„Intelligente Energie“

LEW Innovationspreis: Projekte und Preisträger

veröffentlicht am 26.03.2018

Der wichtige Faktor Beleuchtung ist eins von elf Modulen des Energieeffizienzkurses. Foto: Karl Geller/Staatlichen Berufsschule Mindelheim

.„Die Azubis von heute sind die Entscheider von morgen“

1. Preis: „Energieeffizienzkurs für Azubis und Schüler“

Unterallgäu/Mindelheim (as). Der mit insgesamt 45.000 Euro dotierte LEW Innovationspreis "Intelligente Energie" prämiert zukunftsweisende Projekte in punkto Klimaschutz und effizienter Nutzung von Energie. Mit dem 1. Preis (15.000 Euro) wurde der Landkreis Unterallgäu für das Projekt „Energieeffizienzkurs für Auszubildende und Schüler“ ausgezeichnet.

Gemeinsam mit der IHK Schwaben und dem Landratsamt Unterallgäu hat die Staatliche Berufsschule Mindelheim einen 40 Stunden umfassenden Energieeffizienzkurs eingerichtet, der Auszubildenden und Schülern in praxisnahen und interaktiven Lehreinheiten vermittelt, wie Energie in Betrieben und Haushalten effizient eingesetzt werden kann.  Über 400 Auszubildende haben den Kurs an der Berufsschule Mindelheim bereits erfolgreich abgeschlossen.

„Die Jugendlichen sind mit Interesse bei der Sache, zumal der Unterricht interaktiv im Dialog stattfindet und die Kursteilnehmer ihr erarbeitetes Konzept spielerisch praktisch am Energiespardorf erproben können“, erklärt Landrat Hans-Joachim Weirather im Gespräch der Lokalen. Dabei handelt es sich um ein vom Landkreis bezuschussten Planspiel, in dessen Verlauf eine Mustergemeinde bis zur Energieautarkie weiterentwickelt werden soll.

Entscheidender Wettbewerbsfaktor

Stellte das Projekt vor: Landrat Hans-Joachim Weirather. Foto: Sonnleitner 

„Energieeffizienz ist zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor für Unternehmen geworden, zumal in Deutschland europaweit die zweithöchsten Strompreise bezahlt werden“, erklärt Landrat Weirather. Laut IHK können in jedem Unternehmen 25 bis 30 Prozent Energie eingespart werden. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist entsprechend hoch. „In den meisten Betrieben ist es ausdrücklich erwünscht, dass Mitarbeiter und auch Auszubildende Verbesserungsvorschläge machen“, so Weirather. „Die Zusatzausbildung ist also zweifellos eine Empfehlung. Jeder Chef ist froh über Mitarbeiter die über den Tellerrand hinaus schauen auch mal quer denken.“

Der von Studienrat Karl Geller und Diplom-Ingenieur Dieter Stein entwickelte Lehrplan deckt alle relevanten Handlungsfelder ab. In elf Modulen untersuchen die Schüler, wie man die innerbetrieblichen Abläufe analysieren uns optimieren kann, um alle Energieeffizienzpotenziale auszuschöpfen. Wenn Sie den abschließenden Test bestehen, erhalten Sie ein Zertifikat, das sie bei einer Bewerbung vorlegen können. „Die Azubis von heute sind die Entscheider von morgen“, so der Landrat.

Wahlfach für alle Schularten

Nach dem dreijährigen Pilotprojekt wird der Kurs nun als Wahlfach für die Berufsschule Mindelheim, die angeschlossene Technikerschule und die Außenstellen in Bad Wörishofen und Memmingen fortgeführt. Auch Schüler der allgemeinbildenden Schulen (ab 9. Klasse) des Landkreises sowie umweltbeauftragte Lehrkräfte können sich für das Wahlfach anmelden.

„Wir freuen uns sehr über den Preis und hoffen, dass viele Schulen des Angebot in Anspruch nehmen“, sagt Landrat Hans-Joachim Weirather im Gespräch der Lokalen. Den Anfang im neuen Schuljahr machen Gymnasium und Mittelschule in Türkheim.

Der Kurs wurde auch mit dem Deutschen Klimapreis der Allianz Umweltstiftung ausgezeichnet. und war 2015 deutscher Vizemeister beim Energiesparmeisterwettbewerb von CO2 online des Bundesumweltministeriums.

