Runder Tisch für inklusive Spielplätze

Viele Themen bei der jährlichen Sitzung des Behindertenbeirats

veröffentlicht am 31.01.2020

Bei der Jahressitzung des Behindertenbeirats im Rathaus (von links): Gregor Pschorn, Erika Winterwerb, Verena Gotzes, Oberbürgermeister Manfred Schilder, Regina Sproll, Yvonne Burkhardt mit ihrem Hund Connie, Anna Birk und Ingrid Willner-Sams. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Bei der jährlichen Sitzung des Behindertenbeirates mit Oberbürgermeister Manfred Schilder im Rathaus wurden auch neue Anträge diskutiert. So fordert der Behindertenbeirat die Einrichtung eines Runden Tisches, um ein inklusives Grundkonzept für Spielplätze zu erarbeiten. Ziel war es, bei allen neu entstehenden und zu sanierenden Spielplätzen einen gleichen inklusiven Standard zu sichern. Dabei zitierte Verena Gotzes auch den neunten Artikel der UN-Behindertenrechtskonvention, der Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte Teilnahme an Spiel-, Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten zusichert.

Oberbürgermeister Manfred Schilder wies darauf hin, dass hier unterschiedliche Belange unter einen Hut gebracht werden müssten und der gleiche inklusive Ausstattung nicht an allen Spielplatz-Standorten möglich beziehungsweise sinnvoll sei. Eine Standardisierung lehne er ab, das Verankern von verbindlichen Eckdaten sei jedoch möglich. Uwe Weißfloch, Leiter des Memminger Stadtplanungsamts, zeigte sich offen dafür, an einem runden Tisch mit Vertretern von Stadtverwaltung und Behindertenbeirat solche Eckdaten zu erarbeiten und festzuschreiben. Dabei soll auch ein/e Vertreter/in der Kinderinteressen eingebunden werden.

Keine direkte Teilnahme am Museumsbeirat

Des Weiteren beantragte der Behindertenbeirat eine Teilnahme am Museumsbeirat, den die Stadt Memmingen neu installieren will, in Hinblick auf Inklusion und Barrierefreiheit. Dies lehnte Oberbürgermeister Schilder ab, da der Beirat Empfehlungen inhaltlicher und nicht bautechnischer Art geben soll, um zukunftsfähige Konzepte für die Memminger Museen zu entwickeln. „Man sollte die Dinge dort belassen, wo sie hingehören“, so Schilder. Man einigte sich darauf, dass der Beirat zu Treffen des Behindertenbeirats eingeladen werden soll, um seine Konzepte und Ideen dort vorzustellen.

Noch offene Anträge

Den Stand der noch offenen Anträge referierte Ingrid Willner-Sams. So sollen Nachfräsungen für das Blindenleitsystem in der Fußgängerzone im Frühjahr stattfinden. In der MEWO-Kunsthalle ist Museumsleiter Dr. Axel Lapp derzeit dabei, einen taktilen Plan als Übersichtshilfe für Sehbehinderte in der MEWO Kunsthalle zu realisieren.

Bei der vhs Memmingen seien mittlerweile einige Sprachkurse in der Staatlichen Realschule barrierefrei erreichbar. Erwachsenenbildung sollte grundsätzlich in barrierefreien Räumen stattfinden, meinte Willner-Sams, "doch das braucht halt Zeit".

Eine positive Rückmeldung konnte der Rathauschef in Bezug auf die beantragte Haushaltsstelle der Stadt für den Behindertenbeirat geben. Damit stehen in Zukunft Mittel für Veranstaltungen wie das jährliche Sommerfest zur Verfügung.

Rückblick auf 2019

Die stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirats Regina Sproll berichtete in ihrem Jahresrückblick, dass Besucher der Gesundheitstage sich mehr barrierefreie Parkplätze im Parkhaus der Stadthalle wünschten. Diese zu sichern sei nicht einfach, da das Parkverhalten der Besucher schwer kontrollierbar sei, gab OB Schilder zu Bedenken. "Hier ist gegenseitige Rücksichtnahme gefragt, doch davon sind wir leider weit entfernt“, so Schilder.

Doch es gab auch Erfolge zu berichten, so werden ab 2022 grundsätzlich alle Busse im Linienverkehr barrierefrei sein, entweder teilweise oder komplett niederflorig, und Platz für Rollatoren haben. Die Gespräche mit den Busunternehmen seien sehr positiv verlaufen, ergänzte Anna Birk von der städtischen Fachstelle für Inklusion auf Nachfrage der Lokalen, „bald sind alle Busse zumindest theoretisch berollbar“. Allerdings müssten dazu auch die Bushaltestellen weiter ausgebaut werden.

Die Touch-Tours des Landestheaters Schwaben für blinde und sehbehinderte Menschen würden sehr gut angenommen, berichtete Sproll. Hierbei wird vorab die Handlung erklärt und das Bühnenbild begreifbar gemacht, damit auch Sehbehinderte die Atmosphäre im Theater genießen können, berichtete die Betroffene Yvonne Burkhardt begeistert von einem Besuch. “Ich gehe bestimmt wieder hin.“

Eine Arbeitsgruppe des Behindertenbeirats am Klinikum ist aktiv und erfolgreich dabei, das Klinikpersonal bei der Aufnahme, Behandlung und Entlassung behinderter Patienten zu schulen.

Außerdem erwähnte Regina Sproll letztjährige Veranstaltungen mit sehr positiver Resonanz wie die Beteiligung am AOK-Familientag und die Badewannen-Aktion in der Fußgängerzone am Europäischen Protesttag.

Florian Seitz neuer Vertreter der Lebenshilfe

Neu besetzt wurde der seit dem Ausscheiden Hans Ferks offene Posten des Vertreters der Lebenshilfe im Behindertenbeirat. Verena Gotzes hieß Florian Seitz im Kreis des Beirats willkommen. Der Musiker und Pädagoge ist Mitglied im Vorstand der Lebenshilfe. Als Vorsitzender des Theater- und Kulturvereins Memmingen leitete er bis 2005 die Konzertreihe der Memminger Meisterkonzerte.