Die Kugel ins Rollen bringen

Podiumsdiskussion mit Spiel und Spaß für Jugendliche

veröffentlicht am 13.02.2023

Nach Spielende, von links: Sebastian Dörr, Manfred Schilder, Jan Rothenbacher, Krimhilde Dornach, Marcel Keller. Foto: Svenja Gropper

Memmingen (sg). Bei einer etwas anderen Podiumsdiskussion mit Spiel und Spaß konnten Jugendliche Krimhilde Dornach (ÖDP), Jan Rothenbacher (SPD) und Manfred Schilder (CSU) in lockerer Atmosphäre beim Bowling kennen lernen. Die Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl spielten nicht schlecht und auch die Fragerunde im Anschluss setzte Akzente.

Es sausten einige Kugeln über die drei Bahnen und die Trefferquote ließ sich sehen. Je Politiker gab es eine Bahn mit einem Team von Jugendlichen und Vertretern der Interessensverbände wie dem Stadtjugendring oder dem Jugendausschuss. Der Spaßfaktor war garantiert und es wurde auch über unpolitische Themen geredet. Beim Bowlen gab es ein etwa einstündiges lockeres Kennenlernen, auf das eine Fragerunde im Gastronomiebereich folgte.
Die Jugendlichen hatten im Vorfeld die Möglichkeit bekommen ihre Fragen an Sebastian Dörr, Jugendreferent des Stadtrats, zu schicken und auch im Jugendparlament wurden vorab Fragen gesammelt. Dörr stellte diese stellvertretend an die drei Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters.
So wurde beispielsweise gefragt, welches lustige Video die Kandidaten und die Kandidatin bei TikTok einstellen wurde. Schilder als Wasserfan würde ein Unterwasservideo drehen, Dornach würde ihre 13jährige Beagle-Dame filmen und Rothenbacher würde die Lippensynchronisation probieren.
Auch wollten die Jugendlichen wissen, ob „die Karriere“ schon als Klassensprecher begonnen habe. Dornach und Schilder konnten dies bejahen, Rothenbacher bekleidete dieses Amt nicht.

Treffpunkte und Party
Vonseiten des Kinder- und Jugendparlamentes kam die Frage, was ein Oberbürgermeister die nächsten Jahre konkret für Kinder und Jugendliche tun würde. Rothenbacher würde mehr Räume und Orte zum Treffen schaffen. Auch Schilder und Dornach würden das Angebot von Begegnungsstätten, auch ohne Konsumzwang, erweitern. Schilder würde zudem die Spielplätze noch schöner gestalten. Dornach hat die Vision einer Art Wettbewerb, in dem Kinder und Jugendliche künstlerisch darstellen dürfen wie sie sich Memmingen in 30 Jahren vorstellen. Auf Basis dieser Ideen möchte sie mit ihnen in den Parlamenten reden und gemeinsam Zukunft gestalten.
Das Thema Nachtleben oder vielmehr: das mangelnde Nachtleben bewegt die Memminger Jugend. Vor gut 15 Jahren sei das noch besser gewesen. Wie könne man das wieder beleben. Dornach sieht im Ausbau der Hochschule eine Chance – mehr Studenten, mehr Nachtleben. Außerdem plädiert sie für Satzungsänderungen, damit die Angebote einfacher umgesetzt werden können. Schilder sieht zum einen den Bedarf an konsumfreien Orten, denn nicht alle Jugendlichen können sich ein Nachtleben in Bars und Discos auch leisten. Auf der anderen Seite betonte er, dass die Gastronomen zahlende Kunden brauchen, um wirtschaftlich überleben zu können, also auch zahlende Jugendliche. Auch Rothenbacher sieht den Bedarf an konsumfreien Orten, insbesondere für minderjährige Jugendliche. Für den Gastrobereich möchte er die „strenge Hand der Stadtverwaltung“ lockern.

Geld und Prioritäten
Entscheidungen und Projekte brauchen Geld, das wissen auch schon Jugendliche. Insbesondere Sebastian Hindemit, Vertreter des Jugendparlamentes und Sohn des ehemaligen Kämmerers. Er stellte die Frage, wie entschieden werde wohin welche Gelder fließen. „Der Wünsche sind da viele, das Geld ist immer knapp“, so Schilder. Es sei eine Frage der Priorisierung und die Prioritätenliste werde vom Stadtrat beschlossen. Dornach betonte, dass jeder private Haushalt Prioritäten bei den Ausgaben setze – und so mache es die Stadt auch. Rothenbacher geht noch einen Schritt weiter und spricht sich bei der Priorisierung für eine Objektivierung und klare Kriterien aus.

Mehr Sozialarbeit
Die Vertreter des Stadtjugendrings (SJR) fragten gezielt nach einer Stärkung ihres Verbandes sowie nach der Einstellung von Streetworkern in Memmingen, da sieht der SJR großen Bedarf und seit 20 Jahren keine Entwicklung. Eine Stärkung des SJR befürworteten alle drei, sie wünschen sich dafür guten Austausch und Kommunikation, um das gemeinsam voranzubringen. Für die aufsuchende Sozialarbeit und das Einstellen von Streetworkern gab es ebenfalls Zuspruch. „Wir brauchen Personal“, so Rothenbacher, das sei ein ganz essentieller Punkt. Dornach schloss sich ihm an und fügte hinzu, dass auch die Sozialarbeit in den Schulen gestärkt werden müsse, insbesondere nach der Corona-Zeit. Schilder zeigte sich zunächst erstaunt, dass ihm dieses 20 Jahre alte Thema bisher nicht vorgetragen worden sei und versprach es mit den zuständigen Gremien zu besprechen, denn auch er sehe die Notwendigkeit.

Zu guter Letzt jedoch die Jugend vermisst
Die Idee des Abends finden sie gut, da waren sich Dornach, Rothenbacher und Schilder einig. „Doch ich vermisse die Jugend“, stellte Dornach mit Blick auf die rund 30 Gäste, darunter etwa 10 Jugendliche, fest. „Es ist gut dorthin zu gehen, wo die jungen Leute sind. Spaß macht es auch. Solche Aktionen kann ich mir öfter vorstellen“, fasste Schilder zusammen. Und Rothenbacher betonte wie wichtig es ihm sei das „demokratische Interesse“ bei Jugendlichen zu wecken, auch er könne sich Veranstaltungen dieser Art öfter vorstellen.
„Es war mal ein Versuch. Dafür war es gut. Mehr Jugendliche wären schön gewesen, aber es sind ja die Vertreter der Verbände anwesend“, resümierte Marcel Keller, erster Vorsitzende des Stadtjugendrings und Mitorganisator des Abends.