://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa2034577?articleTools=true

(2) https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html

(3) https://jvi.asm.org/content/85/20/10582;

(4) https://www.jstage.jst.go.jp/article/jvms/60/1/60_1_49/_article;

(5) https://jbiomedsci.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12929-020-00695-2

(6) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/adma.201906274