Ein "alternativer Weg"

Landrat Hans-Joachim Weirather zu Gast bei den Wirtschaftsjunioren

veröffentlicht am 07.03.2019

Der Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren, Thomas Wiggenhauser, bedankt sich bei Landrat Hans-Joachim Weirather für den Besuch und die Ausführungen. Daneben Moderator Lukas Neun. Foto: Radeck

Memmingen (cat). Zum traditionellen Aschermittwochsgespräch der Wirtschaftsjunioren Memmingen-Unterallgäu war heuer Landrat Hans-Joachim Weirather eingeladen. Insbesondere die Themen „bezahlbarer Wohnraum“, „Migration/Flüchtlinge“ sowie die Klinikfrage standen im Fokus des Gespräches im Gasthof Adler in Fellheim.

Die Moderatoren Lukas Neun und Thomas Wiggenhauser formulierten die Fragen an den Unterallgäuer Landrat vorab, der sie ausführlich beantwortete.

Bezahlbarer Wohnraum

Dieses Thema habe sich in den letzten zehn Jahren zugespitzt, obendrein würde der Wohnraummangel auch dringend benötigte Fachkräfte abhalten, in die Region zu ziehen. Eine falsche Prognose der Bevölkerungsentwicklung vor über zehn Jahren sei dafür verantwortlich, dass hier nur unzureichend vorausgeplant wurde.

Fatal sei zudem der Mangel an Bauland, viele Eigentümer geeigneter Grundstücke seien oftmals nicht bereit, diese zu verkaufen.

Ein Lösungsansatz könne laut Weirather die Wiederbelebung beispielsweise der Dorfmitten mithilfe von Fördermitteln sein. Um damit, neben der Schaffung von Wohnraum, auch das Dorfleben zu intensivieren.

Migration und Flüchtlinge

Im Februar 2016 wurde die bisherige Höchstzahl von 1.519 Flüchtlingen im Landkreis Unterallgäu erreicht, aktuell liegt die Zahl bei etwa 760 Migranten. Trotz des Spitzenwertes im Jahr 2016 konnten alle Personen in Unterkünfte einquartiert werden, ohne dass öffentliche Gebäude hätten umfunktioniert werden müssen.

Auch im Bereich der beruflichen Integration sind die Zahlen stetig wachsend. Derzeit befinden sich 84 der ca. 760 Flüchtlinge in einer IHK-Ausbildung und 35 in einer Ausbildung der Handwerkskammer.

Die nicht immer nachvollziehbare Abschiebepraxis müsse aufhören, müsse schlüssig und rechtssicher sein. Insbesondere für die in Arbeit und Ausbildung stehenden Menschen - sowohl Migranten wie auch Arbeitgeber. Aber er sagte auch deutlich, dass "unsere hier geltenden Regeln verpflichtend sind" - eine deutliche Forderung an die neuen Mitbürger, ebenso müsse unsere Gesellschaft Neuem gegenüber aufgeschlossen sein.

Klinikfusion - "Alternativer Weg"

Weil die angestrebte Fusion mit dem Memminger Klinikum nicht wirklich vorwärts geht, habe sich der Landkreis nach einem anderen Partner umgesehen und diesen in den Oberallgäuer Kliniken gefunden. "Hier hatte ich von Anfang ein gutes Gefühl, beide Parteien wollten das Gleiche", begründete Weirather diesen, wie er es bezeichnete, "Alternativen Weg". Auch wenn es hier schon intensive Gespräche gäbe, sei der Weg für Memmingen nicht versperrt, betonte der Landrat.

Entwicklung des Allgäu Airports

Weirather blickte nochmals auf den Bürgerentscheid zurück und erklärte, dieser habe ihn mehr gefordert als mancher Wahlkampf. Nun sind die Weichen für einen erfolgreichen Airport gestellt, was die stetig steigenden Passagierzahlen auch unterstrichen.

Der Landkreis Unterallgäu durfte sich nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid in die neu geschaffene Besitzergesellschaft „Gewerbepark am Allgäu Airport GmbH und Co. KG“ einbringen. „Es läuft gut“, erklärte Weirather, unterstreicht aber, dass beim Verkauf oder Vermietung der Grundstücke das Motto gelte „Qualität vor Geschwindigkeit“

Digitalisierung

Aktuell wäre für 93,7 Prozent der Memminger eine Breitbandübertragung von mind. 50 Mbit/s möglich, bei den Unterallgäuern dagegen nur für 65 Prozent. „Dies ist zu wenig“, so Weirather. Um die Zahl zu erhöhen, befinden sich derzeit alle 52 Gemeinden im Landkreis Unterallgäu im Förderverfahren des Aufbaus von Hochgeschwindigkeitsnetzen.

Parallel laufen Förderungen für Glasfaserleitung direkt in die Schulgebäude sowie Förderprogramme für das digitale Klassenzimmer. Ein Nachteil der Förderung für die Schulen sei allerdings, dass der Landkreis die Kosten für das benötigte, geschulte Personal selbst tragen müsse.