„Impfen, was das Zeug hält“

Corona-Expertenrunde im Rathaus

veröffentlicht am 01.12.2021

Die Expertenrunde im Rathaus (von rechts): Dr. Hardy Götzfried, Dr. Jan Henrik Sperling, Thomas Schuhmaier, Manfred Schilder, Maximilian Mai und Professor Dr. Andreas May. Foto: Radeck

Memmingen (rad). Die Corona-Zahlen in Memmingen sind nach wie vor extrem hoch. In einem Pressegespräch zum Thema hat nun eine Expertenrunde im Memminger Rathaus informiert. Sie empfahlen dabei eindringlich die Corona-Impfung - ihrer Meinung nach die momentan einzige Möglichkeit, die Lage in den Griff zu bekommen.

Etwa 40 Corona-Patienten sind momentan am Memminger Klinikum zu versorgen, darunter bis zu zehn auf der Intensivstation. „Ein immenser Kraftakt“, wie Professor Dr. Andreas May, Chefarzt der Medizinischen Klinik I und Intensivmediziner, betont. Auch wenn seit Kurzem zwei weitere Intensivbetten und damit insgesamt 20 zur Verfügung stehen und zusätzlich eine Überwachungsstation mit sechs Betten eingerichtet wurde, sei die Grenze erreicht. Ein Drittel der Patienten ist unter 60 Jahre alt (das Durchschnittsalter liegt bei 68 Jahren), etwa 80 Prozent der Patienten seien ungeimpft oder die Impfung sei noch nicht komplett bzw. liege mehr als sechs Monate zurück.

„Corona ist keine Krankheit der alten Leute, auch die jungen sind schwer gefährdet“, so May weiter und berichtet, dass die Sterblichkeit (das Durchschnittalter der Verstorbenen liegt bei 78 Jahren) bei den Intensivpatienten sehr hoch sei und in den letzten Wochen im Schnitt bei 44 Prozent liege.

Die schwierige Lage einer „Triage“ konnte bislang vermieden werden. (Die Triage beschreibt ein Verfahren, bei dem entschieden wird, welche Patienten knappe Ressourcen – in diesem Fall Intensivbetten – erhalten oder nicht. Anm. der Redaktion). Diese Situation wolle man mit allen Mittel verhindern, erklärte Klinikvorstand Maximilian Mai. Unterstützt würde das Klinikum seit Kurzem von fünf Bundeswehr-Soldaten im Rahmen der Aktion „Helfende Hände“.

Auch das Gesundheitsamt erhält momentan Unterstützung durch fünf Soldaten, berichtet der Leitende Rechtsdirektor der Stadt Memmingen, Thomas Schuhmaier. Dennoch mache die hohe Zahl von bis zu 40 Corona-Fällen eine Kontaktnachverfolgung nur sehr eingeschränkt möglich.

Weiteres Personal mache ab dem 1. Dezember einen Drei-Schicht-Betrieb im Impfzentrum möglich, erklärte der Ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Hardy Götzfried. Zwischen 8 und 22 Uhr (außer sonntags) stehen dann zwei Impfstraßen zur Verfügung.

Dr. Jan Henrik Sperling, ärztliche Koordinator für Corona in Memmingen, erklärte, dass der Alltag für die niedergelassenen Ärzte und deren Personal sehr belastend sei. In seiner Praxis gingen derzeit pro Tag etwa so viel Anrufe ein wie sonst innerhalb einer ganzen Woche. Die Hausärzte seien bereit zu impfen, gelangten aber an ihre Kapazitätsgrenze, so Sperling.

Der Gastgeber des Pressegesprächs, Oberbürgermeister Manfred Schilder, appellierte an die Menschen: "Wir müssen impfen, was das Zeug hält. Unsere Lage ist angespannt und dramatisch."