Etwa 120 Menschen trafen sich am Montagabend auf dem Marktplatz, um gegen die Coronaauflagen zu demonstrieren. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (dl). Je länger der Lockdown andauert, desto mehr Teilnehmer versammeln sich zu den Montagsdemos unter dem Motto „Memmingen leuchtet“ auf dem Marktplatz. Am vergangenen Montag waren es gut 120 Menschen, die sich nach einem Fackelzug durch die Altstadt dort versammelten. Was die Demonstranten aller Altersgruppen verbindet, ist ihre Skepsis gegenüber den Coronamaßnahmen der Regierung.
Als „Freunde der Freiheit und der Menschlichkeit“ begrüßte der erste Redner, Christian Huber, die Mit-Demonstranten. Sein Anliegen war es, das Bewusstsein für Abhängigkeit auf mehreren Ebenen zu schärfen. Er warnte vor 5G als Basis für einen noch stärkeren Eingriff in den Datenschutz zugunsten von Finanzeliten, BigTech-Konzernen und Großindustrie und plädierte für eine regionale Vermarktung von Lebensmitteln.
Er prangerte ferner das "Sterben der Artenvielfalt in der Wirtschaft" wie Kleinbetriebe, Freiberufler oder Kleinkünstler durch die Coronamaßnahmen an.
"Vorwand, die Bevölkerung zu unterdrücken"
Provokativ und polemisch war die Rede von Jörg Tomasini, der die Verordnungen als „rechtlos, grund- und haltlos“ an. Sie lieferten einen Vorwand, die gesamte Bevölkerung zu unterdrücken und die Wirtschaft an die Wand zu fahren. Unter lautem Beifall fasste er die Kernthemen der Montagskundgebungen zusammen: „Wiederherstellen unserer Grundrechte, die Abschaffung der Coronamaßnahmen, freie Impfentscheidung und ein würdevolles Miteinander“.
Tomasini verurteilte auch das Verhalten der Polizei auf Demonstrationen bei der Durchsetzung der Coronamaßnahmen und kritisierte den einhelligen Mainstream in Presse, Rundfunk und Fernsehen, der Demonstranten in die radikale rechte Ecke schiebe.
"Sei wachsam": Markuz Walach spielte ein Lied von Reinhard Mey.
Begeistert aufgenommen wurde auch der musikalische Beitrag des Gitarristen Markuz Walach, der das Lied „Sei wachsam“ von Reinhard Mey beisteuerte. „Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt, die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sich nicht benutzt“, heißt es darin.
“Wir denken, wir fragen, wir klären auf"
Als nächste ergriff Anja Haug das Mikrofon. Die junge Frau beklagte sich darüber, dass Querdenkende als Verschwörungstheoretiker, rechtsradikal unterwandert und als Coronaleugner diffamiert werden.
„Aus welchem Grund wird in einem demokratischen Land eine Initiative, die hinterfragt und zudem klare Fakten liefert, dermaßen niedergeknüppelt?“, fragt sie. Den Querdenkern ginge es um die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung von Demokratie, Grundrechten und Freiheit. “Wir denken, wir fragen, wir klären auf, wir rütteln wach. Dies wird in diesem Land neuerdings als Gefahr betrachtet“, klagt Haug.
Polizeieinsatz nach der Veranstaltung
Nach Beendigung der friedlich verlaufenden Veranstaltung kam es noch zu einem Polizeieinsatz: Die Polizei verlangte von einem Teilnehmer, der keine Maske trug und auch kein sein Attest vorlegen konnte, sich auszuweisen, doch dieser verweigerte die Herausgabe der Personalien, wie es im Polizeibericht heißt. Laut Polizeibericht sei der Mann aggressiv geworden und habe nach einem Polizeibeamten geschlagen. Der Mann wurde zur Fesselung auf den Boden gebracht und festgenommen. Nach einer ärztlichen Versorgung und Aufnahme seiner Personalien sei er freigelassen worden. Nach Ansicht von Demo-Teilnehmern habe der Mann lediglich versucht, sich aus dem Griff der Beamten zu befreien.
Die Memminger Polizei vermutet eine bewusste Provokation hinter dem Vorfall, die Demonstranten sprechen von überzogener Polizeigewalt und trafen sich am gestrigen Abend wieder auf dem Marktplatz, um dagegen zu demonstrieren.
