"Wir erfüllen unsere Rolle für die Region" - Gespräch mit Allgäu Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid

veröffentlicht am 09.04.2015

bu Mehr Attraktivität am Airport: Intersky bedient die innerdeutschen Ziele Berlin und Hamburg. Foto: Radeck

Memmingerberg (as). Im Gespräch mit der Lokalen hat der Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid Stellung zur immer wieder aufflackernden Diskussion um die Wirtschaftlichkeit des Allgäu Airports genommen. Ein offizielles Gutachten dazu soll im Mai vorgelegt werden. Unter anderem ging Schmid auch auf die aktuellen Vorwürfe der Initiative „Bürger gegen Fluglärm“ zum Thema Altlastenproblematik ein.

„Wir hatten von Anfang an positive Betriebsergebnisse. Wenn es nach dem Kriterium der Schuldenfreiheit ginge, müssten alle regionalen Flughäfen schließen. In Deutschland schreiben nur die sechs größten Flughäfen schwarze Zahlen“, erklärt Ralf Schmid. Die Krise durch den Wegfall der Ukraine-Ziele und durch den Abzug von Germanwings sieht Schmid als überwunden. „Uns sind im letzten Jahr über 90.000 Passagiere weggefallen, doch einen Teil davon konnten wir bereits durch neue Flugziele kompensieren.“ Seine Prognose für 2015: Sieben Prozent Wachstum.

 Mehr Eigenkapital erforderlich

Geschäftsführer Ralf Schmid Allgäu Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid. Foto: Radeck

„Was unsere Ergebnisse neben den ungelösten Konversionsaufgaben belastet, sind die Zinsen und Abschreibungen. Wir brauchen höheres Eigenkapital, sei es von neuen Gesellschaftern oder durch Erhöhung der Einlagen der bestehenden Gesellschafter.“

Schmid kritisiert das Ungleichgewicht von politischem und unternehmerischem Engagement: 18,5 Millionen sind von den Unternehmern eingebracht worden, lediglich 1,7 Millionen von den Gebietskörperschaften. „Es wäre schön, wenn Letztere sich stärker engagierten, zumal die Region seit Jahren vom Flughafen profitiert. 41 Prozent unserer Flugreisenden sind Incoming-Gäste  Das ist ein Wert mit touristischer Qualität. Wir erfüllen unsere Rolle für die Region.“

(Hinweis: In der Druckausgabe ist uns ein Zahlendreher unterlaufen, es sind 41 Prozent Incoming-Gäste, nicht 14 Prozent. Wir bitten dies zu entschuldigen!)

Mehr Einigkeit und ein deutliches Bekenntnis der Landräte und Oberbürgermeister in der Region würden vielleicht auch die Chancen auf eine Förderung durch den Freistaat erhöhen. Nach den neuen Leitlinien stünden dem Allgäu Airport als Flughafen mit bis zu einer Million Passagieren 75 Prozent Fördermittel zu. „Ob der Freistaat offen dafür ist, kann ich nicht sagen. Was ich weiß, lese ich in den Zeitungen“, so Schmid.

 Airport-Ausbau: Keine teuren Hochbauten geplant

Um die finanzielle Belastung stemmen zu können, brauche man vor allem mehr Passagiere. Hier soll der geplante Ausbau Abhilfe schaffen. Die Kostenschätzung von 15 bis 16 Millionen Euro (zehn Millionen hat der Freistaat bereits zugesagt) bezögen sich auf den ersten Bauabschnitt, also die Verbreiterung und Sanierung von Start- und Landebahnen, das Regenrückhaltebecken für die Entwässerung und die Flugbetriebstechnik. Entgegen der Kostenrechnung der „Bürger gegen Fluglärm“, die von 110 Millionen Kosten nur für die flugbetrieblichen Anlagen ausgehen, sind keine teuren Hochbauten wie z.B. ein Parkhaus vorgesehen. „Das war Bestandteil der Planung. Mehr nicht“, heißt es von Airportseite.

Positive Prognose

Mittelfristig sieht Schmid den Airport im Aufwind: „Der Flugverkehr wird weiter wachsen, nach einer Prognose von CSU-Verkehrsminister Alexander Dobrindt wird der Luftverkehr bis 2025 um 65 Prozent zunehmen. Hier rechnet sich auch der Airport gute Chancen aus: „Der Flughafen München wird immer enger, Stuttgart hat keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr“, so der Airport-Chef. „Dazu kommt der unumkehrbare Trend zu Kurzreisen: Viele verreisen lieber mehrmals im Jahr für ein paar Tage anstatt eine lange Reise zu buchen.“

PFT-Schadstoffquelle unklar

Auch zur Diskussion um Umweltschäden und Altlasten nimmt Schmid Stellung: „Wir sind einer von mehreren Grundstückseigentümern und niemand weiß, wo die Schadstoffquellen liegen. Es gibt auch noch keine klare Meinung dazu, in welcher Konzentration PFT gesundheitsschädlich ist.“

Die Belastung mit PFT (perfluorierte Tenside), die vom Wasserwirtschaftsamt Kempten im Herbst 2013 gemessen wurden, sind durch Löschübungen zu Bundeswehrzeiten entstanden. Wer dafür haften muss, ist unklar, denn EU-weit verboten ist der Schadstoff erst seit Juni 2008. Nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamts Kempten sind weitere bodenschutzrechtliche Untersuchungen nötig, um die Gefährdung abschätzen zu können und über etwaige Sanierungsmaßnahmen zu entscheiden. Das Bayerische Landesamt für Umwelt habe Schwellenwerte zum Schutz des Grundwassers festgelegt. „PFT ist langlebig und in der Umwelt kaum abbaubar“, erklärt der leitende Baudirektor Karl Schindle. Ob die Chemikalie auch an anderen Stellen als am Standort des ehemaligen Feuerlöschbeckens verwendet wurde, müsse durch eine „Vertiefte Historische Erkundung“ ermittelt werden.