Das Modell zeigt das Nullenergiehaus Am Ziegeltörle nach Fertigstellung der Grünanlagen. Grafik: Siebendächer 

2. Preis: „Bauen bedeutet Verantwortung“

Nullenergiehaus im Mietwohnungsbau

Memmingen (as). In dem von der Siebendächer Baugenossenschaft kürzlich errichteten Nullenergiehaus Am Ziegeltörle profitieren die Mieter von niedrigen Energiekosten und die Umwelt von hoher CO2-Einsparung. Das nachhaltige Konzept verbindet die Kombination aus Grundwasserwärmepumpe mit dezentralen Frischwasserstationen und einer Photovoltaikanlage. Eine intelligente Haussteuerung gewährleistet hohe Energieeffizienz.

„Die genossenschaftliche Mietwohnanlage am Ziegeltörle ist ein Modellprojekt mit einer hochkomplexen Anlage“, erklärt Diplom-Immobilienwirt Markus Sonntag, Prokurist der Siebendächer Baugenossenschaft in einem Gespräch mit der Lokalen. „Die erste Wärmepumpe haben wir bereits 1983 eingebaut, doch hier haben wir zum ersten Mal den Strom für das gesamte Objekt selber erzeugt.“

Die Grundwasserwärmepumpe ist die effizienteste Art der Geothermie. Den Strom liefert die PV-Anlage auf dem Dach des Wohngebäudes - und zwar doppelt so viel, wie im Jahr für Wärmepumpe und Hausstrom benötigt wird. Der Stromüberschuss wird ins öffentliche Netz eingespeist.

„Unterm Strich sparen wir mehr CO2 ein, als wir verursachen“, so Sonntag. „Zum Vergleich: Die Einsparung am Ziegeltörle von 62.000 kg CO2 im Jahr, entspricht der Fahrleistung von 21 Mittelklassewagen mit 20.000 Kilometer Jahresdurchschnittsleistung. Wenn wir also von einem Pkw pro neu errichteter Wohnungen im Ziegeltörle ausgehen, neutralisieren wir durch unsere Technik deren CO2-Ausstoß.“

„Hier profitieren die Mieter“

Freuen sich über den Preis: Diplom-Immobilienwirt Markus Sonntag und Siebendächer-Vorstand Josef M. Lang. Foto: Sonnleitner

„Umweltschutz und Nachhaltigkeit kosten natürlich, doch wir nehmen höhere Investitionskosten in Kauf um die Nebenkosten, die mittlerweile ja als Zweitmiete gelten, zu senken“, antwortet Sonntag auf die Preis-Frage. „Mit dem Projekt haben wir unsere Kenntnisse für zukünftige Investitionen erweitert“, ergänzt Baugenossenschaftsvorstand Josef Martin Lang. Mit 40 Cent pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche im Monat, sparen die Mieter etwa 50 Prozent Energiekosten ein. „Hier profitieren die Mieter, nicht die Betreiber“, betont Sonntag.

Die Fußbodenheizung als niedrigtemperierte Flächenheizung ist vom - ebenfalls im Vorlauf niedrig temperierten - Warmwasserkreislauf abgekoppelt. (33° beträgt die Temperatur des Trinkwassers im Vorlauf, jedes Grad mehr bedeutet 5 Prozent Effizienzeinbuße). Das Trinkwasser wird bei Bedarf direkt aus einer Frischwasserstation entnommen und ist daher immer frisch vor Ort verfügbar, was eine Legionellenprüfung unnötig macht.

Ebenso entfallen die Nebenkosten für Heizungswartung, es müssen auch keine Zähler installiert werden, da die Abrechnung nicht nach Messeinheiten, sondern nach Quadratmeter Wohnfläche erfolgt.

Weiter optimiert werden könnte das System, das online ferngewartet wird, nur noch durch einen (jederzeit nachrüstbaren) Batteriespeicher. Doch „die Batterietechnik ist noch teuer“, gibt Sonntag zu bedenken. In zwei bis drei Jahren sieht das schon wieder anders aus“. Außerdem sorge die intelligente Haussteuerung für einen hohen Wirkungsgrad und damit auch Wirtschaftlichkeit der Anlage, auch ohne Batteriespeicher.

„Bauen bedeutet Verantwortung“

„Bauen bedeutet Verantwortung für die Umwelt und für den Menschen. Wir investieren in die Zukunft und beschäftigen uns intensiv mit neuen Technologien“, erklärt Josef Martin Lang.

Fachmännisch beraten wird die Siebendächer Baugenossenschaft von Professor Dipl.-Ing. Werner Schenk von der Fakultät für Energie und Gebäudetechnik der Hochschule München, der sich auf alternative Technologien spezialisiert hat.

Mit dem 3. Preis (5.000 Euro) wurden die Wieland-Werke AG aus Vöhringen ausgezeichnet für das Projekt „Wärmekonzept Zukunft“.