
Das weibliche LTS-Ensemble bringt eine geniale Nonnen-Show auf die Bühne, von links: Cindy Walther, Delia Rachel Bauen, Gabriele Fischer, Roberta Monçäo, Julia Schmalbrock. Foto: © LTS / Forster
Memmingen (sg). Die Premiere des Musicals „Non(n)sens“, nach dem amerikanischen Original „Nunsense“ von Dan Goggin, hat für ein volles Großes Haus im Landestheater Schwaben (LTS) gesorgt. Ein sowohl musikalisch, tänzerisch und schauspielerisch brillanter als auch humorvoller und amüsanter Abend wurde vom Publikum mit viel Jubel und Applaus quittiert.
Das Stück ist lokal verortet in der Aula des Marianums Buxheim, in der die „Kleinen Schwestern von Ottobeuren“ einen Wohltätigkeitsabend veranstalten. Denn sie brauchen Geld für die Beerdigung ihrer Mitschwestern, vergiftet durch eine Bouillabaisse. Von 52 sind bereits 48 beerdigt, doch peinlicherweise fehlt für die Beerdigung der restlichen Opfer das Geld und das soll nun der Wohltätigkeitsabend einbringen – im Bühnenbild von „Der kleine Horrorladen“, ebenfalls ein amerikanisches Musical aus den 1980ern und am LTS bereits aufgeführt. Die Nonnen haben noch nicht mal Geld für ein eigenes Bühnenbild, nutzen die Kulisse aber gekonnt kreativ für ihre Show. Die Live-Band im Hintergrund stellt die kostengünstige „Alexa“ dar.
Das musikalische Programm hat die strenge Mutter Oberin zusammengestellt, was für weiteren Wirbel sorgt. Denn nicht jede der Schwestern ist damit einverstanden: Schwester Robert Johanna hat größere Show-Ambitionen, Schwester Leo will die erste Nonnen-Ballerina werden und braucht dringend ein Tutu, Schwester Amnesia kämpft verzweifelt mit ihrem Gedächtnisverlust. Was anfangs nur die Mutter Oberin weiß: wenn die Verstorbenen nicht endlich unter die Erde kommen, droht die Schließung des Klosters durch das Gesundheitsamt – allein beim Aussprechen dieses Wortes blitzt es stets auf der Bühne und alle Nonnen zucken zusammen.
Beschwingte Musical-Stimmung
Die Zuschauer sind nicht nur Theaterpublikum, sondern werden auch Teil der Show der fünf Nonnen, die die Fischsuppe überlebt haben, da sie mit ein paar Ursulinerinnen beim Bingo-Abend waren.
Voll von schwarzem Humor sorgt der Abend für manchen Lacher und Zwischenapplaus. Das Stück zeigt eine Klosterwelt, die alles andere als verstaubt und altmodisch ist und nicht zuletzt an den Film „Sister Act“ erinnert (das Musical Nunsense wurde 1985 in New York erstmals aufgeführt, die Filmkomödie erschien sieben Jahre später). „Wir sind Nonnen mit viel Fantasie“, heißt es in einem Song und auch Witze über den eigenen Berufsstand haben die Frauen auf Lager.
Am Ende gibt es dank Schwester Amnesia, die sich wieder erinnern kann, eine unverhoffte und rettende Wendung …
Starke Stimmen, peppiger Sound, mitreißende Songs und schmissige Choreographien sorgen für beschwingte Musical-Stimmung im Großen Haus. Unter der Regie von Intendantin Sarah Kohrs spielt das gesamte weibliche Ensemble auf der Bühne - volle Frauenpower in musikalischer und spielerischer Hochform.
LTS war früher ein Kloster
Es ist es kein Zufall, dass die Intendantin sich für das Musical „Non(n)sens“ entschieden hat: Das LTS steht auf bzw. neben den Ruinen eines alten Augustinerinnenklosters. Es war der Heiligen Elisabeth geweiht und wurde 1252 erstmals urkundlich erwähnt. Die Schwestern übernahmen in Memmingen die Armen- und Krankenpflege, doch 1551 musste es seine Tore wieder schließen und die Nonnen wurden in anderen Klöstern untergebracht. Das Gebäude des ehemaligen Klosterstadels wurde erst als Zeughaus und ab 1802 als Theater verwendet. Das eigentliche Klostergebäude mitsamt seinen anderen Nebengebäuden wurden jedoch abgerissen. Doch bis heute kann man die spärlichen Reste eines Kreuzgangs am Theater sehen.