Psychische Schäden durch Corona-Pandemie

Immer mehr Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe

veröffentlicht am 03.12.2021

Bedingt durch die Corona-Pandemie bzw. die politische Handhabung derselben brauchen auch im Unterallgäu immer mehr junge Menschen psychologische Betreuung, auch immer mehr Familien brauchen Hilfe. Foto: Shloemaster/pixabay

Unterallgäu (dl). Auch im Unterallgäu macht die Corona-Pandemie Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Das wurde deutlich, als Jugendamtsleiterin Christine Keller im Jugendhilfeausschuss den Haushaltsansatz für 2022 vorstellte. Immer mehr junge Menschen brauchen Hilfe, was sich beim Jugendamt in den Kosten für entsprechende Maßnahmen niederschlägt. So rechnet Keller damit, dass im kommenden Jahr 12,06 Millionen Euro für die Jugendhilfe anfallen und damit 1,5 Millionen Euro mehr als 2021.

Zum einen habe die Pandemie bereits vorhandene Probleme verstärkt, sagte Keller. Zum anderen hätten die coronabedingten Einschränkungen wie zum Beispiel die monatelangen Schulschließungen auch neue Probleme erzeugt. Das zeige sich etwa bei den Schulbegleitungen. Dabei werden seelisch behinderte Kinder - zum Beispiel Autisten - im Unterricht von einer Fachkraft unterstützt, um sie in den Schulalltag zu integrieren. Fanden im vergangenen Jahr 23 solcher Schulbegleitungen statt, sind es mittlerweile bereits 41, so die Jugendamtsleiterin.

Bedarf an Schulbegleitungen gestiegen

Aufgrund der Corona-Pandemie habe man viele Schulbegleitungen nicht beenden können. „Viele Kinder haben während der Schulschließungen wieder Rückschritte gemacht.“ Deshalb sei die Begleitung in vielen Fällen weiterhin erforderlich. Zudem sei auch der Bedarf an neuen Schulbegleitungen gestiegen. Aus diesen Gründen erwartet die Leiterin des Jugendamts bei den Kosten für die sogenannte Eingliederungshilfe, zu der die Schulbegleitungen gehören, eine Kostensteigerung von 2,96 Millionen Euro auf 3,76 Millionen Euro.

Bemerkbar gemacht hat sich die Pandemie laut Keller auch bei den Hilfen für junge Volljährige. Hier rechnet sie mit einer Steigerung von 651.000 Euro in diesem Jahr auf 819.000 Euro im kommenden Jahr. Immer mehr junge Frauen litten unter Depressionen oder Essstörungen und bräuchten Hilfe.

„Immer mehr Familien brauchen Hilfe"

Einen großen Anteil an den Gesamtausgaben für die Jugendhilfe hat mit 2,5 Millionen Euro auch die Heimerziehung. Die Kosten fielen für die Unterbringung von 43 Kindern und Jugendlichen an. Gestiegen sind darüber hinaus unter anderem auch die Ausgaben für Erziehungsbeistandschaften, die Sozialpädagogische Familienhilfe oder die Vollzeitpflege. „Immer mehr Familien sagen, sie brauchen Hilfe.“ Diese Entwicklung sei bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen, die Pandemie habe die Situation jedoch verschärft.

Auch wenn die Kosten für die Jugendhilfe jedes Jahr steigen, seien die Ausgaben nicht diskutierbar, sagte Landrat Alex Eder. Denn der Bedarf sei eindeutig da und „das Geld ist an der richtigen Stelle investiert“. Ähnlich sah es auch der Jugendhilfeausschuss. Er empfahl dem Kreistag einstimmig, die Haushaltsansätze wie vorgeschlagen zu bilden.