„Klimawandel stoppen heißt Kapitalismus abschaffen“

Viele Teilnehmer bei „Fridays for Future“ in Memmingen

veröffentlicht am 22.09.2019

"Rettet die Pole, raus aus der Kohle", lautete der Slogan dieser Schüler/innen. Insgesamt hatten sich auf dem Marktplatz jedoch mehr Jugendliche als Erwachsene versammelt. Foto und Galerie: Elmar Würth

Memmingen (ew). Überall auf der Welt gingen vergangenen Freitag die Schüler auf die Straße um für das Klima zu demonstrieren. Diesmal riefen auch einige Parteien und NGO´s zur Demo auf und es beteiligten sich viele Erwachsene an den Demonstrationen, so auch in Memmingen.

Überraschenderweise versammelten sich auf dem Memminger Marktplatz bedeutend mehr Erwachsene als Jugendliche. Eine Mutter berichtete, ihre Tochter nehme nicht teil, weil sie einen Schulverweis fürchte. Von den über 1.000 Teilnehmern zu Beginn der Demonstration durch die Innenstadt waren bei der abschließenden Kundgebung allerdings nur noch wenige Hundert übrig geblieben.

Als erster Redner ergriff Prof. Dr. Dieter Buchberger (Die Grünen) das Wort und dankte zuerst „dem jungen Mädchen, dass in den Medien zum Teil in ungehöriger Weise diskreditiert wird, Greta Thunberg“. Heute sei ein ganz besonderer Tag, denn die Jugend zeige, dass sie ihre Zukunft massiv in die Hand nimmt. Es gebe genügend Technologien um den Klimawandel zu verlangsamen und die Wissenschaft dränge darauf, dass die Politik endlich die Bremsen löse, forderte Buchberger. Er zeigte sich aber auch überzeugt davon, dass die Politik sich ändert. Insbesondere an das Kultusministerium appellierte er, nicht zuviel Druck zu machen, sondern eher dafür zu sorgen, dass generell nicht so viele Unterrichtsstunden ausfallen. "Diese Veranstaltung heute ist wichtiger,als jede Mathematikstunde", so Buchberger.

Kapitalismus abschaffen

Den Organisatoren von Fridays for Future geht das Klimaschutzpaket der Bundesregierung nicht weit genug und die Hoffnungen, dass ihre Forderungen erfüllt werden, seien sehr gering, so eine Sprecherin. Fridays for Future müsse weiterhin ein wichtiger Bestandteil der politischen Gesellschaft sein. Man lasse sich auch weiterhin nicht mit wirkungslosen Maßnahmen abspeisen und fordere, dass Regierungen aller Länder die Erhaltung der Lebensgrundlagen als oberste Leitlinie definieren und danach handeln.

„Klimawandel stoppen heißt Kapitalismus abschaffen“ begann ein weiterer Aktivist seine Rede. Der Klimawandel sei ein hausgemachtes Problem, das von der Ausbeutung der Umwelt aus wirtschaftlichen Interessen herrühre. Die Auswirkungen seien für künftige Generationen verheerend. Ein nachhaltiges System könne nur funktionieren, wenn man die Missstände erkenne und nicht weiter dulde. Technik, Wissenschaft und Produktion seien nicht neutral, sondern von Kapitalinteressen durchdrungen. Fridays for Future stelle sich gegen kurzfristigen Profit und strebe nachhaltige und selbstbestimmte Produktion an. Wirtschaft und Entwicklung müsse dem Wohle aller dienen. Dies alles sei aber nur jenseits des Kapitalismus möglich. Der Unterdrückung und Ausbeutung von Mensch und Natur setze man Kollektivität, Freiheit, Gleichheit und Solidarität entgegen.

Es gebe bereits Projekte, beispielsweise in Syrien, die zeigen, dass ein ökosozialistisches System fernab von Kapitalismus funktioniere, weiß der nächste Redner. Dort gebe es neben der Gleichstellung der Frauen und einer kommunalen Selbstverwaltung auch eine ökologische Marktwirtschaft.

Hier einige Eindrücke der Demonstration: