Schonendere neue Therapien bei Magen-Darm-Erkrankungen

Minimal-invasive Techniken können dem Patienten eine Operation ersparen

veröffentlicht am 05.12.2017

Sprach vor niedergelassenen Ärzten und Kollegen über Innovationen bei der Behandlung von Magen-Darm-Krankheiten: Der Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Memmingen, Professor Dr. Albrecht Pfeiffer.  Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

                                                         

Memmngen (dl). Dank modernster Verfahren mit dem Endoskop ist es Medizinern des Klinikum Memmingen heute möglich, Abschnitte des Magen-Darm-Trakts zu erreichen, die noch bis vor kurzem unzugänglich waren. Durch diese minimal-invasiven Techniken können den Patienten zum Teil aufwändige Operationen erspart bleiben, wie Chefarzt Professor Dr. Albrecht Pfeiffer und Kollegen jetzt vor Fachpublikum vorstellten.

Erkrankungen der Gallenwege, die bisher nur indirekt mit Hilfe von Röntgenkontrastmittel dargestellt werden konnten, können Ärzte des Klinikum Memmingen jetzt direkt mit einem speziellen Endoskop untersuchen und therapieren. Ein Endoskop ist ein schlauchartiges Gerät mit einer Bild- und Lichtquelle, mit dem Hohlorgane untersucht und Behandlungen vorgenommen werden können.

„Bei der Sondierung des Gallengangs zu Untersuchungs- und Therapiezwecken wird über ein konventionelles Endoskop ein zweites, sehr dünnes Endoskop, das sogenannte SpyGlass, direkt in den Gallengang, der ja sehr eng ist, eingeführt“, erklärte Oberarzt Dr. Matthias Missel. „Durch diese Methode können wir gezielt Gewebeproben aus dem Gallengang entnehmen, beispielsweise um krankhafte Verengungen der Gallenwege bis hin zu bösartigen Tumoren zu erkennen.“ Außerdem können laut Missel im Gallengang eingeklemmte Gallensteine durch das Endoskop erkannt und durch ein Stoßwellenverfahren zertrümmert werden. Allerdings ist das System nicht ganz billig: „Der Einwegkatheter, der dabei in den Körper des Patienten eingeführt wird, kostet allein schon rund 2.500 Euro.“

Auch Veränderungen und Strukturen, die außerhalb des Magen-Darm-Trakts gelegen sind, können mit endoskopischen Techniken erreicht werden. Hierfür ist die sogenannte Endosonografie, also die Endoskopie in Verbindung mit Ultraschalltechnik, ein wertvolles Hilfsmittel – beispielsweise bei der Behandlung sogenannter Pseudozysten der Bauchspeicheldrüse. Das sind Gebilde, die sich nach einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung bilden können, wenn sich entzündliches Sekret abkapselt. Solche Zysten können mit Hilfe eines selbstexpandierenden Stents zum Magen hin abgeleitet werden: „Der Stent wird vom Magen aus in die Zyste vorgeschoben und entfaltet sich dort“, so Missel. „Dadurch wird eine Verbindung zwischen Magen und Zyste hergestellt. Der Zysteninhalt kann in den Magen abfließen.“

Auch bei Verschlüssen des Gallengangs kann eine Ableitung der Gallenflüssigkeit durch die Magen- oder Darmwand erfolgen – ebenfalls mit Einlage eines zusammengefalteten Stents, der sich nach der Einbringung aufdehnt, wie Oberarzt Dr. Bernhard Rieder erklärte: „Dieses neue Verfahren wird mit Hilfe eines endoskopischen Ultraschalls gesteuert und kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn ein Zugang über die natürlichen anatomischen Strukturen beispielsweise aufgrund von Vernarbungen nach einer Operation nicht mehr zugänglich oder vorhanden ist.

Eine wichtige Domäne der Endoskopie ist seit langem die Entfernung von Polypen und frühen bösartigen Veränderungen im Darm. „Bisher war die Möglichkeit der endoskopischen Entfernung auf die Darmschleimhaut begrenzt“, so Rieder. „Mit einem neuen Verfahren können wir jetzt auch Bereiche der gesamten Darmwand entfernen.“ Der dabei entstehende Defekt in der Darmwand werde im gleichen Arbeitsgang mit einer Klammer wieder verschlossen (siehe Grafik). „Besonders bei schwer abtragbaren Polypen, die durch Vernarbungen mit der Darmwand verbacken sind, kann mit dieser endoskopischen Vollwandresektion dem Patienten oft eine Operation erspart werden“, betonte Rieder.

„Die genannten Beispiele zeigen das breite Spektrum der endoskopischen Therapie bei sehr unterschiedlichen Erkrankungen verschiedenster Organe“, betonte Chefarzt Professor Dr. Albrecht Pfeiffer von der Medizinischen Klinik II am Klinikum Memmingen. „Dafür steht neben einer aufwändigen apparativen Ausstattung vor allem die Expertise von spezialisierten Endoskopikern rund um die Uhr zur Verfügung.“ Die Endoskopie-Abteilung am Klinikum Memmingen gehört zu den größten in ganz Deutschland.

Vorschaubild: Chefarzt Prof. Dr. Albrecht Pfeiffer und sein Endoskopie-Team ermöglichen ihren Patienten schonende Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten durch neueste minimal-invasive Techniken. Foto: Ralph Koch