"Meine Heimat, meine Zukunft"

„Werkstatt Zukunft Steinheim“: Bürger bringen ihre Vorstellungen ein

veröffentlicht am 15.10.2018

  Rege Diskussion an einem der Thementische der "Werkstatt Zukunft Steinheim" . Foto: Sonnleitner

Memmingen Steinheim (as/jw). „Weiterentwickeln, aber erhalten“, das ist im Kern die knifflige Herausforderung, vor der Steinheim als am stärksten wachsender Stadtteil Memmingens steht. Im Juni dieses Jahres wurde ein externes Stadtplanungsteam mit den vorbereitenden Untersuchungen beauftragt, an deren Ende ein Bündel von Maßnahmen für die künftige Ortsentwicklung stehen soll. Nun versammelten sich erstmals etwa 180 Bürger, und Interessierte in der Turnhalle der Steinheimer Grundschule, um ihre Ideen und Vorstellungen in die „Werkstatt Zukunft Steinheim“ einzubringen.

„Meine Heimat, meine Zukunft“ - „gewordene Heimat die mittlerweile unkontrolliert wächst und ausfranst“ - „überforderter Stadtteil“ - „nicht kinderfreundlich“ -  „Wohlfühlort“ - „Durchgangsort“: So lauteten einige der Antworten von Steinheim Bürger/innen, die sich aktiv an der ersten „Werkstatt Zukunft Steinheim“ beteiligten, auf die Frage, was der Stadtteil ihnen bedeute.

"Steinheim wächst, profitiert davon aber bislang wenig.  Zugezogene und Alteingesessene sind getrennte Gruppen", konstatierte Dipl.-Ing. Architektin Antje Heuer vom Planungsteam KARO. Solchen „Wirklichkeiten“ stellte sie in ihrem bebilderten Vortrag „Möglichkeiten“ gegenüber - Thesen, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen sollten.

Lebhafte Diskussionen an 14 Thementischen

An 14 Thementischen konnten die Bürger anschließend ihre Wünsche und Vorstellungen notieren und auf den ausgelegten Ortsplänen mit farbigen Punkten markieren. Angeregte Diskussionen entstanden um die Themenbereiche Ortsbild, Wohnen, Arbeiten, Versorgung und soziales Leben, Zukunft der Landwirtschaft, Mobilität, Grün- und Freiraum.

Zu jedem Themenblock waren Fragen formuliert wie zum Beispiel: „Was macht Steinheim aus?“ - „Soll Steinheim Dorf bleiben oder (mehr) Stadt werden?“ - „Wo kann und soll Steinheim wachsen?“ -  „Welche Wohnangebote braucht Steinheim? – „Was sind wichtige Magnete in der Ortsmitte?“ - „Soll/kann die Landwirtschaft in Steinheim eine Zukunft haben? -  „Welche Bereiche nutzen Sie in ihrer Freizeit?“ oder “ Wie kann die Heimertinger Straße aufgewertet werden?“.

Letztendlich dreht sich alles um die Frage, wie die Steinheimer leben wollen und wie sich das baulich ausdrücken soll. „Denn mit Strukturwandel und Funktionsverlust im Ortsteil gehen auch Chancen einher“, betonte Antje Heuer (die "Funktionsverluste" im Zentrum beziehen sich u.a. auf die Schließung des Gasthofes Krone und den Dorfladen).

Dorfcharakter soll erhalten bleiben

Neben altbekannten Themen und Problemen zeigte die erste Bürgerwerkstatt Steinheim auch neue Perspektiven auf. In grundsätzlichen Fragen gab es Übereinstimmung: So wünschen sich die Teilnehmer, dass der Dorfcharakter und die Struktur des Stadtteils erhalten bleiben. Grundsätzlich wird ein weiteres Wachstum Steinheims nur mit einer gleichzeitigen Entwicklung der Infrastruktur gut geheißen.

Übereinstimmung besteht auch beim Wunsch nach einer lebendigen Dorfmitte um die Kirche oder um den Zehntstadel herum, die nicht von die vielbefahrene Heimertinger Straße durchschnitten wird.

Größter Kritikpunkt war die Belastung durch das hohe Verkehrsaufkommen auf der Heimertinger Straße. Gefordert wurde hier neben weiteren Querungshilfen zum Beispiel eine generelle 30er-Zone und ein Durchfahrtsverbot für LKWs. (Täglich rollen gut 13.000 Fahrzeuge durch den Ort. Wann es eine Ortumgehung geben wird, ist noch offen, Anm. der Red..)

Grüne Lunge und Mehrgenerationenhaus

Als weiteres wichtiges Anliegen kristallisiert sich eine „grüne Lunge“ heraus, etwa in Form einer kleinen Parkanlage.

Leer stehende Bauernhöfe sollen genutzt und umgewidmet werden.

Ein Wohnangebot für Senioren oder ein Mehrgenerationenhaus stand neben der Verbesserung der Nahversorgung mittels eines Dorf- oder Hofladens sowie eine ursprüngliche Dorfwirtschaft ebenfalls auf der Wunschliste.

Die Grüngutsammelstelle soll verlegt werden, um auf diesem Platz verschiedene Sportmöglichkeiten für die Jugend zu schaffen.

"Wertvolle Impulse und Anregungen"

„Ich nehme viele wertvolle Impulse und Anregungen für die weitere Vorgehensweise mit“, sagte Oberbürgermeister Manfred Schilder abschließend. Der Bürgerwerkstatt sollen noch zwei oder drei weitere Veranstaltungen dieser Art folgen.

Wie geht's weiter?

Die vorbereitenden Untersuchungen, die den Status Quo des Stadtteils abbilden und Perspektiven aufzeigen sollen, werden voraussichtlich bis Ende 2019 abgeschlossen sein. In Phase zwei werden dann Rahmenbedingungen erstellt. Am Ende von  und  Phase drei soll schließlich ein Maßnahmenkonzept stehen, das dann dem Stadtrat zur Bewilligung vorgelegt wird.

Info: Das Projekt "Werkstatt Zukunft Steinheim" findet im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) statt. Der Ortsteil Steinheim wurde einbezogen, weil er am stärksten vom Strukturwandel betroffen ist. Seit seiner Eingemeindung im Jahr 1976 hat sich die Einwohnerzahl des Dorfes mehr als verdoppelt. Das Projekt wird im Zuge des Städtebauförderprogramms "Stadtumbau West" von Bund und Freistaat gefördert.

Der Stadtteil Steinheim von oben betrachtet. Quelle: Google Maps