Multikopter und praktische Übungen

Interessantes und Neues beim Notfallsymposium Notfallgäu in Memmingen

veröffentlicht am 15.10.2019

Angelika Jähnig (links) und Angelika Tuffert (rechts) legten unter Anleitung von Kinderarzt Dr. Ralf Pallacks (hinten) vom Klinikum Memmingen an Tierpräparaten einen Zugang in den Brustkorb, der im Notfall Leben retten kann. Fotos: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

Memmingen (dl). Werden künftig sogenannte Multikopter den Notarzt schneller zum Patienten bringen, sind diese senkrechtstartenden Mini-Hubschrauber die Zukunft im Rettungsdienst? Oder ist dasalles nur Science-Fiction? Unter anderem damit beschäftigtensich die über 300 Teilnehmer beim achten Notfallsymposium Notfallgäu in der Memminger Stadthalle.

Ziel der zweitägigen Veranstaltung war es, das Verständnis der einzelnen Berufsgruppen, die in der Notfallrettung tätig sind, untereinander zu verbessern. „Das klappt am besten durch gemeinsames Lernen und den Austausch untereinander“, weiß Organisator Dr. Rupert Grashey, der ärztliche Leiter der Notfallklinik am Klinikum Memmingen

Minkopter als Notarztwagenersatz?

Zurück zum Multikopter: Der ADAC pruüft derzeit in einem weltweit einmaligen Forschungsprojekt den Einsatz von bemannten Multikoptern im Rettungsdienst. Damit kann der Patient zwar nicht ins Krankenhaus befördert werden, doch kann der Notarzt viel schneller als mit einem Notzarztwagen am Einsatzort sein und dadurch auch Menschenleben retten. „Der Mini-Hubschrauber fliegt einfach über einen Autostau oder glatten Straßen hinweg und legt auch lange Strecken viel schneller zurück“, erklärt Grashey. Schnelligkeit ist eine der wesentlichen Faktoren im Rettungsdienst. „Hinzu kommt Übung, Übung, Übung“, so Dr. Grashey.

Praktisches Training

Dr. Rupert Grashey, Hauptorganisator des Notfallsymposiums und leitender Arzt der Notfallklinik am Klinikum Memmingen.

Die Workshop-Teilnehmer trainierten darüber hinaus auch seltene Kindernotfälle, wie das Legen von Drainagen in den Brustkorb, was bei schweren Verletzungen beherrscht werden muss.

Viel Übung verlangt auch das Anlegen eines Gipsverbandes, das Krankenschwester Birgit Krenz in einem speziellen Gipsworkshop lehrte: „Bei einem Gipsverband ist es wichtig, dass er dort stabil ist, wo er gebraucht wird, nämlich an der Stelle des Bruches.“ Allerdings sei das Anlegen mit den neuen Materialien nicht immer ganz einfach. Sie sind zwar leichter, Fehler allerdings schwerer zu korrigieren.

Themenschwerpunkt Mitarbeiterausbildung

In den Vorträgen wurde unter anderem die Behandlung alter, schwer vorerkrankter Patienten thematisiert: „Hier geht es zum Beispiel um die Frage nach Therapiebegrenzung und -verzicht“, erklärte Grashey.

Ein weiterer Themenschwerpunkt war die fachliche Ausbildung der Mitarbeiter von Notfallkliniken: „Künftig soll es in Deutschland neben der speziellen Ausbildung für Pflegekräfte auch eine eigene Fachweiterbildung für Ärzte der Notaufnahmen geben“, sagt Grashey, „Nämlich neben dem Notfallpfleger auch den Notfallmediziner. Das ist derzeit ein großes Thema der Gesundheitspolitik und beschäftigt uns auch beim Symposium.“