„Mir wollet frei sein“

Projektbüro plant 500-Jahr-Feier der Zwölf Bauernartikel

veröffentlicht am 07.10.2021

Das Projektbüro „Stadt der Freiheitsrechte“ arbeitet mit der Stadtverwaltung, der Evangelischen Kirche und dem Kuratorium Memminger Freiheitspreis 1525 zusammen. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Im Jahr 2025 jährt sich die Niederschrift der Zwölf Bauernartikel zum 500. Mal. Aus diesem Anlass plant die Stadt Memmingen gemeinsam mit der evangelisch-lutherischen Kirche ein großes Jubiläumsfest mit vielen Events und Aktionen. Aus dem Erbe der Bauernartikel leite sich eine Verantwortung ab, erklärte Oberbürgermeister Manfred Schilder den Pressevertretern im Rathaus mit Hinweis auf das Memminger Manifest, das der Stadtrat 2020 verabschiedet hat. „Wir wollen die Bürgerschaft mitnehmen und begeistern“, so das Stadtoberhaupt.

„Mir wollet frei sein“, mit dieser klaren und für die damalige Zeit unerhörten, wenngleich aus dem Evangelium abgeleiteten Forderung traten die Bauern an die Obrigkeit heran. 50 Vertreter der Bauernhaufen Oberschwabens versammelten sich im März 1525 in der Kramerzunft der damals freien Reichsstadt Memmingen, um die legendären Zwölf Bauernartikel zu formulieren. Die Streitschrift gilt als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Im Oktober 2020 wurde die Kramerzunft vom Bayerischen Landtag als „Ort der Demokratie“ ausgezeichnet.

Geschichte versteh- und erlebbar machen

Im Dialog mit der Bürgerschaft sollen nun die Freiheitsrechte im Hier und Heute verortet, aus dem Blick in die Vergangenheit eine Perspektive für die Zukunft abgeleitet werden. Neben dem Ziel, die Geschichte versteh- und erlebbar zu machen geht es beim Großprojekt 500-Jahr-Feier ganz profan auch um die überregionale Etablierung Memmingens als Stadt der Freiheitsrechte,. Mit diesem Prädikat als Alleinstellungsmerkmal soll die Stadt effektiver vermarktet werden und mehr Touristen anziehen.

Projektbüro eingerichtet

Das Team des Projektbüros "Stadt der Freiheitsrechte“: Bernadette Menzel, Sabrina Demmeler und Pfarrer Claus Ortmann (v. li.).

Diesen und weitere Aspekte rund um Memmingen als „Stadt der Freiheitrechte“ erläuterte den Medienvertretern das Team des von Stadt und evangelischer Kirche neu eingerichteten, gleichnamigen Projektbüros, dem die drei eigens dafür eingestellten ProjektmanagerInnen Sabrina Demmeler, Bernadette Menzel sowie Pfarrer Claus Ortmann angehören.

Sabrina Demmeler ist für den Bereich Kultur und Veranstaltungen verantwortlich. Die 32-Jährige studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete zuletzt als Redakteurin in einem Fachmagazin-Verlag.

Bernadette Menzel ist im Projektbüro für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die 27-Jährige studierte Ressortjournalismus und arbeitete zuletzt als Produktmarketing- und Social Media Managerin in Senden. Beide Projektmanagerinnen sind in Memmingen aufgewachsen.

Mit einer dritten halben Projektstelle wird Pfarrer Claus Ortmann betraut. Der 57-Jährige Gemeindepfarrer in Kempten und Memmingen ist außerdem geschäftsführender Vorsitzender des Evangelischen Bildungswerks und Schulreferent im Dekanat Memmingen.

Theologischer Aspekt

Mit der Projektstelle von Ortmann soll der gesellschaftspolitische Diskurs im Rahmen des 500-jährigen Jubiläums der Bauernartikel um einen theologischen Aspekt erweitert werden. Denn: „Die Zwölf Bauernartikel sind nicht nur ein politisches Manifest“, betonte der ev. Dekan Christoph Schieder. „In der Bibel heißt es: Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“. Die Freiheits- und Grundrechte würden heute als selbstverständlich erachtet, müssten jedoch immer wieder erarbeitet, gelebt und begründet werden, so Schieder.

„Die Bauern, also einfache Menschen haben die Grundlagen für den ersten Artikel unseres Grundgesetzes geschaffen und durch die Erkenntnis, dass alle Menschen vor Gott gleich sind, die Obrigkeit in Frage gestellt“, ergänzte Herbert Müller. Bedeutsam für die demokratische Entwicklung des Landes sei auch, dass die Bauern ihre Forderungen in Form eines Gesprächangebots, eines Dialogs verfasst hätten. Müller ist Vorsitzender des Kuratoriums Memminger Freiheitspreis 1525 , der seit dem Jahr 2000 bereits vier Mal verliehen wurde.

Eng vernetzt

Das Projektbüro arbeitet mit einem Team aus Beschäftigten der Stadtverwaltung zusammen. Zum Team gehören Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer, Alexandra Hartge, Leiterin Stadtmarketing, Doreen Seeberger, Leiterin Tourist Information und Stadtarchivar Christoph Engelhard.

Gedanken, Anregungen und Ideen aus der Bürgerschaft sind jederzeit willkommen. Das Projektbüro ist per Mail erreichbar unter stadt-der-freiheitsrechte@memmingen.de