"Wer keine Argumente hat, zerstört Plakate …?"

ÖDP-Kreisverband erwägt Anzeige gegen Unbekannt

veröffentlicht am 03.02.2019

Auf "Rettet die Bienen" auf diesem Plakat im Landkreis wurde "Rettet Bier". Auch weitere Plakate wurden zerstört oder beseitigt. Die ÖDP-Kreisverband erwägt, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Foto: privat

Memmingen/Unterallgäu (dl). Eine Anzeige gegen Unbekannt überlegt derzeit der ÖDP-Kreisverband Memmingen-Unterallgäu. Anlass hierfür sind zunehmend festzustellende Diebstähle und Zerstörungen von Plakaten zum anstehenden Volksbegehren „Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern – Rettet die Bienen“, vor allem im ländlichen Raum.

Robert Keller, stellvertretender Kreisvorsitzender Mindelheim, spricht von sieben Plakaten, davon zwei in Mindelheim, die weiteren in Weilbach, Apfeltrach, Unteregg. Auch andernorts würden Plakate von der Bildfläche „verschwinden“. Dass sich speziell im Bauernverband organisierte Landwirte gegen die Unterstützung des Volksbegehrens aussprechen, lege die Vermutung nahe, dass sich der Unmut in blanker Zerstörungswut Bahn bricht. Ganz nach dem Motto „Wer keine Argumente hat, zerstört Plakate“, so die Kreisvorsitzende Gabriela Schimmer-Göresz.

"Opfer einer verfehlen Agrarpolitik"

Sie fordert die sachliche Auseinandersetzung, den Fakten-Check und erteilt dieser Art von Behinderung demokratischer Rechte eine deutliche Absage. „Wir werden das nicht hinnehmen und überlegen eine Anzeige gegen Unbekannt“, so Schimmer-Göresz. Sie kann es nicht nachvollziehen, dass Landwirte Stimmung gegen das Volksbegehren machen. Bauern werden, so die ÖDP-Vorsitzende, nicht vom Verbraucher und Naturschützer zum Buhmann gemacht; sie sind Opfer einer verfehlen Agrarpolitik, die es auf EU-Ebene dringend zu korrigieren gilt.

Das Volksbegehren folgt Erkenntnissen auf wissenschaftlicher Basis. So käme ein Diskussionspapier der Akademie der Wissenschaften in Deutschland (Leopoldina) zu folgendem Schluss: „Die konventionelle landwirtschaftliche Pflanzenschutzpraxis hat einen Punkt erreicht, an dem wichtige Ökosystemfunktionen und Lebensgrundlagen ernsthaft in Gefahr sind. Bisherige Lösungsansätze sind an ihre Grenzen gekommen und es besteht dringender Bedarf, zu handeln“.

"Umweltbelastungen zu hoch"

Und weiter: „Die intensive, konventionelle Landwirtschaft lässt sich in der heutigen Form aus vielen Gründen nicht langfristig fortführen; ihre Umweltbelastungen (z.B. Nitratbelastung des Grundwassers, Habitatverlust für Vögel und Insekten, Bodenverdichtung, Verlust der biologischen Vielfalt einschließlich der Diversität von Fruchtpflanzen) sind zu hoch und dennoch ist der wirtschaftliche Ertrag für viele Landwirte zu niedrig.“ Dem ist, so Schimmer-Göresz, nichts hinzuzufügen.

Die Landwirte wären gut beraten, sich mit Verbrauchern und Naturschützern zusammen zu tun, um die Grundlage ihres eigenen Wirtschaftens auch für die nächsten Generationen zu erhalten. "Tun wir nichts, werden uns nach einer Studie der Vereinten Nationen bestenfalls noch 60 Ernten zugestanden", so Schimmer-Göresz, die darüber hinaus die kritischen Landwirte auf die Argumentationshife der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) verweist. Diese ist unter http://www.abl-bayern.info/fileadmin/Dokumente/AbL-Bayern/Dokumente/Argumentationsleitfaden_Landwirtschaft.pdf nachlesbar.