"Memmingen hat viele gute Geschichten, die muss man aber auch erzählen"

Studie zum Stadtvermarktungskonzept vorgestellt

veröffentlicht am 23.09.2019

Ein wichtiges Wahrzeichen in der Memminger Innenstadt: Der Freiheitsbrunnen am Weinmarkt. Auf dem Sockel sind auf Bronzetafeln Auszüge aus den Zwölf Bauernartikel zu lesen. Foto: dl Archiv

Memmingen (ew). Sehr viel von Tourismus und Vernetzung war die Rede bei der Vorstellung des von den Stadträten Holetschek, Börner und Ressler initiierten „Vermarktungskonzeptes Memmingen“ in der jüngsten Stadtratssitzung. In der Studie wurde auch auf die Schwächen der Maustadt hingewiesen und Lösungsvorschläge unterbreitet.

Andreas Lorenz von der Berliner Firma „tourismusplan b“ stellte das Vermarktungskonzept für Memmingen in der letzten Stadtratssitzung ausführlich vor. Zunächst ging es um die touristische Nachfrage in der Maustadt: Im Zeitraum von 2006 bis 2017 steigerten sich die Besucherzahlen um mehr als 100 Prozent. Bei den Übernachtungszahlen habe man jährlich eine Steigerung von konstant zehn Prozent. Die Studie empfiehlt eine Erweiterung des Bettenangebots durch gezielte Akquisition von Ansiedlungen neuer Hotels oder auch Umbauten bestehender Gebäude zu Hotels.

Lorenz plädierte auch für innovative Hotelkonzepte, wie beispielsweise ein Radlerhotel mit Fahrradservice. Bei der Gastronomie bemängelt die Studie, dass es keine Restaurants gibt, die im Gault Millau (einflussreichster Restaurantführer) aufgeführt sind und auch im Guide Michelin gebe es nur zwei Erwähnungen. Die gesamte Gastronomie sei hochpreisig und es gebe auch keine Szenelokale.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Angebote für junges Publikum in der Innenstadt gänzlich fehlen, auch ein Nachtleben existiere kaum.

Altstadt als großes Plus

Als Memminger Stärken sieht die Studie das gut erhaltene mittelalterliche Stadtbild und das zeitgenössische Kulturangebot. Ein richtiges „Pfund“ habe Memmingen mit seiner Altstadt. Sie sei überwiegend in gutem Zustand und von einer weitgehend intakten Stadtmauer versehen. Allerdings seien viele Elemente und Gebäude nicht begehbar. Empfohlen wird eine touristische Inszenierung und Entwicklung von Erlebnisräumen in der Altstadt. Auch die Stadtmauer und der Grüngürtel sollten touristisch besser entwickelt werden.

Auch in den Bereichen Radinfrastruktur, Barrierefreiheit, touristische Kooperationen und Vermarktung sieht die Studie große Schwächen. Der Tourismus in der Stadtverwaltung sei personell und finanziell unterrepräsentiert.

"Bauernartikel nachlässig behandelt"

Ein Thema das bisher noch viel zu sehr vernachlässigt worden sei, sind laut Lorenz die Zwölf Bauernartikel mit den Themen Freiheit und Menschenrechte. Dieses „absolute Alleinstellungsmerkmal mit lokalem und regionalem Bezug und einer globaler Bedeutung“ sollte viel mehr genutzt werden.

"Memmingen hat viele gute Geschichten, die muss man aber auch erzählen", führt Lorenz weiter aus. Es gebe zwar ein breites Angebot an Stadtführungen und auch eine museal aufbereitete Stadtgeschichte, beides sei aber nicht ausreichend vermarktet.

Große Kritik übte die Studie am Memminger Internetauftritt. Beim touristischen Webauftritt und in den sozialen Medien kranke es sehr, so Lorenz. MdL a.D. Herbert

Müller machte sich wie Lorenz für die bessere Vermarktung der Bauernartikel und den Memminger Freiheitspreis stark. Damit könne Memmingen „wuchern“ zumal der Raum in der Kramerzunft, in dem die Zwölf Bauernartikel verfasst wurden, noch mitsamt der alten Holzdecke bestehe, so Müller.

Oberbürgermeister Manfred Schilder hob die Entwicklung des Radtourismus hervor. Es brauche allerdings viel Manpower und Geld um alle Verbesserungsvorschläge zu realisieren.