„Wir sind ein tolles Team!"

Generationswechsel bei Magnet-Schultz ist sorgsam geplant

veröffentlicht am 06.02.2019

2009 rief er die Stiftung EUmérite ins Leben, im selben Jahr wurde Wolfgang E. Schultz (links) als Unternehmer und Vizepräsident der IHK Schwaben der bayerische Verdienstorden als Zeichen der Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern verliehen. 2015 übergab er die leitende Geschäftsführung an seinen Sohn Dr. Albert W. Schultz. Die Gemälde im Hintergrund zeigen Unternehmensgründer Adolf W. Schultz (rechts) und seinen Sohn Eduard W. Schultz. Foto: Sonnleitner

Memmingen (dl). 1912 gegründet von Adolf W. Schultz, existiert das inhabergeführte und mittlerweile weltweit agierende Familienunternehmen Magnet-Schultz nun bereits in der vierten Generation. In einem stetigen Prozess übergab Wolfgang E. Schultz die leitende Geschäftsführung vor vier Jahren an seinen Sohn Albert W. Schultz. Im Stammwerk von Magnet-Schultz in der Allgäuer Straße unterhielt sich "Die Lokale" mit Vater und Sohn über den Generationswechsel.

„Was ist die vordringliche Aufgabe eines schwäbischen Familienunternehmers mit 80 Jahren? Einen Platz im Altersheim für seinen Sohn zu finden“, mit diesem augenzwinkernden Bonmot eröffnet Dipl. El.-Ing. Wolfgang E. Schultz das Gespräch. „Das ist bei uns nicht so“, betont er. 2015, im Alter von 70 Jahren, übergab er das Ruder an seinen damals 40-jährigen Sohn Albert.

Mit Dr.-Ing. Albert W. Schultz geht das international agierende Unternehmen, das 2012 sein 100. Jubiläum feierte, bereits in die vierte Generation. „und das noch dazu im Bestzustand“, betont Wolfgang Schultz. Dieser Generationswechsel war von langer Hand geplant, „das war eine wunderschöne Entwicklung, der Übergang könnte nicht besser sein“, erklärt der Senior.

„Interesse geweckt, ohne Druck auszuüben“

In eine Rolle gedrängt, fühlte sich Albert Schultz nicht: „Natürlich war die Firma immer ein Thema bei uns zu Hause. Doch mein Vater hat es verstanden, mein Interesse zu wecken, ohne Druck auszuüben. Er hat die Entscheidung mir überlassen.“

Bereits als Schüler habe er es spannend gefunden, den Vater auf Messen zu begleiten. „Mit 13 Jahren nahm ich zum ersten Mal an einer internationalen Vertretertagung teil. In der Schule liefen unter anderem Mathe und Physik gut, das Ingenieurstudium lag also nahe, wobei mich auch ein Medizinstudium gereizt hätte“, bekennt Albert Schultz, der im Zivildienst eine Ausbildung als Rettungssanitäter absolviert hat. „Doch ich bereue meine Entscheidung nicht, ganz im Gegenteil: Ich bin dankbar für die Chance, die sich mir hier eröffnet.“

Vielzahl von Qualifizierungen durchlaufen

Als Albert Schultz mit 34 Jahren in das Unternehmen einstieg, hatte er nach seinem Ingenieursstudium eine Vielzahl von Ausbildungen und Qualifizierungen im In- und Ausland durchlaufen - „Bausteine“, wie er es nennt, zu denen auch Berufserfahrung in anderen Unternehmen und eine kaufmännische Zusatzausbildung (MBA) gehört. „Von Beruf Sohn“, das gibt es nicht bei Magnet-Schultz, die Unternehmer-Nachfolge muss sich ebenso qualifizieren wie alle anderen der über 30 Führungskräfte auch.

2010, zwei Jahre nach Gründung des Standorts Memmingerberg, wurde Albert Schultz einer von heute vier Geschäftsführern der Firma und fünf Jahre später, am 1. Oktober 2015, rückte er dann auf dem Chefsessel nach und führt seitdem das Unternehmen mit weltweit 2.700 Mitarbeitern. „Mit seiner Erfahrung und Kapazität unterstützt mein Vater mich weiterhin als Geschäftsführer“, erklärt der Junior. Der Vater wiederum genießt nach 50 Jahren in der Geschäftsleitung sowie zahl- und erfolgreichen Ehrenämtern, unter anderem am Allgäu Airport, einen gleitenden Übergang in den Ruhestand mit mehr Zeit etwa für private Reisen und ist bei den großen, strategischen Themen weiterhin gern dabei.

Generationswechsel gut vorbereitet

Für ihn selbst vollzog sich der Generationswechsel sehr viel unvermittelter: Wolfgang Schultz war erst 23 Jahre alt, als sein Vater Eduard W. Schultz, Sohn des Firmengründers Adolf W. Schultz, 1969 im Alter von 59 Jahren verstarb und musste sehr schnell in seine verantwortungsvolle Aufgabe hineinwachsen.

Ob es Generationskonflikte gab, möchten wir wissen. „Nein“, so die einhellige Antwort von Vater und Sohn, der Übergang sei „fast bilderbuchmäßig“ verlaufen. „Natürlich ging es nicht immer reibungsfrei“, räumt Albert Schultz ein, „und wir sind im Charakter recht verschieden, doch ich unterschreibe die unternehmerischen Prioritäten meines Vaters zu 99,5 Prozent und setzt sie auch genau so weiter um. Zudem werden wichtige Themen bei uns meistens gemeinsam mit anderen Führungskräften diskutiert und entschieden – qualifiziert, sachlich und analytisch.“

An deutlich größeren Unternehmen orientiert

Begleitet wird die Unternehmensführung von einem unabhängigen Firmenbeirat, in dem kein Familienmitglied sitzen darf. Neben der operativen Geschäftsführung werden durch dieses 2. Gremium professionelle Standards festgeschrieben und gewährleistet, sodass Magnet-Schultz mit börsennotierten oder großen Stiftungs-Konzernen auf Augenhöhe agiert. „Was wir hier machen ist sehr professionell“, erklärt Wolfgang Schultz. Seit 1993 sind die Regeln für die Unternehmensführung in einem Kodex festgelegt, der auch die Familie an das Unternehmen bindet: Die Interessen der Firma und ihre erfolgreiche Fortentwicklung stehen an erster Stelle.

„Wir sind ein gutes Team und damit meine ich auch unsere Mitarbeiter. In den letzten zehn Jahren haben wir in Memmingen 800 Arbeitsplätze geschaffen, bereits fast 1.000 aktive und ehemalige Mitarbeiter konnten mindestens 25 Jahre Firmenzugehörigkeit feiern und etliche sind bereits in der zweiten oder dritten Generation bei Magnet-Schultz tätig. Das spricht für ein gutes Betriebsklima“, erklärt Wolfgang Schultz.

Info: Magnet-Schultz ist Spezialist für elektromotorische Aktorik, Sensorik und Ventiltechnik. Die Firma entwickelt und fertigt nach Kundenspezifikation elektromagnetische und sensorische Lösungen für anspruchsvolle Branchen. Die Produkte finden Einsatz von der Tiefsee bis in den Weltraum, in Schienen- und in Straßenfahrzeugen, in Nutz- und Baufahrzeugen sowie in Personenkraftwagen, in medizintechnischen Apparaten, in industrieller Umgebung und in explosionsgefährdeten Bereichen.