"Weiche Faktoren berücksichtigen!"

Mitgliederversammlung Bürgerforum zum Rosenviertel

veröffentlicht am 26.10.2020

Memmingen (dl/as). Das "Bürgerforum Altstadt Memmingen e.V.", hervorgegangen aus der Bürgerinitiative Bf/4 zur Umgestaltung des Bahnhofs-Areals, jetzt Rosenviertel, hielt vor Kurzem seine erste ordentliche Mitgliederversammlung ab. Trotz der durch Covid-19 bedingten Einschränkungen konnte eine stattliche Mitgliederzahl begrüßt werden.

Unter den Gästen waren auch die Stadträte Prof. Dieter Buchberger, Hans Pfalzer und Rupert Reisinger.

Die erste Vorsitzende Franziska Mamitzsch berichtete unter anderem von mit den im Stadtrat vertretenen Fraktionen zum Thema Rosenviertel begonnenen Informationsgesprächen, die nun auch auf das Stadtplanungsamt und die Stadtspitze ausgedehnt werden sollen.

Nach dem Vortrag des Kassenberichts wurde die Vorstandschaft, Franziska Mamitzsch, Joseph Neudegger und Rolf Diefenthaler, einstimmig entlastet. Im Anschluss daran stellte das Vereinsmitglied Max Eichenauer, Architekt und Städteplaner, zahlreiche durch ein Video unterlegte Informationen vor. Der Verein setzt sich dafür ein, dass diese in die für den städtebaulichen Wettbewerb rund um das Rosenviertel aufzustellenden Rahmenbedingungen aufgenommen werden. Die Wettbewerbsteilnehmer sind in der Regel auswärtige Planungsbüros, die nicht nur die harten (Lage, Größe, Bestand etc.), sondern auch die weichen Faktoren (Verbindung zur Oststadt, Eingang in die Altstadt, Einbettung in das Umfeld, Verkehr. etc.) benötigen, um gute Lösungsvorschläge erarbeiten zu können.

Wohnraum ansiedeln statt größerer Märkte

Im Vorfeld der Stadtratssitzung zum Rosenviertel hatte sich eine engagierte Diskussion unter den anwesenden Mitgliedern des Bürgerforums Altstadt entwickelt. Die Kritik entzündete sich daran, "dass die Ergebnisse der bisherigen Bürgerbefragungen sind in wesentlichen Punkten unzutreffend, zum Teil entstellend dargestellt" worden seien. Es sei der vielfache Wunsch der aktiv beteiligten Bürgerinnen und Bürger gewesen, vor allen Dingen auch für ausreichenden Wohnraum zu sorgen, und eben nicht größere Märkte anzusiedeln, wie das bei Ten Brinke mit ca. 2.500 Quadratmetern der Fall gewesen wäre.

"Stattdessen legt man Ihnen, verehrte Stadträte, jetzt ein Gutachten einer Gesellschaft für Einzelhandel vor, in dem sage und schreibe bis zu 3.600 Quadratmeter für drei Märkte vorgeschlagen werden, unter anderem für Bekleidung und Sportartikel, in unmittelbarer Nähe von Aksamit und Reischmann.

"Was glauben Sie, wofür und wogegen über 60 Prozent der Memminger beim Bürgerentscheid 2019 votiert haben?", so lautet die rhetorische Frage in einem Anschreiben an die Mitglieder der CSU-Fraktion des Memminger Stadtrates. "Die grundsätzlichen, stadtstrukturellen und damit auch politischen Fragestellungen der Einbettung dieses Stadtquartiers in das hochkomplexe städtische Umfeld fehlen in den überwiegend beliebig und belanglos formulierten Ausführungen völlig", kritisiert das Bürgerforum weiter. Es fehlten klare Orientierungswerte für das engere Planungsgebiet auch im Bezug zu seiner Umgebung.

Gesichtspunkte für den Wettbewerb

Die Teilnehmer wandten sich an die politischen Entscheidungsträger und Fraktionen mit der dringenden Bitte, sich dafür einzusetzen, dass die folgenden sieben Gesichtspunkte in den Wettbewerbs mit aufgenommen werden:

  1. Die Erläuterung der ungewöhnlich komplexen, städtebaulichen Situation muss Bestandteil der Ausschreibung werden. Der größte Teil der Wettbewerbsteilnehmer wird ortsfremd sein.
  2. Die dem Rosenviertel gegenüberliegende Seite mit Bahnhof, Kunsthalle und der funktional und gestalterisch völlig unbefriedigenden und unangemessenen Freiraumsituation muss zumindest gedanklicher Bestandteil des Wettbewerbs werden.
  3. Die Bahnhofstraße selbst muss in diesem Bereich, bezüglich Funktion und Gestaltung, in die Aufgabenstellung einbezogen werden.
  4. Auch zur Funktion und Gestaltung der Bahnhofstraße nach Süden zwischen Maximilianstraße und Parkhaus muss in diesem Zusammenhang zumindest eine umrisshafte Aussage gemacht werden. In der VU Altstadt wird momentan an einem umfassenden Verkehrskonzept gearbeitet, das möglicherweise eine Verkehrsberuhigung/Begrünung der Bahnhofstraße vorsieht. Dieses beabsichtigte Vorgehen muss unbedingt in die Vorgaben für das Rosenviertel eingearbeitet werden.
  5. Zwangsläufig ist auch eine Aussage zur Erschließung einer größeren Tiefgarage im Rosenviertel erforderlich, z.B. mit Zufahrt nördlich der Mewo-Kunsthalle oder evtl. auch einer Untertunnelung der Bahnhofstraße.
  6. Auf die besondere historische und auch die aktuelle Bedeutung des Bereiches »Kalchtor« muss unbedingt hingewiesen werden. Unterführung, Stadteingang, Verbindung West/Oststadt 7. Unabdingbar sind deutliche Orientierungswerte für das eigentliche Rosenviertel, z.B. ca. ein Drittel der Grundfläche als Freifläche, z.B. eine Gesamtnutzfläche zwischen 17.000 und 20.000 Quadratmeter, z.B. Wohnungsanteil ca. 60 Prozent der Nutzfläche.

Zustimmend wurde vom Bürgerforum registriert, dass im weiteren Verfahren nochmals eine Bürgerbeteiligung durch der Stadt vorgesehen ist.