Von der eigenen Schöpfung überwältigt

Das Landestheater zeigt das Drama „Frankenstein“ im Großen Haus

veröffentlicht am 29.11.2021

Grafik: Sarah Eigenseher

Memmingen (dl). Das Schauspiel "Frankenstein" feiert am 10. Dezember, 20 Uhr, Premiere im Großen Haus des Landestheaters Schwaben. Mary Shelleys fragt 1818 mit ihrem Roman "Frankenstein", ob es der Wissenschaft gelingen kann, Verantwortung für ihre Erfindungen zu übernehmen.

Der junge, vermögende Wissenschaftler Victor Frankenstein entwickelt erfolgreich einen künstlichen Menschen. Er ist aber bei dessen Geburt so überwältigt von der Hässlichkeit und der körperlichen Kraft des Wesens, dass er sein Labor schreiend verlässt und nicht eingreift, als das Wesen ebenfalls flüchtet. Das Wesen findet zwar einen blinden, verarmten Gelehrten, der ihm humanistische Werte, Sprechen und Lesen anhand von Gedichten von John Milton beibringt, muss aber bald erfahren, dass diese Werte im Kontakt mit sehenden Menschen nicht ausreichen, um Liebe zu erfahren. Die Umwelt sieht nur das Monster, den hässlichen Kraftprotz und überall wird es brutal verjagt. Die seelischen Narben werden mit jeder neuen Enttäuschung tiefer und auf seiner Suche nach Zuneigung verkommt das Wesen allmählich zur rächenden Mordmaschine. Es zerstört Victors Familie und Eigentum und endet mit seinem Schöpfer im endlosen Kampf um Eigenständigkeit in der eisigen Polarwüste. Wer ist das Monster – der egomane Schöpfer oder die menschenähnliche Kreatur?

Das Landestheater Schwaben zeigt den Klassiker in einer zutiefst berührenden und aufwühlenden Neubearbeitung von Nick Dear, in der Fragen nach dem Sinn und der Wertigkeit des Lebens gestellt werden. Regie führt Max Claessen, der bereits "Das große Heft", sowie "Szenen einer Ehe" am Landestheater inszenierte.

Gelingt es der Wissenschaft, Verantwortung für ihre Erfindungen zu übernehmen? Zweihundert Jahre, sieben Pandemien und unendlich viele Erfindungen später – wie Plastik 1855, Dynamit 1867, Automobil 1886, Rakete 1926, Kernkraft 1942, World Wide Web 1989, reproduktives Klonen 1997 – ist die Frage der Verantwortung alles andere als geklärt.

Weitere Aufführungen am 12. und 19. Dezember (weitere Termine werden noch veröffentlicht).