„Es geht darum, uns selbst zu retten"

Grünen-Fraktionsvorsitzender Dr. Anton Hofreiter spricht in Benningen über die Klimakrise

veröffentlicht am 07.02.2020

Auf Einladung der Memminger Grünen sprach MdB Dr. Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, im Pavillon der Festhalle Benningen. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Auf Einladung der Memminger Grünen sprach Dr. Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, im Pavillon der Festhalle Benningen. Unter dem Motto „Wir haben keinen Planeten B“ referierte der Bundestagsabgeordnete und promovierte Biologe darüber, was dringend zu tun wäre, damit die Menschheit ihre Lebensgrundlagen auf der Erde erhalten kann.

"Wir haben keinen Planeten B", so lautete der mahnende Titel des Vortrags von Dr. Anton Hofreiter vor großem Publikum in Benningen. Die beiden größten Krisen unserer Zeit, der Klimawandel und das Artensterben, ereignen sich zwar nicht zum ersten Mal in der Geschichte des Planeten, doch dieser Klimawandel sei definitiv menschengemacht. Erste wissenschaftliche Publikation, die dies belegten, seien bereits vor über hundert Jahren erschienen.

Es gehe also keineswegs darum, die Erde zu retten, „Planet und Natur haben schon schlimmere Sachen als uns überlebt“, vielmehr seien es unsere eigenen Lebensgrundlagen, um die wir fürchten müssten: „Es geht darum, uns selbst zu retten“.

Kohlendioxid sei der „Dämmstoff der Atmosphäre“. Hofreiter erklärte den physikalischen Prozess, der durch die Freisetzung von CO2 im Zuge des Verbrennens von Stein- und Braunkohle, Erdöl und -gas zur Erderwärmung bzw. zum sogenannten Treibhauseffekt führt. Die wärmere Luft in der Atmosphäre wiederum könne mehr Wasser aufsaugen und transportieren, was zu Platzregen und Überschwemmungen führt.
Prognosen zufolge werde der Meeresspiegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts um bis zu 2,30 Meter steigen und damit komplette Staaten überschwemmen. „Wohin mit den Menschen, die dann heimatlos werden?“, gab Hofreiter zu Bedenken.

Wir kennen die Lösung

All diese Probleme seien von uns Menschen verursacht und wir wüssten, wie sie zu lösen seien, nämlich indem wir keine Kohle, Erdöl oder -gas verbrennen und die Landnutzung ändern. „Die Bundesrepublik als viertgrößte Industrienation verbrennt die meiste Braunkohle weltweit“, so der Grünen-Abgeordnete. Stattdessen müssten Sonnen- und Windenergie kräftig ausgebaut werden, doch der von der Regierung geplante Solardeckel könne einen weiteren Ausbau der Photovoltaik unterbinden. Dabei sei der Strompreis mit 3,5 Cent pro Kilowattstunde so günstig sei wie bei keiner anderen Art der Energieerzeugung. „Wenn der Ausbau jetzt abgewürgt wird, wäre das eine klimapolitische und ökonomische Katastrophe“, mahnt Hofreiter.

E-Auto zukunftsweisend

Bei der Mobilität, die noch zu über 90 Prozent auf Rohölverbrennung beruhe, sei eine komplette Emissionsvermeidung nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus Wettbewerbsgründen dringend erforderlich. Beim Auto sei ein batterie-elektrischer Antrieb zukunftsweisend, da die Energieeffizienz bei dieser Technik am höchsten sei. Dabei sei die Debatte um die Kehrseite der Energiewende, nämlich den umweltschädlichen Abbau metallischer Rohstoffe wie Lithium für die Batterien, eine Chance, in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen, um die Lebensgrundlagen der Menschen in Bolivien, Chile und Argentinien nicht zu zerstören.

Damit die Verkehrswende gelingt, müsse außerdem die Bahn, die in den letzten 40 Jahren "auf Verschleiß gefahren" sei, pünktlicher und vernetzter werden: „Mehr Gleise, mehr Züge, bezahlbar, pünktlich“, resümierte Hofreiter die Anforderungen. Dies müsse der Bund als einziger Aktionär zu leisten im Stande sein.

Daniel Pflügl bewirbt sich als Landrat

Außerdem präsentierte sich der Grünen-Kreisvorsitzende Daniel Pflügl dem Publikum. Der 44-jährige Kriminalhauptkommissar bewirbt sich als Landrat für das Unterallgäu. Näheres zu seiner Person und seinen Zielen folgt in einem gesonderten Bericht.

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