„Mit der richtigen Therapie schmerzfrei und mobil leben“

Klinikum Memmingen informiert über Volkskrankheit Arthrose

veröffentlicht am 23.07.2018

Oberarzt Dr. Dirk Wernerus klärte vor rund 60 Interessierten über den künstlichen Gelenkersatz an Hüfte und Knie auf. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

Memmingen (dl). Typisch für krankhaften Gelenkverschleiß ist der sogenannte Anlaufschmerz – morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen. Später wird daraus ein Dauerschmerz. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für ein künstliches Gelenk und mache ich etwas kaputt, wenn ich eine Operation hinauszögere? Viele Fragen gehen Betroffenen durch den Kopf, die an Arthrose in Hüfte oder Knie leiden. Aufklärung gab Oberarzt Dr. Dirk Wernerus, Prothesenspezialist am Klinikum Memmingen bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung.

Arthrose ist eine Volkskrankheit: „Jeder Dritte zwischen 50 und 60 Jahren ist betroffen“, schilderte Oberarzt Dr. Dirk Wernerus. Der Gelenkverschleiß beginne immer mit einer Schädigung des Knorpels, der bei einem gesunden Gelenk als Stoßdämpfer diene: „Der Knorpel wird mit der Zeit so sehr geschädigt, dass Knochen auf Knochen reibt.“

Arthrose sei nicht heilbar, nur die Geschwindigkeit des Gelenkverschleißes könne beeinflusst werden: „In dem Sie Überbelastung und Stürze so gut es geht vermeiden, Ihr Gewicht normalisieren, das Gelenk ausreichend bewegen und die Muskulatur erhalten.“ Bei Sportarten solle man auf harte Stöße auf das Gelenk verzichten – Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking seien deswegen besser geeignet als beispielsweise Volleyball oder Squash.

Ist die Arthrose noch nicht zu weit vorangeschritten, könne mit Physiotherapie oder Schmerzmitteln behandelt werden. „Bitte lassen Sie aber die Nebenwirkungen der Tabletten nicht außer Acht“, betonte Wernerus.

In einem frühen Stadium der Arthrose könne auch die Behandlung mit Hyaluronsäure-Spritzen für einige Patienten einen positiven Weg darstellen: „Wissenschaftliche Daten, dass diese Spritzen im fortgeschrittenen Arthrose-Stadium helfen, gibt es nicht. Deswegen bieten wir sie am Klinikum nicht an.“

„Sie entscheiden, wann Sie eine Prothese brauchen“

Bei weit fortgeschrittener Arthrose und ausgeschöpfter konservativer Therapie könnten Mobilität und Schmerzfreiheit durch eine Prothese erreicht werden, so der Orthopäde. Der Zeitpunkt einer Operation sei aber sehr individuell: „Sie stellen die Indikation“, betonte Wernerus: „Sie entscheiden also, wann Sie eine Prothese brauchen.“ Fühle man sich unsicher oder schlecht beraten, solle man sich unbedingt eine Zweitmeinung einholen.

Knapp 220.000 Hüftprothesen und knapp 150.000 Knieprothesen würden in Deutschland pro Jahr implantiert. „Es gibt keine Operation, die ähnlich erfolgreich ist wie die Endoprothetik.“ Dennoch gäbe es auch hier Risiken und Nebenwirkungen. „Um diese so gering wie möglich zu halten und ein Implantatversagen auszuschließen, benützen wir im Klinikum nur Prothesen führender Hersteller, von denen gute Langzeitergebnisse vorliegen“, betonte Wernerus.

Dennoch käme es auch bei den besten Materialien zu Abrieb und darüber hinaus zu Entzündungsreaktionen. „Diese führen nach Jahren zu einer Lockerung der Prothese“. Deswegen müsse ein künstliches Knie nach rund zwölf Jahren und eine künstliche Hüfte nach rund 15 Jahren ausgetauscht werden.

Wechseloperationen aller Schwierigkeitsgrade

„Auch Wechseloperationen aller Schwierigkeitsgrade führen wir in Memmingen erfolgreich durch“, so Wernerus. Für den Operationserfolg sei nicht nur die Qualifikation der Operateure am Zertifizierten Endoprothesenzentrum des Klinikum Memmingen entscheidend, sondern die des gesamten Teams.

„Um Qualität und Qualifikation aufrecht zu erhalten, nimmt das Klinikum jährlich am Prozess der Zertifizierung zum Endoprothesenzentrum teil. Auch nehmen alle Mitarbeiter regelmäßig an nationalen und internationalen Kongressen teil, um sich fortzubilden.“ Dies sei genauso selbstverständlich wie regelmäßige interne und externe Qualitätskontrollen. „All dies geschieht mit dem Ziel, ein gutes Ergebnis für alle zu erreichen.“

Das Wichtigste bei der Entscheidung, ob und wo man sich operieren lasse, sei aber: „Ihr Bauchgefühl muss stimmen. Sie müssen überzeugt sein, dass Sie in guten Händen sind!“

 „Direkt nach der Operation können Sie das operierte Bein voll belasten.“

Zwischen sieben bis zehn Tagen dauert der stationäre Aufenthalt nach einer Prothesenoperation. „Direkt nach der OP können Sie das operierte Bein voll belasten“, erklärte Susanne Heinle-Mark, Qualitätsbeauftragte des Endoprothetikzentrums. Regelmäßiges Aufstehen zu den Mahlzeiten und zum Gang auf die Toilette sei wichtig: „Im Bett liegenzubleiben ist für den Heilungsprozess kontraproduktiv“, so die langjährige Krankenschwester.

Am ersten Tag nach der Operation machen die Patienten mit einem Physiotherapeuten erste Gehübungen, nachdem Sie bereits am Operationstag aufgestanden sind. "Sie werden schon nach ein paar Tagen relativ zügig gehen können und die Krücken nur noch als leichtes Hilfsmittel verwenden“, beschrieb die leitende Physiotherapeutin am Klinikum, Heidemarie Geier ihre Erfahrungen. Nach dem Krankenhausaufenthalt schließt sich eine dreiwöchige Reha an. Obwohl der Ansturm auf die Reha-Kliniken groß ist, „streben wir eine Direktverlegung in die Reha unter Berücksichtigung der Patientenwünsche an“, sagte Sozialarbeiterin Heidi Förster.

 
Kontakt:

Klinik für Unfallchirurgie, Handchirurgie und
Orthopädie

Chefarzt Prof. Dr. Christian Schinkel

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