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Kräuterweihe und Frauendreißiger

Eine Hochzeit der Heilkräuter

veröffentlicht am 15.08.2024
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Von Mitte August bis Mitte September ist die beste Zeit, um einen Kräutervorrat für den Winter zu sammeln. Symbolfoto: pixabay

(sg). Heute, an Mariä Himmelfahrt, werden in den Kirchen im Allgäu traditionell Kräuterboschen geweiht. Dieser Brauch geht zurück bis in die vorchristliche Zeit. Bis Mitte September schließt der sogenannte „Frauendreißiger“ an - eine Zeit, in der für den Winter gesammelte und getrocknete Kräuter besonders heilkräftig sind.

Heilkräuter wurden schon in vorchristlicher Zeit den Göttern geopfert, als Dank für deren Schutz und für die Heilkraft der Kräuter. Für die christlichen Missionare galt dieser Brauch als „Hexenwerk“, und die Kräuterweihe wurde verboten – was die Menschen jedoch missachteten. Daraufhin weihte die Kirche den 15. August Maria und ihrem Aufstieg in den Himmel und verknüpfte damit eine Legende: Als die Gottesmutter gestorben war, kamen die Apostel drei Tage später an ihr Grab. Das Grab war leer, doch aus ihm strömten die Düfte von Rosen und Lilien, vermischt mit dem Duft von Heilkräutern.

Sieben bis Neunundneunzig

Gesammelt und zu Kräuterboschen gebunden werden die Kräuter am Abend vor Mariä Himmelfahrt. In der Mitte des Bündels findet sich meist die Königskerze, auch Marienkerze genannt, umgeben von zahlreichen anderen heimischen Kräutern wie Alant, Arnika, Baldrian, Beifuß, Frauenmantel, Kamille, Johanniskraut, Liebstöckel, Pfefferminze, Schafgarbe, Rainfarn, Thymian, Labkraut, Eibisch, Haselnusszweige, Ringelblume, Majoran, Quendel, Ysop, Goldrute, Eberraute, Wegwarte, Kornblume, Odermennig, Eisenkraut und Wermut sowie wahlweise Getreideähren. Als Symbol für Maria werden häufig Rosen mit hinein gebunden.

Sieben bis neunundneunzig Kräuter gehören in einen Kräuterboschen, heißt es im Allgäu. Die Zahl ist immer symbolträchtig: die Sieben für die Anzahl der Schöpfungstage, die Neun (drei mal drei) oder Neunundneunzig (drei mal dreiunddreißig) für die Dreifaltigkeit und die Zwölf oder Vierundzwanzig (zwei mal zwölf) für die Apostel oder die Stämme Israels.

Schutz und Apotheke

Der geweihte Kräuterboschen wird in vielen Familien heute noch im Herrgottswinkel oder im Stall aufgehangen und soll bis zum nächsten August Schutz und Glück bringen. Die Königskerze in der Mitte wird dabei auch Wetter- oder Schutzkerze genannt. Bei Unwettern und Stürmen wird heutzutage noch mit einigen der getrockneten Pflanzenteile geräuchert, als Schutz vor Blitz und Unglück. Doch die Kräuter sorgen nicht nur für Segen und Schutz - sie können im Winter auch für Tees z. B. bei Erkältung verwendet werden.

Frauendreißiger

Der Zeitraum zwischen Mariä Himmelfahrt und dem 15. September wird als „Frauendreißiger“ bezeichnet. In dieser Zeit haben die Heilkräuter besonders viele Inhaltsstoffe und können idealerweise als Hauapotheke für die kalte Jahreszeit gesammelt, getrocknet oder anders weiterverarbeitet werden.