"Leuchtturmprojekt im Memminger Osten"

Siebendächer feiert Richtfest für 78 Wohnungen in der Lisztstraße

veröffentlicht am 10.08.2021

Festlich umrahmt wurde das Richtfest in der Lisztstraße von der Musikkappelle Markt Rettenbach. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Auf 450 Bohrpfählen entstehen in der Lisztstraße im Memminger Osten 78 Wohnungen in vier Gebäuden. Um das Gemeinschaftsgefühl zu fördern, plant die Siebendächer Baugenossenschaft hier erstmalig auch einen Bewohnertreff ein, der von einem Quartiermanager betreut werden soll. Die Baukosten für das barrierefreie Großprojekt belaufen sich auf 19,5 Millionen Euro.

Der traditionelle große Kranz schwebt über den Köpfen der Bauarbeiter und Gäste, die sich zum Richtfest auf der Großbaustelle in der Lisztstraße versammelt haben. Die erste Bauphase ist geschafft, obwohl der 2019 von der Stadt erworbene Baugrund des 7.700 Quadratmeter großen Grundstücks durchaus Probleme bereitet hat.

Bis Mai 2022 entstehen hier 78 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen in vier Gebäuden. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 54 und 90 Quadratmeter. „Auf 5.150 Quadratmetern Gesamtwohnfläche entsteht hier weiterer attraktiver und vor allem bezahlbarerer und nachhaltiger Wohnraum“, betont der Aufsichtsratsvorsitzende Josef Dietrich in seiner Begrüßungsrede den Genossenschaftsgedanken: „Es war die richtige Entscheidung der Stadt Memmingen, die Baugenossenschaften als Partner zu sehen, die den erforderlichen Wohnraum für die Bürger der Stadt schaffen.“ Siebendächer werde dieser Verantwortung gerecht.

Eine der größten Baumaßnahmen

Siebendächer-Vorstand Markus Sonntag.

„Wir feiern heute ein Stück weitere Stadtentwicklung im Memminger Osten“, hebt Vorstand Markus Sonntag in seiner Ansprache hervor. Es handele sich um eine der größten Baumaßnahmen in der 109-jährigen Geschichte der Baugenossenschaft. Und wohl auch um eine der sozialsten: Obwohl die Vorgabe der Stadt nur bei 30 Prozent lag, habe sich die Siebendächer entschieden, 50 Prozent sozial geförderten Wohnraum zu schaffen, erklärt Sonntag. Die Netto-Mieten liegen je nach Einkommen zwischen 5,60 und 7,60 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Bewohnertreff im Zentrum

Neu ist der Quartiersgedanke: Erstmalig in der Historie der Baugenossenschaft ist ein Bewohnertreff als kommunikatives Zentrum inmitten der Wohnanlage geplant, um das Gemeinschaftsgefühl der knapp 200 künftigen Bewohner des Areals zu fördern. Neben Terrasse, Gemeinschaftsraum und Küche ist auch ein Büro für den Quartiersmanager eingeplant, der das Quartier mit Freizeit- und Unterstützungsangeboten für die Mieter interessant und spannend machen soll, erläutert Sonntag. Sollte sich dies als erfolgreich erweisen, wird auch bei künftigen Projekten ein „Kümmerer“ eingeplant.

Auch für die Kinder ist gesorgt, denn die Wohnanlage grenzt im Westen an einen von der Stadt Memmingen neu errichteten Spielplatz, den die Baugenossenschaft mit 30.000 Euro bezuschusst hat.

"Memminger Pfahlbauten"

Ein Höhepunkt des Richtfests : Der traditionelle Glück- und Segenswunsch des Poliers.

Markus Sonntag und Architekt Helmut Schedel erläuterten auch die Schattenseite des Bauprojekts. So habe der schlechte Baugrund viel Kopfzerbrechen bereitet, der erst ab vier Meter Tiefe tragfähig ist. Die „Memminger Pfahlbauten“, wie Schedel das Projekt scherzhaft betitelt, mussten daher auf etwa 450 Rammpfählen mit einem überdimensional großen Hammer in den Boden eingetrieben werden. Wegen des hohen Grundwasserstands habe man auf eine Tiefgarage verzichtet, stattdessen wurde ein Parkdeck mit 72 Stellplätzen auf zwei Ebenen errichtet, weitere 34 oberirdische Stellplätze sind geplant.

Für die Nachhaltigkeit des Projekts sorgt die Energieerzeugung durch Geothermie mit Grundwasserpumpe. Der über eine Photovoltaikanlage gewonnene Strom dient zum Betrieb von Wärmepumpe und Aufzug. Auch für E-Mobilität habe man in der Garage Vorkehrungen getroffen, so Sonntag.

"Rasant steigende Baupreise"

Mit Sorge blicke die Genossenschaft auf die rasant steigenden Baupreise. Im Vergleich zum Mai 2021 verzeichne man eine Steigerung von 6,4 Prozent. "Um für Mieter bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können, muss dieser auch für uns als Genossenschaft bezahlbar sein", betont Markus Sonntag.

Bürgermeisterin Margareta Böckh spricht in ihrem Grußwort von einem "Leuchtturmprojekt für die Quartiersentwicklung im Memminger Osten". Das Gesicht der Stadt verändere sich "durch unzählige begonnene und geplante Baumaßnahmen". Dank der Anziehungskraft der Wirtschaft sei Memmingen als Wohnort sehr gefragt.

Info: 1912 wurde die Siebendächer Baugenossenschaft im Osten der Stadt gegründet. In den letzten 15 Jahren sind 29 Wohnungen in der Freudenthalstraße, 29 in der Münchnerstraße, 21 Wohnungen am Ziegeltörle und 58 in der Augsburgerstraße entstanden. Insgesamt rund 220 Wohnungen mit einer Investitionssumme von ca. 54 Millionen Euro. In Planung ist ein neues Quartier in der Leonhard/Bergermühlstraße.

Die Wohnanlage grenzt im Westen an einen von der Stadt Memmingen neu errichteten Spielplatz, den die Baugenossenschaft mit 30.000 Euro bezuschusst hat.