"Kein Grund zum Jubeln"

Breites Bündnis kritisiert geplantes Amazon-Verteilzentrum in Memmingerberg

veröffentlicht am 08.07.2021

Eine breites Bündnis aus unterschiedlichen, gesellschaftlichen Bereichen stellt sich gegen das geplante Verteilzentrum des Internetgiganten Amazon. Symbolfoto: Sonnleitner

Memmingerberg (dl/as). Wie bereits berichtet, stößt das geplante Amazon-Verteilzentrum in Memmingerberg auf viel Kritik. Ausgehend von der öffentlichen Diskussion zur Ansiedlung des Unternehmens im Dezember 2020 haben sich Organisationen aus unterschiedlichen, gesellschaftlichen Bereichen zusammengeschlossen, um gemeinsam auf die Konsequenzen hinzuweisen, die die Ansiedelung eines Unternehmens wie Amazon bringen wird. Diese Allianz, bestehend aus gewerkschaftsnahen Verbänden, Naturschützern, Flughafengegnern und dem Bündnis 90/Die Grünen, nimmt in einer Pressemitteilung zur aktuellen Entwicklung Stellung.

"Die Berichterstattung über das geplante Verteilzentrum des US-Konzerns Amazon in Memmingerberg sowie die damit einhergehenden Bauvorhaben mögen für Außenstehende fast wie ein wirtschaftliches Wunder klingen: Neue Arbeitsplätze, mehr Raum für Parken, ein Verteilzentrum, das unsere bestellten Waren bald noch schneller vor die Haustüre liefert", heißt es in der Stellungnahme. "Denkt man das Projekt nun aber bis zum Ende, hat man schnell keinen Grund mehr zum Jubeln … Der US-Konzern mischt in vielen Bereichen mit und geht dabei in den seltensten Fällen mit gutem Beispiel voran", kritisiert das Bündnis.

"Massive Erhöhung des Verkehrsaufkommens"

Beim Bau eines Verteilzentrums spiele für Amazon die direkte Anbindung an die A96 und die A7 bei Memmingen eine große Rolle. Laut Amazon seien mehrere hundert Touren im normalen Betrieb am Tag geplant. "Die Lieferfahrzeuge sollen in kleinen Wellen eintreffen, in Gruppen abgefertigt und auf die Straßen geschickt werden", gibt das Bündnis zu bedenken. "Zu beachten ist hierbei auch, dass Amazon in der Regel nicht nur mit seinen eigenen Fahrzeugen unterwegs ist. Durch das Heranziehen mehrerer Subunternehmen und privater FahrerInnen durch Amazon Flex wird ein Vielfaches der Fahrzeugmenge auf den Straßen unterwegs sein. Bei diesem Vorhaben ist mit einer massiven Erhöhung des Verkehrsaufkommens zu rechnen." Dabei werden nicht nur die Autobahnen von den LKW und PKW stärker frequentiert, sondern auch die Zufahrtsstraßen.

Weiterer Druck auf den Wohnungsmarkt

"Wer die Entwicklungen der Wohnungssituation im Raum Memmingen verfolgt, weiß, dass der Raum Memmingen längst zum Speckgürtel Münchens zählt und die Mieten dahingehend steigen. Ebenso kämpfen die Kommunen bei uns mit akutem Wohnungsmangel. Wie Erfahrungen aus anderen Standorten von Amazon Zentren zeigen, arbeitet das Unternehmen und deren Subunternehmen mit einem geringen Teil ortsansässiger ArbeitnehmerInnen", heißt es in der Pressemitteilung. Der größte Teil der Beschäftigten werde „billig“ aus Nachbarländern wie z.B. Polen, Rumänien oder Litauen rekrutiert. Diese Arbeitskräfte müssten dann auch irgendwo untergebracht werden. "In der Folge wird nicht der hiesige Arbeitslosenmarkt entlastet, sondern der Wohnungsmarkt nur weiter unter Druck gesetzt."

Das Bündnis besteht, das sich gegen das geplante Amazon-Verteilzentrum in Memmingerberg stellt, besteht aus:

der Gewerkschaft Ver.di,

der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung,

dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der evang.- luth. Kirche in Bayern,

der Betriebsseelsorge in der Diözese Augsburg,

dem Bund Naturschutz in Bayern,

der Partei Bündnis90/Die Grünen in Memmingen, sowie

der Bürgerinitiative Bürger gegen Fluglärm.