"Jeder muß seinen Beitrag selbst leisten"

Weiter hohe Inzidenzzahl in Memmingen

veröffentlicht am 26.05.2021

Memmingen ist weiter fest im Bann des Virus und der damit verbundenen Einschränkungen. Fotomontage: Laubisch

Memmingen (ew). Die Inzidenzwerte der Stadt Memmingen sind nach wie vor die höchsten in Deutschland und gehen nur langsam zurück. In einer eigens angesetzten, virtuellen Pressekonferenz wurde das Thema erörtert.

„Ich brauche nicht zu betonen, dass wir mit der aktuellen Lage in unserer Stadt unzufrieden sind“, begann Oberbürgermeister Manfred Schilder. „Wir stellen uns natürlich die Frage woran liegt das und was können wir daran ändern“. Schilder appelliert in diesem Zusammenhang an die Solidarität des Einzelnen. Jeder müsse seinen Beitrag selbst leisten, nicht nur dort, wo kontrolliert und das Risiko besteht, erwischt zu werden. Das Stadtoberhaupt beklagt vor allem verantwortungsloses Verhalten und bewusstes Ignorieren von Regeln.

Man erlebe aktuell, dass das Virus immer wieder in Familien hineingetragen wird und sich dort verbreitet. „Da wir eine relativ kleine Stadt sind führt dies dazu, dass der Inzidenzwert auch relativ schnell nach oben geht, so der Rathauschef weiter. Schilder gestand ein, dass es aufgrund zu lascher Kontrollen vereinzelt zu Menschenansammlungen gekommen sei, aber es liege auch in der Verantwortung jedes Einzelnen, dies zu vermeiden.

Auf medizinisch verschiebbare Eingriffe verzichten

Maximilian Mai, Vorstand des Klinikums Memmingen, führte an, dass wir uns immer noch in der dritten Welle befinden, sei aber milde optimistisch, dass man diese Welle gebrochen habe. Der Höhepunkt sei Anfang Mai mit 40 Covid-Patienten im Haus gewesen.

Das führte dazu, dass man auf medizinisch vertretbar verschiebbare Eingriffe derzeit noch verzichte. Trotzdem erwartet Mai nun mehr Entlassungen als Zunahme von Patienten. Der Klinikchef äußerte sich froh darüber, dass man sich im Gegensatz zur ersten Welle keine Sorgen mehr um die Materialbeschaffung machen müsse und auch die Impfbereitschaft des Klinikpersonals sei sehr hoch. 70 Prozent der Mitarbeiter sind schon geimpft, so Mai.

Thomas Schuhmaier, Leiter des Referats für öffentliche Sicherheit und Ordnung konnte allerdings von keiner Entwarnung sprechen. Weil eben die Zahl von Infektionen immer noch sehr hoch ist. Man habe es beinahe ausschließlich mit Virus-Mutationen zu tun, die deutlich ansteckender sind. Die Mitarbeiter im Gesundheitsamt sind laut Schuhmaier nach wie vor stark belastet und arbeiten auch samstags und sonntags. Derzeit werden sie noch unterstützt durch fünf Bundeswehrsoldaten, die noch bis Ende Juni zur Verfügung stehen.

Politik kommt nur mit leeren Versprechungen

Der ärztliche Koordinator, Dr. Jan-Henrik Sperling, betonte, dass man in der ersten und zweiten Welle in Memmingen noch sehr gut dastand. Die dritte Welle habe uns allerdings „gespült“, was unter anderem auch an der Mutation liege, die wie in Tornado durch die Region wirbelt. Es gebe also keinen richtigen Schuldigen, „sondern wir müssen uns alle an der eigenen Nase packen, obwohl wir schon alle zermürbt sind“, so Sperling. Er berichtete auch über zunehmende Post-Covid-Symptome bei Menschen, die an Covid erkrankt sind und deutliche Folgeschäden hätten. Man sehe in den Arztpraxen und Krankenhäusern, wie viel Leid die Erkrankung im Nachhinein auch bei jüngeren Menschen mit sich zieht.

Ein großes Problem sieht Sperling in der derzeitigen Impfsituation. Die Politik verspreche zwar den „Impfturbo“ und hebt die Priorisierung in den Hausarztpraxen auf, aber die Realität sei, dass es sich nur um ein leeres Versprechen handle. Es fehle einfach der Impfstoff, die Impfzentren laufen auf Sparflamme und man müsse sich gedulden.

Auch Andreas Land, Verwaltungsleiter des Impfzentrums Memmingen und Dr. Hardy Götzfried, Ärztlicher Leiter des Impfzentrums klagten über zu wenig Impfstoff und dass daher momentan nur die nötigen Zweitimpfungen zu bewältigen sind.

Sicherheitsdienst zur Unterstützung

Michael Foit, Leiter des Ordnungsamts betonte, die Hauptlast der Kontrollen an den öffentlichen Plätzen liege bei der Polizei. Diese werde nun durch einen Sicherheitsdienst verstärkt.