Vom Schandfleck zum Schmuckstück

Endlich: Steinheimer Zehntstadel feierlich eingeweiht

veröffentlicht am 23.07.2020

Vom Schandfleck zum Schmuckstück: Der Zehntstadel in Steinheim wurde vom Mittelalter in die Neuzeit transportiert. Fotos: Elmar Würth

Memmingen/Steinheim (ew). Endlose Diskussionen und ein Bürgerentscheid sind diesem Projekt vorangegangen: Nach zähem Ringen konnte das denkmalgeschützte Gebäude an der Egelseer Straße nach knapp zweijähriger Sanierungszeit nun endlich seiner Bestimmung als Bürgergemeinschaftshaus übergeben werden.

"Vom Schandfleck in ein Schmuckstück“ verwandelt habe sich das Gebäude, so Oberbürgermeister Manfred Schilder in seiner Begrüßung bei der feierlichen Einweihung. Auf 750 Quadratmeter Nutzfläche enthält es alles, was für ein Gemeindezentrum notwendig ist. Im Erdgeschoss gibt es einen Saal für Veranstaltungen, Mehrzweckräume, einen Ausschankraum, eine Küche und Nebenzimmer. Über dem ehemaligen Wohnzimmer befindet sich ein Multifunktionsraum, im Obergeschoss hat die Steinheimer Musikkapelle nun einen Proberaum, der auch für Hochzeiten, Vereinsfeste oder Geburtstagsfeiern genutzt werden kann. Für Barrierefreiheit sorgt ein Aufzug.

"Ein Haus auf das wir stolz sein können"

OB Manfred Schilder (links) überreicht den Abschlussbericht der Vorbereitenden Untersuchung Steinheim an Klaus Kern, 1. Vorsitzender des Bürgerausschusses.

Aufgrund erhöhter Baukosten konnte der ursprüngliche Kostenrahmen in Höhe von 3,7 Millionen Euro nicht eingehalten werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 4,4 Millionen Euro, die aber zum Großteil aus Fördertöpfen finanziert werden. „Hier ist ein Haus entstanden, auf das wir stolz sein können“, freute sich der Vorsitzende des Fördervereins Thomas Barth, der sich 18 Jahre lang mit dem Projekt beschäftigt hat. „Es war ein langer, harter und steiniger Weg bis hierher, mit viel Gegenwind“, so Barth in Anspielung auf den massiven Widerstand einiger Stadträte gegen dieses Projekt, der 2016 in ein Bürgerbegehren mündete.

Bei der geplanten Umgestaltung der Ortsmitte spiele der Zehntstadel eine zentrale Rolle. Barth dankte in diesem Zusammenhang der Steinheimer Bürgerschaft für ihre aktive Beteiligung an diesem Projekt. Ganz besonders hob er die Arbeit des Vorsitzenden des Bürgerausschusses, Klaus Kern, hervor und lobte ihn für sein großes Engagement.

Mittelalterliches Gebäude in Neuzeit transportiert

Schilder ging in seiner Festrede auf die lange Geschichte des Zehntstadels ein. Bereits im 15. Jahrhundert wurde Steinheim von den Rittern von Eisenburg an das Memminger Unterhospital verkauft. Schon damals wurde das Gebäude für die Lagerung des Zehnten, also die Abgabe der Bauern an die Herrschaft, genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude dann sogar noch erweitert. Keine Verwendung mehr fand der Zehntstadel allerdings, als im 19. Jahrhundert das Spital aufgelöst wurde. Er wurde dann zu einem bäuerlichen Anwesen umfunktioniert, das bis 1993 noch bewohnt war.

Einmaliger Dorfmittelpunkt

Der leitende Architekt Sebastian Dellinger bezeichnete den Zehntstadel als "einen Dorfmittelpunkt wie es keinen anderen gibt". Alle ehemaligen Strukturen des Gebäudes konnten erhalten werden und seien deutlich erkennbar. Dellinger freute sich über den „Transport des mittelalterlichen Gebäudes in die neue Zeit“ und fügte hinzu, dass er bei diesem Projekt viel gelernt habe.

"Werbung für den Denkmalschutz"

Als beste Werbung für den Denkmalschutz bezeichnete der stellvertretende Bezirkstagspräsident Edgar Rölz den Zehntstadel. Dieses Gebäude gehöre nun zu den „Top 10 aller Dorfgemeinschaftshäuser in Schwaben“. Die Stadt als Eigentümer stellt das Haus dem Dorfgemeinschaftsverein unter der Bedingung, die Räume nicht für gewerbliche Zwecke zu nutzen, kostenlos zur Verfügung. Lediglich für die Nebenkosten muss der Verein aufkommen.